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VergleichKöln und Düsseldorf bekämpfen Corona mit unterschiedlichen Strategien

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  • In der Corona-Krise bekämpfen Köln und Düsseldorf das Virus mit unterschiedlichen Strategien.
  • Schon jetzt wird deutlich, dass das Vorgehen in der Krise auch einen Ausblick auf den Wahlkampf in der Landeshauptstadt gibt.
  • Wir zeigen, welche Strategie Kölns Stadtdirektor Stephan Keller bevorzugt und wie Düsseldorfs OB Thomas Geisel in der Krise agiert.
  • Und wir erklären, wieso es in Köln deutlich mehr positive Tests gibt.

Köln/Düsseldorf – Armin Laschet in Nordrhein-Westfalen oder Markus Söder in Bayern? Die Frage, welcher Ministerpräsident sein Bundesland besser durch die Corona-Krise führt, scheint sich zu einem nationalen Wettbewerb entwickelt zu haben; vorrangig innerhalb der Unionsparteien, aber eben auch in der allgemeinen Wahrnehmung. Von einem nicht unähnlichen Streit um die bessere Strategie lässt sich im Düsseldorfer OB-Wahlkampf sprechen. In der Landeshauptstadt trifft Amtsinhaber Thomas Geisel (SPD) auf den Kölner Stadtdirektor Stephan Keller (CDU) als Herausforderer. Was das Vorgehen in der Corona-Pandemie angeht, unterscheiden sich die Kandidaten erheblich.

Geisel hält es für sinnvoll, sich in erster Linie auf den Schutz gefährdeter Bevölkerungsgruppen zu konzentrieren. „Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass seit Beginn der Corona-Krise in Deutschland Angst und Verunsicherung das öffentliche Leben bestimmen“, sagte er Mitte Mai. Dem würde Keller unbedingt widersprechen. Der Mann, der bis zu seinem Wahlkampf-Urlaub den städtischen Krisenstab leitete, sieht Lockerungen vergleichsweise kritisch. Die dauerhafte Eindämmung von Neuinfektionen bleibe das oberste Ziel.

Köln: Ausweitung der Tests spielt große Rolle

Dabei spielten außer Hygiene-, Abstands- und Kontaktregeln die Ausweitung der Tests sowie das systematische Erfassen von Kontaktpersonen eine maßgebliche Rolle, sagte Keller in einem Interview mit der „Westdeutschen Zeitung“. Selbst wenn die Kölner Verwaltung einen strengeren Kurs verfolgt, die Auswirkungen des Covid-19-Virus sind nicht wirklich anders als 50 Kilometer rheinabwärts.

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Ein Vergleich der jeweiligen Daten zu den Infizierten und den Gestorbenen, die das Virus in sich trugen, muss die unterschiedliche Einwohnerstärke berücksichtigen. Die Statistiker des Landes führen für Köln 1,088 Millionen Einwohner an (Ende 2019), für Düsseldorf 622.000. So leben in der Landeshauptstadt lediglich 57 Prozent der Menschen wie in Köln.

2701 Corona-Infizierte in Köln, 1976 in Düsseldorf

Seit Anfang März gab es in Düsseldorf 1976 durch Labortests bestätigte Ansteckungsfälle. 42 Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert waren, sind gestorben. Der Kölner Gesundheitsbehörde sind 2701 Infektionen bekannt. Die Zahl der Gestorbenen beträgt 106. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl meldete Düsseldorf mehr positive Testergebnisse und weniger Todesfälle. Insbesondere aus der Anzahl der gestorbenen Menschen lässt sich allerdings nur schwerlich etwas ableiten; dafür ist die Datengrundlage zu gering. Hinzu kommt, dass die Teststrategien der Nachbarstädte voneinander abweichen.

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Nach Angaben des Presseamtes wurden bis Montag „159.121 Covid-19- Abstriche bei Kölner Bürgerinnen und Bürger durchgeführt“. Anfangs wurden ausschließlich Patienten mit Symptomen getestet. Im Verlauf der Pandemie erweiterte die Stadt den Personenkreis. Mehr als 32.000 aller Untersuchungen habe die Verwaltung selber vorgenommen. Im einzelnen wurden vorsorglich 20.600 Beschäftigte in Seniorenheimen sowie in Pflege- und Betreuungsstätten getestet; ebenso 4250 Bewohnerinnen und Bewohner.

Dem Personal in Kindertagesstätten wurden rund 1150 Abstriche entnommen. Rund 6000 weitere Proben wurden in dem Infektionsschutzzentrum für Angehörige von Berufen untersucht, die als wichtig für die Bewältigung der Krise gelten. „Man muss die vorhandenen Testkapazitäten strategisch richtig einsetzen“, sagt Keller.

Sieben-Tage-Inzidenz aktuell in Köln höher

Anders als in Köln werden in Düsseldorf ausschließlich Menschen getestet, die unter Beschwerden leiden. „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Test unter diesen Bedingungen positiv ist, ist natürlich höher, als wenn Testungen breiter gestreut werden“, sagte Michael Bergmann vom Presseamt.

Um die Infektionslage überörtlich vergleichbar zu machen, wird seit einiger Zeit die Sieben-Tage-Inzidenz errechnet. Die Kennziffer gibt Auskunft darüber, wie viele Menschen sich beispielsweise in einer Stadt in den zurückliegenden sieben Tagen angesteckt haben – und das bezogen auf jeweils 100.000 Einwohner. Hatte Düsseldorf in der vorigen Woche noch einen höheren Wert als Köln, so war es am Montag umgekehrt. In Düsseldorf verringerte sich die Kennziffer auf 5,9 – in Köln stieg sie auf 6,26.

Auch in diesem Fall gilt: Bei den im Vergleich zu den Monaten März und April niedrigen Gesamtzahlen kommen geringfügigen Schwankungen nicht allzu viel Bedeutung zu. Das Robert-Koch-Institut gibt die Zahl 50 als kritischen Wert an. Für Köln würde das bedeuten: 550 Neuinfektion in einer Woche. Davon war die Stadt zuletzt weit entfernt, das gleiche trifft für Düsseldorf zu. Schwer zu sagen, wer es besser macht.

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