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Vom Zug zum TestSo funktioniert die neue Corona-Station am Kölner Hauptbahnhof

Lesezeit 3 Minuten
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Am früheren Fernbusbahnhof am Breslauer Platz können sich Rückkehrer nun testen lassen.

  • Seit mehr als einem Monat gibt es am Kölner Flughafen eine Teststation für Reiserückkehrer, nun komme eine am Hauptbahnhof dazu.
  • Das Prinzip ist ähnlich wie dem am Airport: Passagiere sollen niederschwellige Angebote bekommen.
  • Was im Vorfeld für Ärger sorgte, wer sich dort testen lassen kann und welche Möglichkeiten es noch für Tests gibt.

Köln – Köln hat einen neuen Schutzwall gegen die Pandemie. So beschrieb Bundesgesundheitsminster Jens Spahn einst die Rolle der Hausärzte in der Corona-Krise, der gleiche Begriff trifft aber auch auf das neue Testzentrum am Hauptbahnhof zu. Dort sollen nun auch diejenigen Reisenden nicht mehr unterm Radar bleiben, die mit dem Zug in Köln ankommen. Eine Testpflicht für Passagiere aus Risikogebieten gab es zwar vorher schon, seit Mittwoch aber können Betroffene dieser direkt am Bahnhof nachgehen. „Risikobasiertes Testen“ nennt Feuerwehrchef Christian Miller das.

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Da also, wo die Gefahr am höchsten ist, soll auch am meisten getestet werden. Zu Krisenbeginn waren das die Alten- und Pflegeheime, später kam der Flughafen dazu, nun also der Hauptbahnhof. Zwei Patienten gleichzeitig können hier bedient werden und ihre Daten schon digital hinterlegen, während sie in der Warteschlange stehen. Das Ergebnis liegt in der Regel am nächsten Tag vor. Im Bahnhof zeigen Hinweisschilder den Weg zur Teststelle von Maltesern, ASB und Rotem Kreuz.

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Alle Reiserückkehrer können sich testen lassen

Das abstrakte „Risiko“, das von zurückkommenden Urlaubern ausgeht, bekommt seit Neuestem auch eine konkrete Größe. Etwa jede zweite Neuinfektion stamme derzeit von Reiserückkehrern, der Großteil davon aus Risikogebieten, sagte nun Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamts. Zuvor hatte es von der Stadt geheißen, diese Statistik werde nicht separat erhoben. Am Flughafen, wo sich die meisten Passagiere testen lassen, waren bisher etwa 1,2 Prozent der Proben positiv. Der Positiv-Anteil aller in Köln seit Krisenbeginn vorgenommenen Tests liegt dagegen mit 1,65 Prozent etwas höher. Die meisten Infizierten kämen derzeit aus dem Kosovo zurück nach Köln, außerdem aus Kroatien, Spanien und der Türkei, so Nießen.

Jüngst mit einer Reisewarnung belegt wurde überdies neben der französischen Mittelmeerküste auch die Hauptstadt Paris, von wo aus es täglich zwei Direktverbindungen mit dem Thalys nach Köln gibt. Wer aus diesen und anderen Risikoregionen in Köln ankommt – übrigens auch mit Auto, Bus oder Flugzeug – kann am Bahnhof kostenlos einen Rachenabstrich machen lassen. „Die positiven Erfahrungen am Flughafen haben gezeigt: Wo wir niedrigschwellige Angebote machen, werden diese auch angenommen“, so Miller. Bei der Größe habe man sich am Testzentrum am Münchener Hauptbahnhof orientiert. „Da sind die Fahrgastzahlen etwa vergleichbar.“ 

Ärger bei Hilfsorganisationen

Unmut gab es zuvor von Organisationen der Obdachlosenhilfe, weil die Stelle am Breslauer Platz bis vor kurzem für Essensausgaben an Bedürftige genutzt wurde. „Die Stadt hat uns weder informiert noch einen alternativen Standort zur Verfügung gestellt“, hieß es von den „Street Angels Cologne“. Man lasse die Hilfsorganisationen und die Obdachlosen im Regen stehen. Die Verantwortlichen gaben sich am Mittwoch selbstkritisch. „Ich gebe zu, dass mir das erst spät bewusst wurde“, sagte Sozialdezernent Harald Rau. Krisen tendierten dazu, die Schwächsten in der Gesellschaft besonders hart zu treffen. „Deshalb möchten wir den Organisationen nicht ins Gehege kommen“, so Rau. Die Essensausgabe soll weiterhin am Breslauer Platz stattfinden, allerdings an einem anderen Bussteig – „wasser- und windgeschützt“, wie Rau versichert.

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