Verkehr in KölnZülpicher Straße bleibt länger gesperrt

Lesezeit 3 Minuten
MDS-KSTA-2016-04-19-190416zuelpicherstr22

Die Zülpicher Straße bleibt gesperrt.

Köln – Ein Mann hat es sich neben den Straßenbahnschienen mit seinem Liegestuhl gemütlich gemacht. Kinder fahren mit dem Roller die Straße entlang, im Zickzack-Kurs um Menschen, die dort auf Decken sitzen und in Wassermelonenstücke beißen. Gefahr durch Autos droht nicht, denn seit einiger Zeit ist die Zülpicher Straße zwischen Meister-Ekkehart-Straße und Hans-Mayer-Weg für den PKW-Verkehr gesperrt, zunächst versuchsweise für drei Monate.

Die Agora Köln, eine Verbindung unterschiedlicher Institutionen, Organisationen und Initiativen, hat Kölner Bürger auf die gesperrte Straßenfläche zum Picknick eingeladen, um die Freiheit vom Autoverkehr zu genießen. Sie wird noch eine Weile bestehen bleiben, wie anwesende Kommunalpolitiker verkünden: „Die Bezirksvertretungen Lindenthal und Innenstadt haben sich mit der Verwaltung darauf geeinigt, dass die Zülpicher Straße noch weiter gesperrt bleibt, bis die Ergebnisse des Versuchs ausgewertet sind“, sagt der stellvertretende Lindenthaler Bezirksbürgermeister Roland Schüler. Das werde sicher bis September dauern. Dann werden Politik und Verwaltung nach einer Bürgerversammlung entscheiden, wie es weitergeht.

„Ein voller Erfolg“

Langfristig möchten sie die Zülpicher Straße dauerhaft und auch ein weiteres Stück bis zur Dasselstraße sperren – vorausgesetzt, der Versuch gelingt, und der Autoverkehr sucht sich neue Wege, ohne zu viele Staus zu verursachen. Das scheint bislang der Fall zu sein. „Die Sperrung ist ein voller Erfolg“, sagt Joachim Schalke, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Köln. „Ich war eben an der Ecke Hohenstaufenring/Zülpicher Straße und hoch erfreut über die geringe Anzahl der Autos dort“, so Schalke. „Die Kreuzung war sonst immer hoch belastet und sehr gefährlich.“

Alles zum Thema ADFC

Und auch viele der rund 100 Picknickteilnehmer sind gekommen, um das Vorhaben zu unterstützen. „Wir möchten, dass sich die Situation für Radfahrer in Köln verbessert“, sagt Benjamin Jurszicyk. „Die Infrastruktur ist schlecht. Man ist als Radfahrer überall Gefahren ausgesetzt.“ Sein Freund Jannik Tesche pflichtet ihm bei: „Letzes Jahr sind drei Radfahrer gestorben.“

Für ein rad- und fußverkehrfreundliches Mobilitätskonzept setzt sich auch die Agora ein. „ Wir möchten mit dem Picknick zeigen, wie man den Straßenraum ohne Autos nutzen kann“, so Initiator Daniel Ullrich. Mit ein wenig mehr Gras auf der Straßenfläche wäre der Innere Grüngürtel an der Universität nun geschlossen. Um auf diese positive Auswirkung der Straßensperrung hinzuweisen, bringt Ullrich ein selbst gebasteltes Straßenschild neben der gesperrten Fläche an. „Fritz-Schumacher-Platz“ soll er auf Wunsch der Agora heißen, nach einem der Planer des Grüngürtels.

Und obwohl der grüne Untergrund dort noch fehlt, haben es sich die ersten Gruppen dort mit Picknickdecken gemütlich gemacht. Ein Mann spielt Gitarre, eine Frau singt dazu – und vielleicht werden die Menschen irgendwann auf der Zülpicher Straße tanzen.

KStA abonnieren