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UnzufriedenheitKölner Feuerwehr hat kein Vertrauen mehr in die eigene Führung

Lesezeit 3 Minuten
Johannes Feyrer leitet die Berufsfeuerwehr seit vier Jahren.

Johannes Feyrer leitet die Berufsfeuerwehr seit vier Jahren.

Köln – Es rumort heftig bei der Berufsfeuerwehr Köln: Überlastung vor allem im Rettungsdienst, psychische Probleme von Beamten – und nun hat sich die Gewerkschaft Verdi zu Wort gemeldet und wirft der Feuerwehrführung zudem „intransparente Entscheidungen“ bei Beförderungen und einen „veralteten Führungsstil“ vor. Die Stadtverwaltung hat die Kanzlei Hotstegs Rechtsanwaltsgesellschaft aus Düsseldorf als Ombudsstelle eingesetzt. Die Juristen sollen Klagen von Feuerwehrleuten vertraulich entgegennehmen und an die Stadtverwaltung weiterleiten, auf Wunsch auch anonym.

Interne Kritik nicht erwünscht?

Worum geht es im Einzelnen? Viele der knapp eintausend Kölner Feuerwehrleute sind unzufrieden, weil sie mehr im Rettungsdienst als im Brandschutz eingesetzt würden. Dabei sei der Anteil der Rettungsdiensteinsätze zuletzt schon von 53 auf 44 Prozent reduziert worden, erwidert die Feuerwehr. Die meisten Einsätze nehmen die Hilfsorganisationen Rotes Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter und Malteser sowie eine externe Firma wahr.

Verdi ist das aber noch zu wenig. Die Gewerkschaft fordert, Rettungsassistenten oder Notfallsanitäter als Tarifbeschäftigte einzustellen, damit sich die Situation weiter entspannt und die Feuerwehrleute sich wieder mehr auf den Brandschutz samt entsprechender Fortbildungen konzentrieren können.

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Ein weiterer Kritikpunkt: Beförderungen hängen angeblich häufig nicht von Engagement und Leistung ab, sondern vom Zufall. „Bei vielen Mitarbeitern besteht zumindest das Gefühl, dass das persönliche Fortkommen nach Gutdünken erfolgt“, berichtet Verdi-Sprecher Tjark Sauer. Ein Feuerwehrmann spricht im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ von „Willkür“ und sagt: „Wer sich beschwert oder auflehnt, kriegt Probleme und kann sich seine weitere Karriere abschminken.“

„Unterdurchschnittliche“ Zufriedenheit

Auch Verdi fordert einen „neuen modernen Führungsstil“ innerhalb des streng hierarchischen Systems Feuerwehr. „Die Kollegen wollen mitgenommen werden. Sie wollen an Entscheidungen beteiligt werden und sie nicht einfach nur umsetzen müssen“, sagt Tjark Sauer. Bei vielen Mitarbeitern sei das Vertrauen in die höchste Führungsebene der Feuerwehr gestört: 63 Prozent hätten ihre Zufriedenheit mit ihren obersten Vorgesetzten in einer Befragung als „unterdurchschnittlich“ beschrieben.

Stadtdirektor Stephan Keller hat reagiert und erste Gespräche mit Feuerwehrleuten geführt, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Weitere sollen folgen. Was bislang besprochen wurde und mit welchem Ergebnis, will die Stadtverwaltung nicht öffentlich mitteilen. Nur so viel: Die Resonanz sei „unerwartet hoch“.

Teils „eklatante“ Vorwürfe

Aus einem Gespräch, das Keller und Feuerwehrbeamte zuletzt geführt haben, wurde bekannt, dass es bei den Klagen inzwischen teilweise auch um einzelne „tropfende Wasserhähne“ auf den Wachen gehen soll. In der jetzigen Situation, so war zu erfahren, werde von manchen Mitarbeitern „alles auf den Tisch gepackt“, was nur ansatzweise als störend empfunden werde – darunter offenbar auch eher zu vernachlässigende Kleinigkeiten.

Mit dem neutralen Ombudsmann sei aber nun „eine Struktur gelegt“, Kritik und Anregungen loszuwerden, betont Stadtsprecherin Inge Schürmann. Auf einzelne teils „eklatante Vorwürfe“, die derzeit im Raum stünden, wolle man sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern, sondern zunächst alle Gespräche abwarten.

„Unwürdiger Angriff“

Ein internes Schreiben aber, das Feuerwehrdirektor Johannes Feyrer und der Personalratschef nach der Ausstrahlung eines Fernsehbeitrags über die Missstände vor zwei Wochen verschickt haben und das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, lässt erahnen, dass Feyrer die Vorwürfe seiner Mitarbeiter schwer treffen – oder vielmehr deren Veröffentlichung? Den TV-Bericht kanzelt Feyrer in dem Schreiben als „unwürdigen Angriff“ ab. Aber nur ein paar Zeilen später heißt es: Die formulierten Sorgen der Mitarbeiter seien dem Stadtdirektor und der Branddirektion „großenteils“ bekannt. Sie würden „sehr ernst“ genommen.

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