VHS KölnWeniger Sprachkurse - Deutschlehrer quittieren ihren Job

Lesezeit 2 Minuten
Die Zentrale der Volkshochschule am Neumarkt

Die Zentrale der Volkshochschule am Neumarkt

  • Das Angebot für Migranten, die ihre Deutschkenntnisse verbessern wollen, muss laut VHS eingeschränkt werden, weil es an Lehrkräften mangelt.
  • Der Grund: Lehrkräfte protestieren gegen den erheblichen Unterschied zwischen den Honoraren für Integrationskurse und Kursen im Bereich „Deutsch als Fremdsprache“.

Köln – Die Stadt rechnet damit, dass ein großer Teil der Deutschlehrer an der Volkshochschule ihren Job quittieren werden. Wenn die Honorare nicht erhöht würden, müsse man mit „gravierenden Einschnitten“ rechnen, so Bildungsdezernentin Agnes Klein.

Das Angebot für Migranten, die ihre Deutschkenntnisse verbessern wollen, müsste eingeschränkt werden, weil es an Lehrkräften mangelt. Betroffen sind sowohl Kurse für gut qualifizierte Zuwanderer wie Ärzte, Informatiker und Mitarbeiter internationaler Firmen wie auch Zuwanderer, die für eine Aufenthaltserlaubnis Grundkenntnisse in der deutschen Sprache nachweisen müssen. Der Bedarf an diesen Kursen wird in Köln fast ausschließlich durch die VHS gedeckt.

Erhebliche Verdienst-Unterschiede

Die Lehrkräfte der VHS protestieren seit Monaten für eine bessere Bezahlung. Obwohl die fachlichen Anforderungen an die Lehrer weitgehend gleich sind, gibt es einen erheblichen Unterschied zwischen den Honoraren für Integrationskurse und denen für Kurse im Bereich „Deutsch als Fremdsprache“. Bei den Integrationskursen übernimmt der Bund die Kosten.

Die Lehrer bekommen 35 Euro pro Stunde. Bei den anderen Kursen, die Experten für genauso wichtig halten, wenn die Integration gelingen soll, werden zur Zeit an der VHS nur 23 Euro gezahlt. Würden die Löhne aneinander angeglichen, müsste die Stadt aus der eigenen Kasse rund 400.000 Euro im Jahr zusätzlich zahlen. Das gebe das Budget der VHS nicht her, so Klein in ihrer Mitteilung an die Ratspolitiker.

Stadt hofft auf Hilfe vom Land

Zurzeit hätten drei Lehrende insgesamt fünf Kurse abgesagt, so die Verwaltung. Weil sich die Kollegen miteinander solidarisieren, gebe es keine Vertretung. Viele Dozenten bemühen sich darum, die besser bezahlten Integrationskurse übernehmen zu können. Hier steigt der Bedarf, um den sich viele Anbieter kümmern. Möglicherweise würden VHS-Dozenten deshalb zu privaten Anbietern wechseln. „Es ist zu erwarten, dass viele erfahrene und qualifizierte Lehrkräfte ab Januar abwandern“, so die Mitteilung an die Politik.

Die Stadt sieht das Land in der Pflicht zu helfen. In anderen Bundesländern wie Hessen und Niedersachsen seien die Honorare über Landesmittel gesichert. Der Stadtrat könnte entscheiden, im Vorgriff auf eine spätere Landesförderung selbst zusätzliche Mittel bereitzustellen. Ob er dazu bereit ist, ist noch unklar. Klar positioniert hat sich bislang die Linke: Wenn das Land die Lohnlücke nicht schließt, müsse die Stadt einspringen. „Man hat den Eindruck, das schwarz-grüne Bündnis schätzt den öffentlichen Dienstleister VHS nicht besonders“, so Ratsmitglied Heiner Kockerbeck. „Wegen 400.000 Euro bringt das Bündnis die VHS in eine schwere Existenzkrise.“

KStA abonnieren