Viele offene FragenOb und wenn ja wie Weihnachtsmärkte dieses Jahr stattfinden können

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Weihnachtsmarkt Dom

So voll wie hier im vergangenen Jahr auf dem Weihnachtsmarkt am Dom wird es – sollten die Märkte überhaupt stattfinden  –  in der kommenden Adventszeit nicht werden.

  • Können die Kölner Weihnachtsmärkte in diesem Jahr trotz Corona-Pandemie stattfinden und falls ja, wie?
  • Das ist derzeit noch völlig unklar. Nichtsdestotrotz haben sich die Betreiber der vier größten Weihnachtsmärkte Gedanken gemacht und ein Konzept erstellen lassen.
  • Am Dienstag soll es entsprechende Gespräche mit dem Ordnungsamt geben. Wir listen die wichtigsten Punkte auf.

Köln – Glühwein, gebrannte Mandeln und Lebkuchenherzen: Die Weihnachtsmärkte gehören für viele Kölner zur Adventszeit wie Tannenbaum und Christstollen. Ob die Märkte in diesem Jahr allerdings überhaupt stattfinden können, ist bisher völlig unklar. Denn ungewiss ist, wie sich die Corona-Pandemie im Herbst entwickelt und welche Veranstaltungen das Land NRW erlauben wird.

Derzeit sind Großveranstaltungen untersagt. Nichtsdestotrotz haben sich die Betreiber der vier größten Weihnachtsmärkte – am Dom, Heumarkt, Neumarkt und am Rudolfplatz – Gedanken gemacht und ein Konzept erstellen lassen. Am heutigen Dienstag soll es entsprechende Gespräche mit dem Ordnungsamt geben.

Jeder Kunde erhält einen QR-Code

Kernpunkt des Papiers ist ein neues Ticketsystem mit dem Namen „Safe Gate“, das von der Firma Matrix Event + Safety entwickelt worden ist. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit unter anderem für die Kölner Lichter und die Gamescom Sicherheitskonzepte entwickelt. Wer auf den Weihnachtsmarkt will, müsste sich den Plänen des Teams um Heino Holzemer künftig vorab im Internet akkreditieren. Hinterlegt werden sollen Name, Vorname und Telefonnummer, die zwei Wochen lang gespeichert werden. Der Kunde erhält daraufhin einen QR-Code, den er an einer Einlassschleuse am Markt vorzeigen muss. An der Schleuse sollen die Besucher auch die Hände desinfizieren, zudem soll eine Fieberkontrolle stattfinden.

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Mittels der Online-Registrierung soll festgehalten werden, welche Personen den Markt besucht haben, so dass im Notfall Infektionsketten zurückverfolgt werden könnten, erläutert Holzemer. Zudem könne der Veranstalter steuern, wie viele Menschen Zugang zum Markt haben. Sind es zu viele, würde eine rote Ampel den Besuchern signalisieren, dass der Einlass derzeit nicht möglich ist. Zeitfenster, in denen die Gäste den Markt besuchen können, sind aber nicht vorgesehen. Besucher, die sich nicht zuvor online akkreditiert haben, sollen das per App oder vor Ort an einer Stelle außerhalb des Weihnachtsmarkts nachholen können, wo man schriftlich seine Daten hinterlegen kann. Auch in diesen Fällen erhält der Besucher einen QR-Code, der ihn berechtigt, den Markt zu betreten.

Maskenpflicht und weniger Stände

Zudem soll es auf dem Neumarkt eine Maskenpflicht und weniger Verkaufsstände geben. Ein Einbahnstraßensystem soll verhindern, dass sich Besucherströme begegnen. Auf eine Bühne will man verzichten, dafür aber auch mit Sicherheitspersonal darauf achten, dass der Sicherheitsabstand in den Warteschlangen an den Ständen zwischen Verkäufern und Kunden und zwischen den Kunden selbst gewahrt bleibt. Holzemer hofft, dass Appelle an die Besucher in der Regel ausreichen. „Die Besucher eines Weihnachtsmarktes sind andere als die auf dem Ballermann. Alkohol spielt hier keine große Rolle.“

Ob das Konzept sich umsetzen lassen wird, ist fraglich. Hans Flock von der City Projekt Veranstaltungsgesellschaft, die auf dem Neumarkt den „Markt der Engel“ betreibt, wirbt für die Öffnung der Weihnachtsmärkte – auch aus wirtschaftlichen Gründen. Sechs Millionen Menschen besuchten pro Jahr die Kölner Weihnachtsmärkte, im Schnitt gäben sie dort knapp zwölf Euro aus. Weitere 22 Euro gingen an den benachbarten Einzelhandel und die Gastronomie. Falls die Märkte ausfielen, wären allein auf dem Neumarkt etwa 400 Menschen betroffen. Hinzu kämen die Zulieferer. „Viele hoffen auf den Markt, die gehen sonst pleite.“

Unterstützung erhält Flock vom Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Andreas Hupke. „Ich bin dafür, dass die Weihnachtsmärkte stattfinden, wenn die Fachleute grünes Licht geben.“ Hupke plädiert dafür, dass die Märkte mit weniger Ständen und Besuchern durchgeführt werden sollen, will aber die Öffnungszeit über die Weihnachtstage verlängern, um den finanziellen Schaden für Betreiber und Händler zu begrenzen. Das Thema sei in der Bezirksfraktion der Grünen besprochen worden und soll als Antrag in der Bezirksvertretung Innenstadt präsentiert werden.

Auch Köln-Tourismus würde es begrüßen, wenn die Märkte stattfänden. „Das Jahr gestaltete sich bisher wirtschaftlich sehr schlecht für unsere touristischen Partner. Deshalb würden wir uns wünschen, dass die Stadt und die Betreiber eine Lösung finden, die Weihnachtsmärkte stattfinden zu lassen“, sagte Geschäftsführer Jürgen Amann. „Dies müsste natürlich mit geeigneten Konzepten wie zu Abstandsregelungen und Hygiene erfolgen.“ Falls die Weihnachtsmärkte ausfielen, wären die wirtschaftlichen Folgen nicht abschätzbar.

„Wir sind gut gerüstet“

Bei der Stadt wartet man offenbar noch die Gespräche am Dienstag ab. Abwartend reagierte auch Monika Flocke von der Kölner Weihnachtsgesellschaft, die den mit vier Millionen Besuchern größten Weihnachtsmarkt auf dem Roncalliplatz am Dom betreibt. Alles hängt davon ab, wie sich die Pandemie entwickelt. „Wir wollen nicht, dass auf dem Weihnachtsmarkt ein zweites Ischgl entsteht“, sagte sie. Anderseits: Falls es ein gutes Konzept gebe, „bin ich dabei“, so Flocke. Die Planungen hätten freilich schon begonnen, weil ein Ereignis wie ein Weihnachtsmarkt viel Vorlauf benötige: „Wir sind gerüstet.“

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