Unicef-Gipfel„Für die Zeit des Gipfels ist Köln die Welthauptstadt für Kinderrechte“

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Im Gürzenich wurde der internationale Gipfel der kinderfreundlichen Städte eröffnet.

Köln. – „Für die Zeit des Gipfels ist Köln die Welthauptstadt für Kinderrechte“, sagte Elke Büdenbender vom deutschen Komitee für Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Welthauptstadt Köln, das hört man gern in der Stadt, zumal aus dem Mund der Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Aber sie hat recht. Bis Freitag findet im Gürzenich das internationale Gipfeltreffen kinderfreundlicher Kommunen statt.

UN-Kinderrechtskonvention voranbringen

Auf Einladung von Unicef und der Stadt Köln kommen dort mehr als 600 Teilnehmer aus rund 200 Städten und Gemeinden in 43 Ländern zusammen, um weltweit Impulse für mehr Kinderfreundlichkeit und die Stärkung von Kinderrechten zu setzen. Der Gipfel soll zudem die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention voranbringen, die am 20. November ihren 30. Geburtstag feiert. Eine Zusammenkunft wie die in Köln hat es bislang noch nie gegeben.

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Elke Büdenbender (Unicef) beim internationalen Gipfel der kinderfreundlichen Städte im Gürzenich

Allein etwa 100 Bürgermeister reisen aus der ganzen Welt an, darunter auch solche aus Ländern, deren Regierungen nicht unbedingt als Verfechter von Kinder- oder Menschenrechten gelten, etwa China oder Iran. Natürlich sind auch Kinder und Jugendliche nach Köln gekommen. Jess (17) zum Beispiel, der Mitglied des Unicef-Juniorbeirats ist. Der junge Mann aus Offenburg nahm sogleich ebenjene Bürgermeister in die Pflicht: „Wir haben bei dem Gipfel die Chance, Bürgermeistern auf Augenhöhe zu begegnen.“ Bei ihnen wolle er für etwas werben, „was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Kinderrechte“. Und zwar für alle Kinder weltweit, nicht nur für die, „die das Glück hatten, in Deutschland aufgewachsen zu sein“, betonte Jess. 

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Vielleicht meint er damit Menschen wie Aissatou. Die 19-Jährige ist Mitglied des Kinderparlaments von Guinea, das dort sich für die Rechte junger Menschen einsetzt. Bei dem Gipfel berichtete sie darüber, dass Kinder und Jugendliche in ihrem Land oft Gewalt ausgesetzt sind, sie müssen dort häufig harte Körperliche Arbeit leisten und haben mitunter keinen Zugang zu Bildung. Weil sie von der guineischen Regierung zu wenig Unterstützung erführen, „müssen wir unsere Belange selbst in die Hand nehmen“, sagt die junge Frau kämpferisch. In den Workshops, Diskussionen und Treffen während des Gipfels hofft Aissatou, weiteren Input für ihre Anliegen zu bekommen.

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Elke Büdenbender (v.l.), Georg Graf Waldersee, Jess, Gary Stahl, Aissatou und Henriette Reker im Gürzenich

Weltweit gibt es nach Worten von Gary Stahl von Unicef rund 3500 Städte und Gemeinden mit dem Siegel „kinderfreundliche Kommune“, darunter 24 in Deutschland. Den Titel erreichen Städte, wenn sie sich verpflichten, Kinderrechte zu achten und in Projekten zu stärken. Köln schmückt sich seit Februar 2018 mit dem Attribut.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker warb bei dem Gipfel eindringlich für die Einhaltung der Kinderrechte. Zwar sei Köln mit Aktionen wie den Jugendparlamenten in zwei der neun Stadtbezirke oder der Einrichtung des Kinder- und Jugendbüros im vorigen März auf einem guten Weg. Dennoch gebe es auch für Köln noch genug zu tun. Das habe allein schon die stadtweite Umfrage unter Kindern und Jugendlichen gezeigt, in der etwa kostenloser öffentlicher Nahverkehr, mehr Treffpunkte im Freien und vor allem mehr Mitsprache eingefordert wurden. „Wir müssen Kinder mehr in Entscheidungen einbeziehen“, sagte Reker. Denn Entscheidungen, die etwa der Stadtrat fälle, betreffen ja vor allem kommende Generationen“.

„Kölner Erklärung“

Damit all das nicht nur Lippenbekenntnisse bleiben, sollen die beteiligten Bürgermeister am Ende des Gipfels der kinderfreundlichen Kommunen eine „Kölner Erklärung“ unterzeichnen, in der sie sich für eine Durchsetzung der Kinderrechte aussprechen. Die Erklärung fußt auf einer weltweiten Umfrage unter rund 120000 jungen Menschen, die darin ihre Wünsche und Bedürfnisse zum Ausdruck gebracht hatten.

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