Von Rechtsextremen bedrohtAusstellung in Köln zeigt Portraits von Betroffenen

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Ausstellung_Ebertplatz

Die Ausstellung auf dem Ebertplatz mit Porträts von Menschen, die auf Feindeslisten von Rechtsextremisten stehen.

Köln –  Seit Dienstag und noch bis Freitag zeigt das gemeinnützige Recherchezentrum „Correctiv“ in Kooperation mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Ebertplatz die Wanderausstellung „Menschen – im Fadenkreuz des rechten Terrors“. Zu sehen sind 57 Porträts von Menschen, die von Rechtsextremisten mit dem Tod bedroht wurden oder noch immer werden. „Weil es sich um Menschen aus der Mitte unserer Gesellschaft handelt, wollen wir sie genau dort zeigen – inmitten deutscher Städte, auf belebten Plätzen“, schreibt Correctiv. Die Ausstellung ist täglich von 11 bis 18 Uhr besuchbar. Der Eintritt ist kostenlos.

Auf Feindeslisten der Neonazis

Mehr als 20.000 Menschen stehen deutschlandweit auf Feindeslisten von Rechtsextremisten. Eine abstrakte Zahl, der durch die Ausstellung Gesichter von realen Menschen zugeordnet werden: Sie zeigt Fotos von Sozialarbeitern, Spitzenpolitikern, Pastoren, Wissenschaftlern und Aktivisten, die von Rechten als Gegner „markiert“ wurden. Auf 18 lebensgroßen Stellwänden kann man sie begehen, sich Zitate der betroffenen Personen durchlesen. „Wir wollten bei diesem Projekt eine andere Perspektive zeigen und nicht nur auf Täter und Opfer eingehen, sondern auch auf die Personen, die bedroht werden. Menschen wie du und ich, die auf solchen Listen stehen“, sagt der Fotograf Ivo Mayr.

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Am Donnerstag wird SPD-Politiker Jochen Ott, dessen Porträt ebenfalls Teil des Ausstellung ist, um 12 Uhr auf dem Ebertplatz mit zwei Journalisten des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sprechen. Der Landtagsabgeordnete war vor einigen Jahren in den Fokus des NSU geraten: Ermittler fanden seinen Namen auf einem handbeschriebenen Notizzettel in der abgebrannten Wohnung der Terrorzelle in Zwickau. „Jochen Ott (26J.) SPD-Unterbezirksvorsitzender in Köln“, stand dort. Darunter eine Adresse und eine Telefonnummer. Der NSU wird für zwei Bombenanschläge in Köln verantwortlich gemacht: Am 19. Januar 2001 explodierte in einem Lebensmittelgeschäft in der Probsteigasse eine mit Schwarzpulver gefüllte Metalldose und verletzte die Tochter des Inhabers schwer. Bei dem Nagelbombenanschlag in der Keupstraße am 9. Juni 2004 wurden 22 Menschen verletzt, vier davon schwer.

Alles zum Thema Jochen Ott

Teil eines Rechercheprojektes 

Die Ausstellung auf dem Ebertplatz ist Teil eines Rechercheprojektes mit dem gleichnamigen Titel „Menschen – im Fadenkreuz des rechten Terrors“. Unter der Leitung von „Correctiv“ und in Zusammenarbeit mit dem „Weißen Ring“ haben elf Regionalmedien, darunter der „Kölner Stadt-Anzeiger“, über Monate zur Komplexität und zum Ausmaß des rechten Terrors in Deutschland recherchiert.

Daraus entstanden ist auch ein Buch, das am 29. Juli erscheint und an dem der „Kölner Stadt-Anzeiger“ ebenso beteiligt war. Es enthält neben den Porträts auch Recherchen zur Kontinuität von rechtsradikaler Gewalt in der Geschichte der Bundesrepublik und zu den Gefahren, die heute von Rechtsextremisten ausgehen.

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