UmweltausschussKölner verbrauchen 100.000 Pappbecher – pro Tag
Köln – Die Zahl ist gewaltig. Stimmen die Schätzungen der Deutschen Umwelthilfe, verbrauchen die Kölner jeden Tag rund 100.000 Pappbecher, um unterwegs Kaffee zu trinken. Coffee-to-go wird an jeder Ecke in Bäckereien, Fastfood-Ketten, Tankstellen oder Büdchen verkauft – ein Trend, der vor einigen Jahren, als man den Kaffee vor allem am Frühstückstisch zu Hause oder in einem Café trankt, noch nicht vorstellbar war.
Hinzu kommen die vielen weiteren Getränke und Essensverpackungen. Das Bundesumweltamt beklagt seit Jahren den Anstieg des Verpackungsmülls durch den „zunehmenden Außer-Haus-Verkehr“. Die Deutsche Umwelthilfe sagt, dass jedes Jahr allein rund 2,8 Milliarden Coffee-to-go-Becher im Müll landen.
Erstmals Thema in der Kölner Politik
Am Donnerstag wird sich erstmals auch die Kölner Politik mit dem Thema beschäftigen. Die „Piraten“ fordern in einem Antrag im Umweltausschuss, dass sich die Verwaltung mit einer Machbarkeitsstudie mit der Frage befassen soll, ob man mit einem Pfandsystem oder anderen Systemen den Müllberg reduzieren kann.
Alles zum Thema Cafes
- Termine im Überblick Osterbrunch in Köln – Auf diese Highlights dürfen Sie sich freuen
- Begegnungsstätte Verein „Siegburg hilft“ erweckt jahrelang leerstehende Kneipe zu neuem Leben
- Café Global In Waldbröl trafen sich Jugendliche vieler Nationen
- „Zwei Kaffee, bitte!“ Kölner Goldschmiedin ging mit dem Rucksack in Lappland auf Goldsuche
- Einzelhandel in Köln Wie der Leerstand in der Kölner Innenstadt auch zur Chance werden kann
- Gemütlich im Veedel unterwegs 16 Lieblings-Cafés in der Kölner Südstadt
- So war der „Tatort“ „Mission: Schrebergarten“ will die Weltgeschichte ändern
Es ist ein erster zaghafter Aufschlag für Mehrweg statt Einweg-Pappe in Köln, wo sich das Engagement im Wesentlichen darauf beschränkt, dass einzelne Kaffee-Verkäufer einen Rabatt gewähren, wenn man sein eigenes Trinkgefäß mitbringt. Andere Städte sind schon deutlich weiter. Wirkungsvoll wird eine Anti-Pappbecher-Kampagne erst, wenn man seinen Becher an möglichst vielen Orten zurückgeben kann. Andere Städte sind hier schon deutlich weiter.
Kaffee-Becher-Gipfeltreffen
In Hamburg trafen sich in der vergangenen Woche auf Initiative von Politik und Stadt die Großen der Branche zum Kaffee-Becher-Gipfeltreffen, darunter mit Tchibo, Starbucks oder McDonald’s auch Ketten, die sonst für lokales Engagement nur schwer zu begeistern sind. Man will einen „Kehrwieder-Becher“ einführen.
Der Kaffeeimporteur El Rojioto geht in der Hansestadt mit einem eigenen Pfandbechersystem und elf Cafés und Bäckereien bereits voran. Für einen umweltfreundliche Becher aus biologisch abbaubarem Material zahlt man 1,50 Euro „Leihgebühr“. Man kann den Becher immer wieder auffüllen oder gegen Rückgabe des Pfands zurückgeben. Die Becher sollen mindestens 75 Spülgänge aushalten.
Die Kölner Piraten verweisen in ihrem Antrag auf Freiburg, wo sich bereits einige Cafés und Backshops zusammen geschlossen haben, um den „FreiburgCup“ anzubieten. Ähnliche Projekte gibt es in Tübingen und Rosenheim. In Bayern hat die Umweltministerin die Becherfrage bereits zur Landesaufgabe erklärt.
Auszeichnung von der Deutschen Umwelthilfe
Auch Gemeinden im Kölner Umland sind schon weiter als Köln: Die Firma Mundorf Tank, die im Bergischen Land mehrere Tankstellen betreibt, wurde für ein Pilotprojekt mit dem hübschen Namen „Becherheld“ von der Deutschen Umwelthilfe ausgezeichnet. In Wipperfürth sammelt ein Café Erfahrungen mit einem in den Boden von Porzellantassen eingearbeiteten Mikrochip.
Kölns Umweltdezernent Harald Rau möchte die Herausforderung annehmen. Die Idee, mit einem Mehrwegsystem gegen die Pappbecher-Flut vorzugehen, begeistere ihn. Er freue sich auf die politische Diskussion im Ausschuss. Dort zeichnet sich im Vorfeld eine Mehrheit für die Idee ab, die Einführung eines Mehrweg-Pfand-Systems auch in Köln anzugehen.