Ungerechte Kita-GebührenMonheim verlangt Null Euro, Kölner müssen 2668 Euro zahlen

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Kinderbekleidung und Stiefel in einer Kita in NRW

Kinderbekleidung und Stiefel in einer Kita in NRW

Düsseldorf – In NRW müssen Eltern, die über das gleiche Einkommen verfügen, für einen Kita-Platz völlig unterschiedliche Gebühren bezahlen. Das liegt daran, weil die Kommunen, und nicht das Land, für die Festlegung der Sätze zuständig sind. In Lage (Lippe) zahlt eine Familie mit einem Bruttojahreseinkommen von 43 050 Euro für die 45-Stunden-Betreuung eines unter Dreijährigen Kindes den Spitzenwert von 4008 Euro im Jahr. In Duisburg werden für eine vergleichbaren Platz 3024 Euro fällig, in Köln sind es 2688 Euro. Wer in Monheim wohnt, hat Glück- dort die Betreuung völlig kostenlos.

Diese Zahlen gehen aus der Antwort der Landesregierung auf eine Große Anfrage der SPD zur Familienpolitik hervor. Auch bei den Gebühren für den Offenen Ganztag gibt es bei den Gebühren einen Flickenteppich.

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Am meisten Zahlen Eltern in Bad Münstereifel (1680 Euro) und in Kerken am Niederrhein (1500 Euro). Nicht nur die Gebühren sind völlig unterschiedlich, sondern auch die Einkommensgrenzen, nach denen die Gebühren bemessen werden. So fallen in Duisburg Polizisten und Erzieher schon zur unter die oberste Einkommensgruppe – und bezahlen damit genauso viel wie zum Beispiel Kita-Gebühren wie ein Professoren-Ehepaar. „Das ist ungerecht“, kritisiert Dennis Maelzer, Familienexperte der SPD: „Es darf nicht der Wohnort der Familie darüber entscheiden, ob Eltern bis zu zehn Prozent ihres Bruttojahreseinkommens für die Kita-Betreuung bezahlen müssen, während anderenorts keine Gebühren erhoben werden.“

SPD will landesweite Regel

Um die „Willkür“ zu beenden, sollten die Gebühren landesweit abgeschafft werden, forderte Maelzer. Derzeit bezahlen die Familien im Landesdurchschnitt 196 Euro im Monat für die Kita-Betreuung. Besonders alleinerziehende Eltern und ihre Kinder müssten stärker in den Blick genommen werden, sagte der Familienexperte der SPD. Hier herrsche für Kinder unter 18 Jahren mit 43,3 Prozent die höchste Armutsgefährdungsquote.

Zu wenig U3-Plätze

Fast 470 000 Kinder in NRW leben nach Auskunft der Landesregierung in armutsgefährdeten Haushalten. Angesicht der ansteigenden Geburtenraten müsse der Ausbau der Betreuungsplätze in Kitas und OGS schneller vorgetrieben werden, hieß es. Im Kita-Jahr 2021 seien lediglich 3.349 U-3-Plätze hinzugekommen. Dies sei ein „Negativrekord“, erklärte Maelzer. 2020 habe es 5202 neue U3-Plätze gegeben, zu Spitzenzeiten seien zusätzliche 27 000 Plätze geschaffen worden.

Kritik vom Kinderschutzbund

Auch Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbunds, kritisierte die Familienpolitik der schwarz-gelben Landesregierung. Er nannte die mehr als 500 Seiten umfassende Antwort der NRW-Regierung einen „Zahlenfriedhof“. Hilgers mahnte einen „Familienbericht“ an, der Grundlage der Planungen für die Kommunen sein könne. Wer eine „gute Familienpolitik“ machen wolle, müsse auch die Expertise von unabhängigen Wissenschaftlern als Fundament für künftige Strategien hinzuziehen, verlangte Hilgers. I

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