Vorwurf der illegalen PartyKahnstation-Betreiber wehren sich gegen Kölner Ordnungsamt

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Das Einschreiten des Ordnungsamts an Weiberfastnacht macht sie fassungslos: Petra Kortenhorn und Thomas Woller, Betreiber der Kahnstation im Blücherpark.

Köln – Die Kahnstation im Blücherpark in der Frühlingssonne. Vor dem Büdchen warten die Menschen geduldig mit Schutzmasken und Sicherheitsabstand auf einen Milchkaffee oder ein Kölsch. Zum Mitnehmen auf die Wiesen.

Knapp 25 Jahre betreiben Petra Kortenhorn und Thomas Woller diese kleine Großstadtoase mit viel Herzblut. In den Zeiten vor der Pandemie mit Konzerten, einem kleinen Kulturprogramm und Open-Air-Tanzpartys im Sommer.

Seit Weiberfastnacht jedoch sehen sie sich mit einem Vorwurf konfrontiert, der sie fassungslos macht. „Das Ordnungsamt wirft uns vor, die angeblich größte illegale Karnevalsparty in Köln veranstaltet zu haben“, sagt Thomas Woller. „Wir werden als die schlimmsten Corona-Regelbrecher Kölns dargestellt.“

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Polizei sieht bei zwei Kontrollen kein Problem 

Dabei habe man an diesem Tag nichts anderes getan als an allen anderen Tagen des Corona-Winters. „Normalerweise haben wir im Winter gar nicht geöffnet, aber uns gerade wegen der Pandemie dazu entschlossen, den Menschen etwas Abwechslung zu bieten und sie coronakonform mit Speisen und Getränken zu versorgen.“

Der einzige Unterschied: An Weiberfastnacht steht auf dem oberen Weg eine Musikanlage. „Wir haben Karnevalsmusik gespielt, um in den harten Zeiten ein wenig Karnevalsgefühl aufkommen zu lassen.“ Auch Getränke habe man verkauft, auch Bier, aber mit einem großen Hinweisschild am Büdchen, dass der Verzehr im öffentlichen Raum verboten sei.

„Im Grunde waren alle zufrieden, haben die Abstände eingehalten. Auf den Wiesen ist Platz genug.“ Zweimal sei eine Polizeistreife vorbeigekommen. Gegen 14.45 Uhr und 16.30 Uhr. „Sie haben angehalten und uns bestätigt, dass alles in Ordnung ist.“

Ordnungsamt spricht von illegaler Veranstaltung

Gegen 18 Uhr ändert sich die Lage. Begleitet von Polizeikräften sei das Ordnungsamt „über sämtliche Zufahrtswege in den Blücherpark“ mit insgesamt 14 Personen angerückt, habe die Personalien von Besuchern und Spaziergängern aufgenommen. „Wir wurden als Betreiber aufgefordert, diese illegale Veranstaltung zu beenden“, sagt Woller. „Das haben die wörtlich gesagt. Die einzige Begründung war das Abspielen von Musik.“

Dass die Polizei tagsüber zweimal nichts zu beanstanden hatte, habe keine Rolle gespielt. „Es gab keine weitere Begründung, lediglich den Hinweis, dass das Ordnungsamt die Regeln bestimme.“

In einer Pressemitteilung der Stadt vom Karnevalsfreitag heißt es wörtlich: „Die Veranstaltung wurde ersten Ermittlungen zufolge von einem Gewerbebetrieb durchgeführt. Einsatzkräfte fanden in dem Betrieb alkoholische Getränke sowie Speisen, die verkauft wurden. Eine Kasse wurde ebenso entdeckt. Gegen die verantwortliche Person vor Ort wird ein Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen des Verstoßes gegen das Veranstaltungsverbot und wegen des Verstoßes gegen das Alkoholverkaufsverbot eingeleitet.“ Die Stadt leitet nach eigenen Angaben gegen 29 Personen Bußgeldverfahren ein. Ihnen droht jetzt eine Strafe von 250 Euro.

Christian Weber ist einer der Besucher, der an diesem Tag – nur diesmal verkleidet – mit seiner Frau wie so oft in den Blücherpark kommt. „Wir haben die Karnevalsmusik gehört und uns einfach darüber gefreut, auf der Wiese ein bisschen getanzt.“ Auf vielleicht 10.000 Quadratmetern hätten sich schätzungsweise 30 bis 40 Menschen aufgehalten.

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„Das hat sich alles gut verteilt. Alles war sehr vergnüglich.“ Dass die Polizei am Nachmittag nichts zu beanstanden hatte, habe ihnen zusätzlich das Gefühl gegeben: „Okay, hier ist alles in Ordnung. Alle waren fröhlich. Endlich mal was für die gute Laune.“ Man habe gerade zwei Teller mit portugiesischer Grünkohlsuppe aus dem Büdchen auf einer Bank gelöffelt, als Ordnungsamt und Polizei „wie die Heerscharen über die Wiese eingefallen sind“.

Petra Kortenhorn, Betreiberin der Kahnstation, hat vor zehn Tagen einen Beschwerdebrief an die Stadt Köln geschrieben. Auch Christian Weber hat Wolfgang Büscher, dem Leiter des Ordnungsamts, einen Brief geschrieben. Beide Schreiben liegen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor. Das Angebot an die Betreiberin zu einem Gespräch mit dem Ordnungsamt und dem Grünflächenamt als Vermieter der Kahnstation wurde nach Informationen unserer Zeitung zurückgezogen, weil der Beschwerdebrief schon auf dem Weg war.  Sie habe nie eine Karnevalsveranstaltung organisiert und der Verkauf von Alkohol an Weiberfastnacht sei auch gestattet gewesen. „Wir waren kein Hotspot. Wir durften verkaufen", sagt Petra Kortenhorn.

Am Karnevalsfreitag sei eine ältere Frau zu ihm gekommen und habe sich für den schönen überraschenden Nachmittag bedankt, sagt Thomas Woller. Ein wenig Karnevalsmusik habe ihr sehr gut getan." Und dann wollte sie von mir noch wissen, ob ich ihr sagen könne, wo denn die illegale Party gewesen sei, von der sie in den Medien gelesen habe."

Die Stadt Köln wollte am Donnerstag keine Stellungnahme abgeben. Man dürfe sich aus rechtlichen Gründen nicht zu nicht zu laufenden Ordnungswidrigkeiten-Verfahren äußern. An die Stadt Köln und die zuständigen Fachabteilungen des Ordnungsamtes sei bisher kein Protestschreiben geschickt worden.

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