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Urteil an Kölner GerichtBetrug in großem Stil mit Fußballtickets und Kreuzfahrten

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Symbolbild

Köln – Mit seinem Geständnis, das nur in einem Punkt von den beiden umfangreichen Anklagesätzen abweicht, hat am Dienstag im Landgericht der Prozess gegen einen 54-jährigen Mann begonnen, dem Betrug in großen Stil zur Last gelegt wird. „Ich will einen Schlussstrich ziehen“, sagte Marc K., der insgesamt gut dreieinhalb Jahre in Untersuchungshaft gesessen hat, „ich räume alles ein“. Zuvor hatten sich die Prozessbeteiligten darauf verständigt, dass der Angeklagte eine Freiheitsstrafe zwischen fünfeinhalb und sechseinhalb Jahren erhält, wenn er ein „glaubhaftes und überprüfbares“ Geständnis ablegt.

Erstes Urteil zum Teil aufgehoben

Schon 2014 hatte er wegen Betrugs in Köln vor Gericht gestanden und war zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der Bundesgerichtshof hat das Urteil in einem Revisionsverfahren zu einem großen Teil aufgehoben, so dass viele der 130 Fälle, in denen Mark K. einen Gesamtschaden von rund 270 000 Euro angerichtet haben soll, jetzt neu verhandelt werden müssen. Der Tatzeitraum liegt zwischen Juni 2010 und April 2013. Mit gefälschten Personalausweisen und Meldebescheinigungen eröffnete Marc K. unter Alias-Namen wie Hans Meurer, Peter Meier und Friedrich Langer Konten bei etlichen Kreditinstituten, ob bei der Deutschen Bank, der Volksbank Hamburg oder der Schwäbischen Bank.

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Dann bot er über Inserate in Zeitungen, auch in überregionalen Blättern wie der „Welt am Sonntag“ und der „Süddeutschen Zeitung“ , sowie bei Ebay allerlei an, was er niemals zu liefern beabsichtigte, weil er schlicht nicht darüber verfügte, darunter Saisonkarten für den FC Bayern München, Tickets für ein Championsleague-Finale oder ein DFB-Pokalendspiel. Außerdem im Angebot: Mobiltelefone, Tischreservierungen für das Oktoberfest und Karibik-Kreuzfahrten mit einem „Aida“-Schiff.

In den meisten Fällen zahlten die Kunden und gingen leer aus; einige waren allerdings so vorsichtig, vor der Überweisung für die Tausende Euro teuren Seereisen beim genannten Anbieter anzurufen, und entgingen so dem Betrug, zu dem die Staatsanwaltschaft wiederholt lapidar vermerkt: „Die Reise fand in der angebotenen Form nicht statt.“ Auch konnte es vorkommen, dass jemand, der sich Fußball-Karten sichern wollte, „an der Seriosität des Angebots zweifelte“ , wie es in der Anklageschrift heißt, und eine Rückbuchung veranlasste.

Arbeitgeber mit Scheinrechnungen betrogen

Als Marc K. im Mai 2013 in Köln verhaftet wurde, wohnte er im noblen Kranhaus Nord des Rheinauhafens. Da war er bereits vorbestraft: 2005 war er in Ravensburg zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt worden, weil er seinen Arbeitgeber mit Scheinrechnungen um 3,6 Millionen Euro betrogen hatte. Nachdem er in Köln aus jahrelanger Untersuchungshaft freigekommen war, konnte er nicht der Versuchung widerstehen, sein Leben wie gewohnt mit gewerbsmäßigem Betrug zu finanzieren. Der zweite Anklagekomplex betrifft die Zeit von Juli 2016 bis August 2017. Mehr als 54 Fälle sind aufgelistet. Mal eröffnete Marc K. als Österreicher mit Wohnsitz in Köln ein Konto, mal als gebürtiger Schweizer oder Lette.

Die Vielfalt der Ware reicht von Staubsaugern und Fahrradanhängern über Goldmünzen, einen Mähroboter und Digitalkameras bis zu einem Metalldetektor und einer Märklin-Dampflok. Zudem lockte Marc K. im Internet Kunden mit Ferienwohnungen und -häusern an. Anfang dieses Jahres wurde er verhaftet.

Von nun an werde er ein straffreies Leben führen, beteuerte er. Mit Hilfe seiner Lebensgefährtin, die ein mittelständisches Unternehmen führt, plane er einen „Neueinstieg“ in Berlin. Die 3.Große Strafkammer ordnete unter strengen Auflagen Haftverschonung an. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

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