Verzögerung bei Kölner BauprojektEltern warten schon seit zwei Jahren auf Kita-Start

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Will endlich loslegen: Fröbel-Geschäftsleiter Marek Körner in der neuen Kita.

Will endlich loslegen: Fröbel-Geschäftsleiter Marek Körner in der neuen Kita.

  • Die Kita Fröbelbane ist Teil der „Bildungslandschaft Altstadt Nord“ – ein Bauprojekt, das sich immer weiter vorzögert hat.
  • Eltern und Betreiber klagen über fehlende Kommunikation vonseiten der Stadt.
  • 60 Kinder und 12 Erzieherinnen und Erzieher sind in der Warteschleife.

Köln – Als Sandra Grohé das erste Mal von der neuen Kita namens „Fröbelbande“ hörte, war sie noch schwanger. „Das klingt ja super, da melde ich Malou sofort an“, beschloss sie. Bald feiert ihre kleine Tochter ihren zweiten Geburtstag. Und die Kita gibt es immer noch nicht.

„Manche Kinder, die angemeldet waren, gehen inzwischen schon zur Schule“, erzählt Christina Jakobs, Leiterin der „Fröbelbande“. Seit zwei Jahren wartet sie darauf, dass ihre Kita endlich eröffnen kann. Zusammen mit 60 Kindern, deren Eltern und zwölf Erziehern und Erzieherinnen.

Teil der „Bildungslandschaft Altstadt Nord“

Die „Fröbelbande“ ist ein Teil der „Bildungslandschaft Altstadt Nord“ – eines dieser Bauprojekte, die sich ewig hinziehen und am Ende auch noch viel teurer werden als geplant. Warum das so ist, hat Marek Körner von der Stadt Köln nie erfahren. „Es gibt überhaupt keine Kommunikation über die Gründe der Verzögerung“, sagt der Kölner Fröbel-Geschäftsleiter. „Dass es zum Beispiel ein Problem mit der Lüftungsanlage gibt – das war uns als zukünftiger Betreiber in keinster Weise bekannt“.

Die Bildungslandschaft Altstadt Nord (BAN)

Das Projekt der „Bildungslandschaft“ am Klingelpützpark in der Innenstadt vernetzt acht Einrichtungen in städtischer und freier Trägerschaft baulich und pädagogisch. Neben der Kita „Fröbelbande“ gehören unter anderen das Hansa-Gymnasium, die Freinet-Grundschule, die Realschule am Rhein sowie das Abendgymnasium dazu.

Das Baufeld B, in dem die Kita liegt, sollte 2018 fertiggestellt werden. Zuletzt wurde hier dem Unternehmen für Lüftungstechnik gekündigt. Gleiches geschah vorher mit dem Tiefbauer, dem Estrichbauer sowie dem Bodenleger. Als Grund nennt die Gebäudewirtschaft Insolvenz oder Schlechtleistung. Anfragen aus der Elternschaft über den Stand der Arbeiten wurden nach Angaben der Gebäudewirtschaft „immer schnellstmöglich schriftlich oder telefonisch beantwortet“. Als Gesamtkosten für die BAN waren ursprünglich 80 Millionen Euro veranschlagt. Mittlerweile liegt man bei mehr als 119 Millionen.

Ein Sprecher der Stadt schreibt auf Anfrage, Fröbel sei von Beginn an in die Planungen mit einbezogen gewesen. Marek Körner erzählt jedoch, er habe oft erst aus dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfahren, dass sich der Bau immer weiter verzögert. Das einzige, was ihm von der Stadt mitgeteilt wurde, seien Termine zur Übergabe gewesen: „Diese Termine wurden anberaumt, um sie dann kurzfristig wieder abzusagen – immer ohne Nennung von Gründen.“

Medienpädagogik und Nachhaltigkeit als Schwerpunkte

Ob es vier, fünf oder noch mehr geplatzte Termine waren – das weiß er nicht mehr genau. Fest steht nur, dass die Nerven deswegen oft blank lagen: „Wir haben schon oft hier frustriert zusammen gesessen und mussten mit unseren bereits eingestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über diese neue Situation sprechen und Hoffnung verbreiten“, erzählt Marek Körner. Dabei sei er eigentlich begeistert von der Idee, als Kita-Betreiber Teil der Bildungslandschaft zu sein.

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Und auch die Kita-Leiterin hat für ihre „Fröbelbande“ viele tolle Sachen geplant: Spanisch und deutsch soll dort gesprochen werden, Medienpädagogik und Nachhaltigkeit sollen die pädagogische Schwerpunkte werden. Mit Sichtbeton und starken Farben sehen die Räume wie aus einer Architekturzeitschrift aus. Christina Jakobs hatte sogar extra Antiquitäten ausgesucht, alles andere wurde von einer Schreinerei angefertigt.

Stadt Köln kann Übergabetermin nicht einhalten

Kein Wunder also, dass sie sich vor Anfragen nicht retten konnte, als die Kita 2018 starten sollte. „Dass das wohl nichts wird, wurde mir relativ schnell klar“, erzählt sie. Aber Anfang 2019 schien die Eröffnung in greifbarer Nähe zu liegen und sie führte die ersten Gespräche mit Eltern. Zum Beispiel mit Sandra Grohé, der Mutter von Malou, die noch genau weiß, dass sie damals dachte: „Juhu, Jackpot!“.

Alle waren optimistisch, dass die Kita spätestens nach den Sommerferien 2019 öffnen könnte. Doch dann trudelten die ersten Mails bei den Eltern ein „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass die Stadt ihren Übergabetermin nicht halten kann…“.

Am schwierigsten ist die Unsicherheit

Als ihr erster Arbeitstag nach der Elternzeit näher rückte, wurde Sandra Grohé langsam nervös. Die ersten Arbeitswochen sprangen ihr Mann und die Oma ein. Aber irgendwann war klar: „Das können wir unmöglich noch länger so weiter machen“. Seit einem Jahr geht Malou jetzt zu einer Tagesmutter – und wartet immer noch auf ihren Platz bei der „Fröbelbande“.

Am schwierigsten ist für die Familie die Unsicherheit: „Hätte die Stadt wenigstens früher kommuniziert, dass sich das Projekt verzögert. Dann hätten wir ganz anders planen können und hätten nicht hektisch mitten im Jahr irgendeine Tagesmutter suchen müssen.“

David Rosen fährt mit seinem kleinen Sohn jetzt jeden Morgen nach Kalk statt zum Klingelpütz – Joshua gehört zu den zehn Kindern, die übergangsweise in anderen Fröbel-Kitas untergekommen sind. Der Vater ist froh, überhaupt einen Platz bekommen zu haben. Aber die Situation stresst ihn nicht nur wegen des Fahrtwegs: „Da ist die Unsicherheit: Wann geht es endlich bei der „Fröbelbande“ los? Dann die Sorge um den Herzschmerz des Kindes beim Abschied aus der jetzigen Gruppe.“ Außerdem belastet ihn der Gedanke daran, wie flexibel sein Arbeitgeber sein wird, wenn schon wieder eine Eingewöhnung ansteht. Das schlechte Baustellen-Management sei die eine Sache, findet er. „Aber das dann auch seitens der Stadt zu kommunizieren wäre das Mindeste gewesen. Die Eltern so hängen zu lassen, finde ich schon ein starkes Stück!“.

"Geduldsprobe für alle Beteiligten"

Im August gab es wieder einmal einen Übergabetermin, der dieses Mal sogar stattfand. Die Kita ist tatsächlich fertig! Aber jetzt fehlen noch Unterlagen von der Stadt, ohne die das Fröbel-Team nicht starten kann. „Die trudeln jetzt erst nach und nach bei uns ein. Was jetzt noch fehlt ist die Trinkwasseruntersuchung“, sagt Fröbel-Geschäftsleiter Marek Körner.

In der Stellungnahme der Stadt heißt es dazu: „Die von Fröbel erbetenen Unterlagen (...) werden Fröbel nun zeitnah in Kopie zur Verfügung gestellt. Auch die weiteren Punkte wurden in den vergangenen Wochen abgearbeitet.“ Und der Stadtsprecher stellt eine „weitere Mietübernahmebesichtigung“ schon in dieser Woche in Aussicht.

Marek Körner will die Hoffnung nicht aufgeben. Betont aber auch, dass das Ganze eine ziemliche Geduldsprobe sei – für alle Beteiligten: „Wir sind wie ein Flugzeug, das seit zwei Jahren startbereit auf der Landebahn rumkurvt, aber nie das Signal zum Abheben bekommt.“

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