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Universität zu KölnAbteilung für Osteuropäische Geschichte soll schließen

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Tschechien gehört zu den Ländern, dessen Historie in der Abteilung für Osteuropäische Geschichte erforscht wird. Hier ist die Prager astronomische Uhr am Altstädter Rathausturm zu sehen.

Tschechien gehört zu den Ländern, dessen Historie in der Abteilung für Osteuropäische Geschichte erforscht wird. Hier ist die Prager astronomische Uhr am Altstädter Rathausturm zu sehen.

Köln – Die Abteilung für Osteuropäische Geschichte an der Uni Köln steht vor dem Aus. Wegen einer im Jahr 2018 festgestellten Unterdeckung im Etat in Höhe von 17 Millionen an der Universität Köln soll unter anderem der Osteuropastudiengang auslaufen. Bereits 2016 gab es ähnliche Überlegungen an der Uni.

Knapp drei Jahre später wird es nun konkret: Nachdem die Philosophische Fakultät im Mai zwar einen Sparbeschluss verabschiedet hat, der als erste Maßnahme die Streichung der osteuropäischen Geschichte vorsieht, wurde dem Historischen Institut noch angeboten, einen Alternativvorschlag zur Erbringung der veranschlagten Sparsumme zu machen, erfuhr der „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Nachdem zwei Varianten im Institut diskutiert wurden, die eine Streichung der Osteuropäischen Geschichte hätten verhindern können, hat sich die Institutsversammlung dagegen entschieden, überhaupt einen Alternativvorschlag gegenüber der Fakultät zu machen. Maike Lehmann von der Abteilung für Osteuropäische Geschichte sagt: „Als Juniorprofessorin konnte ich in den letzten Jahren offenbar nicht genügend Gewicht einbringen.“

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Entsprechend hat das Slawische Institut schon ein Schreiben formuliert, das den Einschreibestopp für den Osteuropastudiengang im bereits laufenden Bewerbungsverfahren zum Wintersemester per Eilbeschluss beantragt. Auch wenn man einen Regionalstudiengang streicht, müssen die bereits immatrikulierten Studierenden weiter versorgt werden. Die Philosophische Fakultät plant wohl, die Arbeit einer ganzen Abteilung durch einen Akademischen Rat zu ersetzen.

Online-Petition gegen Kürzungsplan

Eine Online-Petition und zahlreiche Briefe und E-Mails, die sich gegen eine Schließung der Abteilung wenden, sind ohne Antwort geblieben. Auch ein an den Rektor der Universität, Axel Freimuth, gerichteter Appell konnte nichts mehr ändern. Unterzeichnet wurde er von dem CDU-Politiker Ruprecht Polenz, der Vorsitzenden des Verbandes der Osteuropa-Historiker, Julia Obertreis, und dem Vorsitzenden des Lew-Kopelew-Forum, Thomas Roth. Sie verwiesen darauf, dass Köln neben Bochum der letzte Standort in Nordrhein-Westfalen sei, an dem Slawistik und osteuropäische Geschichte gemeinsam angeboten würden. Diesen Standort-Vorteil solle die Uni nicht leichtfertig aufgeben.

„Die Osteuropäische Geschichte in Köln gehört traditionell zu den herausragenden Lehrstühlen im gesamten Bundesgebiet“, heißt es darin weiter. „Nicht nur aus wissenschaftlicher Perspektive wäre der Wegfall der Osteuropäischen Geschichte in Köln ein großer Verlust, sondern auch aus gesellschaftlicher und politischer“, schreiben die Verfasser. „Die Osteuropäische Geschichte stellt relevantes Hintergrundwissen für die Einordnung der aktuellen politischen Entwicklungen im östlichen Europa zur Verfügung.“

Fach mit wichtiger Brückenfunktion

Lehmann betonte, „dass das Fach eine wichtige Brückenfunktion hat, um zu erklären, was in den Gesellschaften vorgegangen ist. Warum etwa in Polen und Ungarn die Menschen so massiv auf Vorgänge in Brüssel reagieren.“ Es gehe darum, zu durchschauen, was für Erfahrungen die Menschen in diesen Ländern mit Demokratien gemacht haben. Osteuropa sei ein großer Raum, „der sehr heterogen ist. Das Fach hat den Anspruch, die Gesellschaften zu erklären, andere Informationen zu liefern als man sie in der täglichen Berichterstattung der Medien findet. Unsere Aufgaben ist es, Osteuropa-Experten in verschiedenen Sparten auszubilden“, sagte Lehmann. Damit die Gesellschaft einschätzen kann, woher was kommt.“

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In Zeiten, in denen die Kommunikation mit den osteuropäischen Partnern auf politischer Ebene immer schwieriger wird, kommt dem internationalen wissenschaftlichen Austausch auch eine wichtige Brückenfunktion zu. Doch Köln scheint darauf verzichten zu wollen.

Die Kölner Universität verweist darauf, dass man ein Budgetloch von 17 Millionen Euro stopfen müsse, dass unter anderem durch höhere Personal- und Mietkosten entstanden sei. Die Fakultäten seien angewiesen worden, selbstständig Einsparungen vorzuschlagen.

Sprecher Patrick Honecker geht davon aus, das es nach der anvisierten Schließung der Osteuropa-Abteilung zu keinen weiteren Institutsabwicklungen kommen werde. Die Osteuropäische Abteilung bestehe ohnehin nur aus zwei Mitarbeitern. Professor Christoph Schmidt werde demnächst emeritiert, das heißt er beendet seine Lehrtätigkeit aus Altersgründen. Die Juniorprofessur von Lehmann hätte ohnehin aus formalen Gründen nicht verlängert werden können.

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