Verleihung in KölnIslam-Experte Mansour bekommt Menschenrechtspreis

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Gerhart Baum (v.l.), Preisträger Ahmad Mansour, Renate Liesmann-Baum und Ministerpräsident Armin Laschet.

Gerhart Baum (v.l.), Preisträger Ahmad Mansour, Renate Liesmann-Baum und Ministerpräsident Armin Laschet.

Köln – Ungeachtet des erfreulichen Aspekts, den Preisverleihungen allgemein haben, stand bei der Verleihung des Menschenrechtspreises der Gerhart und Renate Baum-Stiftung an den Psychologen und Publizisten Ahmad Mansour bei allen Rednern die Bedrückung über die augenblickliche Situation in Deutschland im Vordergrund. Er habe die gesellschaftliche Bedrohung noch nie so stark empfunden wie jetzt“, betonte der ehemalige Bundesinnenminister vor den Gästen in der Außenspielstätte am Offenbachplatz – darunter NRW-Kultusministerin Isabel Pfeffer-Poensgen und der Vizepräsident des Landtags, Oliver Keymis. Unsere Freiheit sei in Gefahr, „und viele passen sich im Kopf an“, sagte Baum und gab seiner Erschütterung darüber Ausdruck, dass „diese rechte Partei im Hahnwald neun Prozent“ Wählerstimmen bekommen konnte.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der die Laudatio auf den 43-jährigen Preisträger hielt, sprach von der „bedrohlichsten Lage“ seit Staatsgründung. Vor zehn Jahren habe der NSU noch durch Deutschland ziehen können, ohne dass dies wahrgenommen worden sei. Jetzt sei „die rechtsextreme Gefahr offenkundig“. Jede Form von Menschenverachtung sei inakzeptabel, unterstrich der CDU-Politiker und plädierte dafür, jeweils den Menschen und die Tat in den Mittelpunkt zu stellen „und nicht das Klischee, das wir daraus ableiten“.

„Wenn wir nur die Spitze des Eisberges betrachten, reagieren wir zu spät“

Preisträger Mansour, den das Ehepaar Baum aufgrund seines seines unermüdlichen Einsatzes für die Demokratie in unserer Integrationsgesellschaft „als visionären Brückenbauer“ bezeichnet hatte, nannte Deutschland „eine Republik der eindimensionalen Betrachtung“. Wir dürften nicht nur selektiv aufmerksam sein und danach suchen, was in unser Weltbild passt“. Man habe es nie mit Einzeltätern zu tun, sondern immer auch mit den Menschen, die dahinter stehen. „Wenn wir nur die Spitze des Eisberges betrachten, reagieren wir zu spät.“

Im Gespräch mit Joachim Frank, Chefkorrespondent des „Kölner Stadt-Anzeiger“, übte Mansour Kritik am Bildungssystem in Deutschland. Es müsse „mehr Auseinandersetzung mit der aktuellen politischen Situation stattfinden“, sagte der als Araber in Israel aufgewachsene Preisträger, der insbesondere für seine Arbeit auf dem Gebiet der Extremismus-Prävention geehrt wurde. Großen Beifall erhielt er für seine Kritik am „völkerrechtswidrigen Angriff“ des türkischen Staatspräsidenten auf Syrien. „Ich hoffe, dass der Konflikt möglichst bald ein friedliches Ende findet.“

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