Verstopfen und anzündenKölner Schüler folgen Internettrend und verwüsten Toiletten

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Eine Schultoilette (Symbolbild)

Köln – Es begann damit, dass alle Schultoiletten mutwillig mit Toilettenpapier verstopft wurden. Was die Schulleitung des Dreikönigsgymnasiums den Eltern mitgeteilt hat, sind nicht nur einfach ekelige Einzeltaten. Es ist auch ein gefährlicher Trend unter Jugendlichen, vor dem derzeit auch andere Kölner Schulleitungen die Eltern in Elternbriefen und Mails warnen.

Jugendliche werden über die Plattform TikTok zu einer dreiteiligen so genannten Toiletten-Challenge, aufgerufen. Bei den Challenges werden Videos ins Netz gestellt, in dem man sich bei einer „Aufgabe“ filmt und alle anderen Nutzer dazu aufruft, ihnen genau diese Aufgabe nachzumachen.

Toiletten-Challenge: Klotüren an Kölner Schulen ausgehängt

Bei der dreiteiligen Toiletten-Challenge werden Schülerinnen und Schüler im ersten Teil dazu animiert, systematisch die Abflüsse der Toiletten mit Klopapier zu verstopfen. Im Dreikönigsgymnasium hat das bereits dazu geführt, dass in dem neu errichteten Interimbau im Blücherpark beinahe alle Toiletten übergelaufen wären und sich der Inhalt im Gebäude verteilt hätte. Durch schnelles Handeln konnte das im letzten Moment verhindert werden. Tage später wurde dann Teil zwei der TikTok-Challenge beobachtet: In allen Gebäudeteilen wurden die Toilettentüren ausgehängt. Teilweise wurden dabei die Türen auf die Kabinenwände gelegt, was auch eine Gefahr für die Schülerinnen und Schüler darstellte, die die Toiletten benutzen.

In der Schule war man alarmiert, denn die dritte Stufe der Challenge sieht eine weitere Eskalation vor, die den Grad der Sachbeschädigung auf eine neue Ebene hebt: Nämlich das Anzünden von Toilettenpapier und Handtüchern in Schultoiletten.

Feuerwehreinsätze an Schulen in ganz Deutschland

In ganz Deutschland ist auf diese Weise schon in mehreren Schulen ein solch großes Feuer entstanden, dass es von der Feuerwehr gelöscht werden musste. In manchen Fällen brachten sich die Brandstifter selbst und andere Schüler in Gefahr. Zuletzt hat laut einem Bericht des „Stern“ an einer Hanauer Grundschule ein neunjähriger Junge Feuer in der Toilette gelegt. Es entstand ein Sachschaden von 30.000 Euro.

Durch ein Feuer an einer Frankfurter Schule entstand ein Sachschaden von 25.000 Euro. Bei einem weiteren Fall in Hessen erlitten demnach der Hausmeister und der stellvertretende Schulleiter Rauchvergiftungen. In Würzburg wurden bei einem solchen Vorfall sieben Schüler verletzt. Ein Mädchen sogar so schwer, dass es ins Krankenhaus musste.

Toilettengang wird dokumentiert – Eskalation in Köln verhindern

Genau solche Eskalationen will man in Köln unbedingt verhindern. Nicht zuletzt, weil dies nicht nur Sachbeschädigung ist, sondern dies auch die Gefahr der Körperverletzung bedeutet. Im Dreikönigsgymnasium wird nun der Toilettengang jedes einzelnen Schülers von den Lehrkräften dokumentiert. In Pausen, in denen eine Aufsicht an den Toiletten nicht gewährleistet werden kann, bleiben diese geschlossen.

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In anderen betroffenen Schulen wurde das Toilettenpapier entfernt und muss nun von den Schülerinnen und Schülern selbst mitgebracht werden. Auch abgesehen davon werden Schülerschaft und Eltern unmissverständlich klar gemacht: Wer erwischt wird, dem drohen Ordnungsmaßnahmen und gegebenenfalls auch polizeiliche Anzeigen. 

Eltern sollen mit Kindern über TikTok-Challenges reden

Verschiedene Kölner Schulleitungen fordern in diesen Tagen die Eltern dringend dazu auf, mit ihren Kindern über die TikTok-Challenges, die in verschiedenen Formen zu Sachbeschädigung aufrufen, zu reden. „Bitte besprechen Sie mit Ihren Kindern den Schwachsinn solcher Challenges! Erläutern Sie Ihnen, dass Sachbeschädigung und Vandalismus kriminelle Aktionen sind“, heißt es in dem Elternbrief einer anderen Schulleitung aus dem Kölner Westen. Abgesehen davon hilft nach Ansicht des Kölner Jugendforscher Clemens Kronenberg: Mehr Medienerziehung in den Schulen. Nicht nur in Form von Medientagen, sondern fest verankert im Lehrplan.

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