Visionen für KölnBei „Straßenland“ wird die Nord-Süd-Fahrt zum autofreien Raum

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Straßenland Grönert

Die Nord-Süd-Fahrt wird für Autos gesperrt.

Köln – „Lebe deine Stadt“ – unter diesem Motto soll die zweite Auflage von „Straßenland“ am Sonntag, 19. Juni 2022, in Köln stehen. Die Nord-Süd-Fahrt wird im Bereich zwischen den WDR-Gebäuden im Norden und der Auffahrt zur Severinsbrücke im Süden erneut zur verkehrsfreien Erlebnisplattform für „zukunftsgerichtete Stadtkonzepte, urbane Kreativität und nachhaltiges Zusammenleben“, wie die Veranstalter ankündigen.

Event auf 1,5 Kilometer Länge

Das Eventgelände ist in fünf verschiedene Bereiche gegliedert und erstreckt sich über rund 1,5 Kilometer auf der sonst stark befahrenen Hauptstraße. Bei der Premiere von „Straßenland“ am 23. Juni 2019 hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ geschrieben:

„Die Idee, aus der meist genutzten und meist gehassten Verkehrsader der Stadt, Symbol für den Vorrang des Autos vor dem Menschen, eine Flaniermeile zu machen, verfing gut. Laut Veranstalter kamen 150.000 Besucher – und erlebten an 150 Ständen, wie das Straßenland gestern aussah, was heute schon möglich ist, und wie es morgen erscheinen könnte. Die Vielfalt an Elektro-Rad-Anbietern, Lasten-E-Bikes, Rikschas, E-Rollern und -Scootern zeigte die Richtung an. Auf Podien diskutierten Experten über Wasserstoff- und Elektroantrieb, Sharing-Modelle und autofreie Innenstädte.“

Drei Jahre und eine Pandemie später kann man erahnen, wie schnell heute schon gestern ist: Das Thema Elektromobilität ist längst Teil des Alltags, E-Roller stehen an jeder Straßenecke, die Zahl der E-Autos steigt rasant, und sogar Köln hat schon erste öffentliche E-Tank-Plätze. „Ein Fun-Park mit E-Scootern und einer Teststrecke zwischen Severinsbrücke und Ulrepforte ist heute nicht mehr nötig“, sagt Klaus Eschmann, mit Christoph Kuckelkorn Veranstalter des Events. Deshalb wird der südliche Zipfel der Nord-Süd-Fahrt auch nicht mehr Teil des Festivalgeländes sein.

Straßenland: Cateringmeile vor allem vegan und vegetarisch

„Straßenland“ will wissbegierigen Menschen die Möglichkeit geben, Dinge kennenzulernen, zu fühlen und zu testen. „Dabei stehen die Themen Ernährung, Stadtentwicklung, City-Logistik, Kreativwirtschaft und Stadtgesellschaft im Vordergrund“, sagt Eschmann. So widmet sich ein zentraler Themenbereich der modernen Ernährung. Auf einer Cateringmeile werden vor allem vegetarische und vegane Angebote gemacht. Und Rewe, einer der Hauptpartner des Festivals, zeigt einen Start-Up-Markt mit ausschließlich neuen, zeitgemäßen Lebensmittelprodukten.  Unter dem Motto „Pay what you want“, also „bezahle, was du denkst“,   wird es einen Landwirtemarkt geben. Hier  geht es in erster Linie  um Aufklärung durch Dialog und die Rückbesinnung auf den Wert von Lebensmitteln. So kann man vor Ort mit Landwirten sprechen und für sich herausfinden, was denn so eine Kartoffel angesichts des enormen Produktionsaufwandes wirklich wert ist.

Der Komplex City-Logistik stellt sich den Fragen neuer, nachhaltiger Alltagsprozesse. Ein Beispiel: Warum habe ich eigentlich noch keine Biotonne? Wenn ich sie habe, warum entsorgt diesen Abfall dann ein Dieselbetriebener Müllwagen? Und was wird aus dem Abfall? Käme der in eine Biogasanlage, und würde damit dann das Müllauto betrieben… Fragen, mit denen sich Unternehmen wie die Abfallverwertung der Stadt und der Entsorger Remondis längst beschäftigen. Auf einem Kreativ-Campus im Bereich der Kreuzung mit dem Blaubach sollen hier Lösungen vorgeschlagen, diskutiert und ausprobiert werden. Auch um inklusives Leben dreht sich einiges, weshalb „Straßenland“ eng mit dem Landschaftsverband Rheinland kooperiert.

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Auch baulich wird die Stadt der Zukunft neu gedacht. Unter dem Titel „Lebenswerte Stadtgestaltung“  zeigen kreative Köpfe etwa vom Raum 13 in Mülheim oder dem Wandelwerk ihre Visionen. Im Wandelwerk haben im Rahmen einer 15-monatigen Zwischennutzung Engagierte, Kollektive, Startups und Vereine in einem ehemaligen Autohaus im „Liebigquartier“ in Neuehrenfeld einen Experimentierraum für nachhaltige Stadtentwicklung geschaffen. Zivilgesellschaftliches Engagement, gemeinwohlorientiertes Wirtschaften, kreative Entfaltung und soziale Begegnung kamen an diesem Ort zusammen und wurden in zukunftsweisende Konzepte übersetzt. „Junge Menschen, die sich bewegen und die etwas bewegen wollen und können“, ist sich Klaus Eschmann sicher.

Einen Teil der Aktionsflächen stellen die „Straßenland“-Macher noch Vereinen, Start-Ups und Organisationen „mit gemeinnützigen Visionen zur Verfügung“, so Eschmann. Einige der Plätze sind schon vergeben. So wird etwa das Start-Up „Goflux“ seine lokale Mitfahrapp präsentieren, die „Schrottbienen“ ihren Schrottabholservice für Gewerbe und Privathaushalte. „Rheinsharing“ hat das Ziel, eine effizientere und klimaneutrale Mobilität in der Kölner Innenstadt zu ermöglichen: „Mittels Mobilitätsstationen, ausgerüstet mit Ladestationen für diverse E-Fahrzeuge, werden mithilfe der aus dem Rhein genutzten Wasserkraft jeden Tag hunderte Fahrzeuge mit grüner Energie versorgt.“ Aber auch Sozialvereine wie „Lebenswert“, die sich der Krebsberatung widmen, sind willkommen.

Bewerbungen sind zu richten an akteure@strassenland.de

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