Vorfälle am Zülpicher PlatzKölner Polizeipräsident für Alkohol-Verbot an Karneval

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Der Zülpicher Platz an Weiberfastnacht

Der Zülpicher Platz an Weiberfastnacht

  • Schlägereien, Körperverletzungsdelikte – Am Zülpicher Platz kam es während den Karnevalstagen gleich mehrmals zur Eskalation.
  • Überwiegend Minderjährige und junge Erwachsene waren daran beteiligt. Nun regt Polizeipräsident Uwe Jacob ein Alkohol-Vebot an.
  • Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Köln – Pöbeleien, Schlägereien, Angriffe auf Polizisten – der Zülpicher Platz hat sich an den Karnevalstagen als Brennpunkt für Streit suchende, oft betrunkene Heranwachsende erwiesen. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Ist das Phänomen neu – wie ging es in den vorigen Jahren an Karneval am Zülpicher Platz zu?

Nicht viel anders, sagt die Polizei. „Der Bereich war für uns immer schon ein Hotspot, wo wir mit verstärkten Einsatzkräften unterwegs waren“, berichtet Polizeisprecher Christoph Schulte. Allerdings: In diesen Auswüchsen habe man das Problem bislang eher aus dem Bereich Altstadt und Rheinwiesen gekannt. „Da scheint eine gewisse Verlagerung stattgefunden zu haben“, sagt Schulte.

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Was für Gruppen waren das, die sich am Zülpicher Platz getroffen haben?

Überwiegend Minderjährige und junge Erwachsene, viele stark alkoholisiert, sagen Streetworker und Polizei übereinstimmend. Es seien auch Kleingruppen darunter gewesen, so Polizeisprecher Schulte, deren Mitglieder nicht kostümiert waren und auch „nicht danach aussahen, als wollten sie Karneval feiern“. Vielmehr hätten sie auf Polizisten den Eindruck gemacht, ganz bewusst Streit gesucht zu haben.

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Warum trafen sich die Gruppen – vor allem Jugendliche – am Zülpicher Platz?

Wie sich die Gruppen zusammensetzten, ob sie sich verabredet oder eher spontan zusammengefunden hatten, ist noch unklar. Ein Polizist sagte, die Nähe des Treffpunkts an der Jahnstraße zu mehreren Kiosken und dem Supermarkt an der Ecke zum Hohenstaufenring sei sicher kein Zufall gewesen. Die Betreffenden hätten dort sich mit Alkohol eingedeckt und „genau am Rand der Glasverbotszone die Sau rausgelassen“.

Polizeipräsident Uwe Jacob regt für das kommende Jahr ein Alkoholverbot in dem betreffenden Bereich an. Wie stellt er sich das konkret vor?

Jacob blieb da vage. Er könne sich vorstellen, mit allen Beteiligten darüber nachzudenken, ob ein Alkoholverbot in dem Bereich sinnvoll und umsetzbar wäre – zumindest stundenweise, vielleicht auch nur für harte Alkoholika.

Wie sonst wollen Stadt und Polizei das Problem angehen?

Für Lösungen sei es noch zu früh, heißt es sowohl aus der Stadtverwaltung als auch von der Polizei. Noch im März treffen sich – wie jedes Jahr – Vertreter von Stadt, Polizei, Festkomitee, Veranstaltern und Gastronomiebetrieben zu einem Runden Tisch, um die Session nachzubereiten und auf dieser Basis Maßnahmen für nächstes Jahr zu planen. „In deser Runde wird auch der Zülpicher Platz sicher eine Rolle spielen“, sagte eine Stadtsprecherin.

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Sollten die Streetworker an Karneval nicht auch nachts am Zülpicher Platz präsent sein?

Während des Tages an Weiberfastnacht sei die Stimmung zunächst friedlich gewesen, berichtete Uwe Schärpf, Koordinator für Streetwork bei der Stadt. Alle Angesprochenen hätten freundlich reagiert. Aber als sich die Streetworker gegen Abend verabschiedeten, sei spürbar gewesen, dass sich die Stimmung durch den Alkohol massiv aggressiv aufgeheizt habe. Eine Verlängerung der Arbeitszeiten der Streetworker bis in die Nacht sei grundsätzlich einfach zu machen, sagte eine Stadtsprecherin. Zuvor müsse aber genau geprüft werden, ob diese Maßnahme auch sinnvoll und passgenau wäre – oder ob abends womöglich andere Personen in dem Bereich aufgetaucht seien, die auch von Streetworkern nicht erreicht worden wären.

Wo gab es an den Karnevalstagen ähnliche Probleme in der Stadt?

Nur 500 Meter entfernt vom Zülpicher Platz, auf Höhe der Uni-Mensa, feierten an Weiberfastnacht Eltern und ihre Kinder im Uni-Kindergarten Karneval – wie jedes Jahr. „Aber dieses Mal war es ein Horrorerlebnis“, schildert eine Mutter. Sie berichtet von Bedrohungen betrunkener Karnevalisten, von Pöbeleien, einer so noch nicht erlebten Aggression und von Eltern, die – statt mit ihren Kindern zu feiern – das Gelände vor Wildpinklern und Randalierern schützen mussten. Einige Kinder hätten regelrecht panisch auf die Zustände reagiert.

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