Von den Nazis ermordet: Elise Schüller

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Birgit Willems mit einem Bild ihrer Großmutter und einem ihrer fünf Kinder. Künstler Gunter Demnig verlegt den Stolperstein.

Birgit Willems mit einem Bild ihrer Großmutter und einem ihrer fünf Kinder. Künstler Gunter Demnig verlegt den Stolperstein.

Innenstadt – „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, heißt es im Talmud. Gegen dieses Vergessen verlegt Gunter Demnig seit Jahren Steine, in diesen Tagen wieder allein 57 im ganzen Stadtgebiet. Auf einem von ihnen am Großen Griechenmarkt steht in großen Buchstaben „Hier wohnte: Elisabeth Schüller“. Patin des Stolpersteins ist Birgit Willems aus Engelskirchen, die Enkelin von Elisabeth „Elise“ Schüller. Es ist nicht üblich, dass Verwandte der Opfer die Patenschaft übernehmen, doch es war Willems’ Wunsch: „Das ist das Mindeste, was wir für sie tun konnten.“ Es sei Zufall gewesen, dass sie über die Geschichte ihrer Großmutter gestolpert ist. Auf dem Dachboden habe sie eine Kiste ihrer Eltern gefunden. Darin, vergraben zwischen Büchern und anderen Habseligkeiten, lag eine Notiz aus einer Heilanstalt in Zwiefalten, einem Örtchen in der Nähe vom Bodensee, die darüber informierte, dass Elisabeth „verlegt“ worden sei. Willems begab sich auf Spurensuche und erhielt unter anderem Hilfe von einem Historiker aus Zwiefalten und dem NS-Dokumentationszentrum in Köln. So kam die Biografie ihrer Großmutter Stück für Stück ans Licht. Elisabeth Effer wurde demnach 1898 in Köln geboren. Ihre Familie besaß am Großen Griechenmarkt einen Schusterladen.

Insgesamt fünf Kinder wird sie im Laufe ihres Lebens auf die Welt bringen, drei von ihnen nach der Scheidung von ihrem Mann Anton Schüller. Im Jahr 1935 wird sie in die psychiatrische Heilanstalt in Bedburg-Hau eingewiesen.

Als die „Provinzial-Heil-und-Pflegeanstalt“ im Frühjahr 1940 wegen des Umbaus in ein Marine-Reserve-Lazarett in großen Teilen geräumt wurde, gehörte auch Elisabeth Schüller zu den 1700 Patienten, die in der ersten Märzwoche 1940 aus der Anstalt deportiert wurden. Am 6. März verließen zwei Transporte mit insgesamt mehr als 500 Personen Bedburg-Hau in Richtung der „Tötungsanstalt“ in Grafeneck, in der im Rahmen des unter dem Decknamen „Aktion T 4“ geführten nationalsozialistischen Euthanasie-Programms 1940/41 Tausende von Menschen ermordet wurden.

Der zweite Zug mit Elisabeth Schüller und 140 weiteren Patientinnen wurde zunächst in die Heil-und-Pflege-Anstalt in Zwiefalten umgeleitet, da die Kapazitäten in Grafeneck vorläufig erschöpft waren. Im Alter von 41 Jahren wird sie schließlich in Grafeneck im Rahmen des Euthanasieprogramms „Aktion T4“ als „lebensunwertes Leben“ ermordet. Vermutlich litt sie unter Epilepsie, sicher ist das aber nicht, denn Elisabeths Krankenakte ist verschollen. Das Haus am Großen Griechenmarkt 93, in dem Elisabeth zuletzt lebte, steht nicht mehr. Dennoch erinnert der Stein im Boden nun an sie und ihre Geschichte. Für Birgit Willems und Gunter Demnig geht es vorrangig um die Erinnerung an Elise und daran, „welches Unrecht Menschen anderen Menschen immer wieder antun. Auch heute noch“, so die Enkelin.

Ein Verwandter, der bei der Verlegung des Stolpersteins dabei sein wollte, reiste sogar aus der Schweiz an. Gemeinsam beobachtet man, wie Demnig mit Mitarbeitern der Stadt den Bürgersteig öffnet, um die neuen Steine um den Stolperstein mit dem Namen einsetzen.

„Liebe Elise, es ist mir eine Ehre, deine Enkelin zu sein“, sagt Willems, als sie dann neben dem gerade eingesetzten Stolperstein steht.

Die Mutter von fünf Kindern war eines der Opfer des Euthanasie-Programms T4 – Stolperstein verlegt

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, heißt es im Talmud. Gegen dieses Vergessen verlegt Gunter Demnig seit Jahren Steine, in diesen Tagen wieder allein 57 im ganzen Stadtgebiet. Auf einem von ihnen am Großen Griechenmarkt steht in großen Buchstaben „Hier wohnte: Elisabeth Schüller“. Patin des Stolpersteins ist Birgit Willems aus Engelskirchen, die Enkelin von Elisabeth „Elise“ Schüller. Es ist nicht üblich, dass Verwandte der Opfer die Patenschaft übernehmen, doch es war Willems’ Wunsch: „Das ist das Mindeste, was wir für sie tun konnten.“ Es sei Zufall gewesen, dass sie über die Geschichte ihrer Großmutter gestolpert ist. Auf dem Dachboden habe sie eine Kiste ihrer Eltern gefunden. Darin, vergraben zwischen Büchern und anderen Habseligkeiten, lag eine Notiz aus einer Heilanstalt in Zwiefalten, einem Örtchen in der Nähe vom Bodensee, die darüber informierte, dass Elisabeth „verlegt“ worden sei. Willems begab sich auf Spurensuche und erhielt unter anderem Hilfe von einem Historiker aus Zwiefalten und dem NS-Dokumentationszentrum in Köln. So kam die Biografie ihrer Großmutter Stück für Stück ans Licht. Elisabeth Effer wurde demnach 1898 in Köln geboren. Ihre Familie besaß am Großen Griechenmarkt einen Schusterladen.

Insgesamt fünf Kinder wird sie im Laufe ihres Lebens auf die Welt bringen, drei von ihnen nach der Scheidung von ihrem Mann Anton Schüller. Im Jahr 1935 wird sie in die psychiatrische Heilanstalt in Bedburg-Hau eingewiesen.

Als die „Provinzial-Heil-und-Pflegeanstalt“ im Frühjahr 1940 wegen des Umbaus in ein Marine-Reserve-Lazarett in großen Teilen geräumt wurde, gehörte auch Elisabeth Schüller zu den 1700 Patienten, die in der ersten Märzwoche 1940 aus der Anstalt deportiert wurden. Am 6. März verließen zwei Transporte mit insgesamt mehr als 500 Personen Bedburg-Hau in Richtung der „Tötungsanstalt“ in Grafeneck, in der im Rahmen des unter dem Decknamen „Aktion T 4“ geführten nationalsozialistischen Euthanasie-Programms 1940/41 Tausende von Menschen ermordet wurden.

Der zweite Zug mit Elisabeth Schüller und 140 weiteren Patientinnen wurde zunächst in die Heil-und-Pflege-Anstalt in Zwiefalten umgeleitet, da die Kapazitäten in Grafeneck vorläufig erschöpft waren. Im Alter von 41 Jahren wird sie schließlich in Grafeneck im Rahmen des Euthanasieprogramms „Aktion T4“ als „lebensunwertes Leben“ ermordet. Vermutlich litt sie unter Epilepsie, sicher ist das aber nicht, denn Elisabeths Krankenakte ist verschollen. Das Haus am Großen Griechenmarkt 93, in dem Elisabeth zuletzt lebte, steht nicht mehr. Dennoch erinnert der Stein im Boden nun an sie und ihre Geschichte. Für Birgit Willems und Gunter Demnig geht es vorrangig um die Erinnerung an Elise und daran, „welches Unrecht Menschen anderen Menschen immer wieder antun. Auch heute noch“, so die Enkelin.

Ein Verwandter, der bei der Verlegung des Stolpersteins dabei sein wollte, reiste sogar aus der Schweiz an. Gemeinsam beobachtet man, wie Demnig mit Mitarbeitern der Stadt den Bürgersteig öffnet, um die neuen Steine um den Stolperstein mit dem Namen einsetzen.

„Liebe Elise, es ist mir eine Ehre, deine Enkelin zu sein“, sagt Willems, als sie dann neben dem gerade eingesetzten Stolperstein steht.

Birgit Willems, Stolperstein-Patin

DER KÜNSTLER UND SEIN PROJEKT

Im Jahr 1991 zog der Kölner Künstler Gunter Demnig eine Farbspur durch Köln bis zu dem Gleis in Deutz, von wo aus im Mai 1940 etwa 1000 Sinti und Roma aus Köln in die Vernichtungslager deportiert wurden. Als eine Frau ihn ansprach und bezweifelte, dass es in ihrer Nachbarschaft jemals Sinti und Roma gegeben habe, wusste er, dass er ein Projekt starten musste, das die Einzelschicksale der Menschen und die Orte, an denen sie wohnten, ins Bewusstsein der Gesellschaft zurück bringen sollte. Mittlerweile hat Gunter Demnig in über 1200 Städten und Gemeinden überall in Deutschland und in 21 europäischen Ländern Stolpersteine verlegt. (sab)

www.stolpersteine.eu

www.gunterdemnig.de

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