Verwässertes KonzeptBarbara Schöneberger mit eindimensionaler Stimme im E-Werk

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Barbara Schöneberger

Barbara Schöneberger

Köln – TV-dauerpräsent als selbsternannte „Award-Babsi“, ein eigenes Magazin plus Radioprogramm und dann nicht erst seit ihrem aktuellen Album mitten im Musikbusiness: Wie schafft Barbara Schöneberger das bloß, muss man sich angesichts dieser Allroundpräsenz fragen – um dann festzustellen, dass sie sich wohl ausgerechnet in Sachen Gesang gerade ein ganz kleines bisschen verhoben hat. Bizarrerweise liegt das aber nicht daran, dass sie am Mittwochabend beim Finale ihrer Albumtour im E-Werk den Schöneberger-Bogen überspannt hätte. Ihre Musik ist nämlich schlicht und einfach zu wenig Schöneberger.

Schöneberger zieht sich selbst durch den Kakao

Doch keine Sorge, die gute Nachricht vorneweg: Am Ende – fast drei Stunden Programm, Selfie-Bäder im Publikum und fünf Kleiderwechsel vom himmelblauen Jumpsuit über knappen Barkeeper-Outfit in Schwarz-Weiß bis zum quietschgrünen Abendkleid später („Bis ich das alles wieder ausbekomme, habe ich Menopause“) – bekommt Barbara Schöneberger anhaltenden Applaus und Standing Ovations. Das liegt vor allem daran, dass die 45-Jährige es einfach nicht verlernt hat, grandios zu unterhalten. Unterhalten ist an diesem Abend übrigens synonym zur ständigen ironischen Selbstkasteiung der Entertainerin. Am laufenden Band zieht sich Schöneberger unter dem Johlen des Publikums nämlich selbst durch den Kakao.

Zuerst ihr kurzes lila Glitzerkleid („Ist doch toll, was man aus pinker Farbe und Rettungsfolie zusammenbasteln kann“), dann ihre Werbeengagements für Elektrozahnbürsten und Wurstsalat, schließlich den Absatz ihres aktuellen Albums („Ursprünglich angelegt für den Massenmarkt, jetzt, zehn Monate nach der Veröffentlichung, sind wir auf einem guten Weg“), um am Ende zu bilanzieren: „Man nennt mich auch den Thermomix der Showbranche.“ Solch außergewöhnliche Selbstironie verdient Respekt – und die Erlaubnis, dass so viel Multitalent auch irgendwo seine Schwachstellen haben darf.

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Zwischen Sex, Männern und weiblichem Ü40-Alltag

Bezeichnenderweise scheinen die genau da zu liegen, wo das Konzept Schöneberger verwässert: Nur an vier der zwölf Songs auf ihrer aktuellen Platte „Eine Frau gibt Auskunft“ war die Entertainerin selbst als Co-Autorin beteiligt. So ganz verwundert das nicht, denn die Chansons, die sich thematisch zwischen Sex, Männern und weiblichem Ü40-Alltag entlanghangeln, lassen in Teilen den punktgenauen Witz der Moderation Schönebergers vermissen. Stattdessen Plattes wie „Männer sind wie Fastfood / machen süchtig und fett“ oder „Hab das Herz eines Boxers / steh auf und fang an“. Lediglich die überraschenderweise leider ähnlich eindimensionale Gesangsstimme wird Schöneberger komplett selbst zu verantworten haben.

Schöneberger-Multi-Thermomix-Gesamtpaket

Die magischsten Momente schafft die Allrounderin dann, wenn sie auf der Bühne gemeinsam mit ihrer Band die Songs anderer starker Frauen wie Madonna, Whitney Houston oder Beyoncé covert – übrigens ein feministischer Akt, lässt Schöneberger ihr Publikum im E-Werk wissen.

Und zugegeben: Wenn sie sich wie bei ihrem Titel „Isabelle Huppert“, in dem sie sich das Aussehen einer burschikosen Französin herbeiwünscht, auf der Bühne nebenbei wieder selbst auf die Schippe nimmt („Sachlich und trotzdem sexy – das werde ich im Leben nie hinbekommen“), verwandelt sie die mittelmäßigen Songs dann doch wieder zu einem ganz schön unterhaltsamen Schöneberger-Multi-Thermomix-Gesamtpaket. Nur blöd, dass die Schöneberger-CDs im Handel eben ohne solche Packungsbeilage auskommen müssen.  

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