Walter Hanel verabschiedet„Zeichnungen von geradezu visionärer Kraft“

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Chefredakteur Carsten Fiedler, der ehemalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen, Walter Hanel und die ehemaligen Chefredakteure Peter Pauls und Hans Schmitz (v.l.)

Chefredakteur Carsten Fiedler, der ehemalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen, Walter Hanel und die ehemaligen Chefredakteure Peter Pauls und Hans Schmitz (v.l.)

Köln – Mit einem Abend des Danks und der Würdigung hat die Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ihren langjährigen Karikaturisten Walter Hanel in den Ruhestand verabschiedet. In Anwesenheit von Herausgeberin Isabella Neven DuMont nannte Chefredakteur Carsten Fiedler Hanel „einen der ganz Großen“ seiner Zunft. Eigentlich sei eine Woche „ohne einen echten Hanel in der Zeitung“ gar nicht vorstellbar. Nun sei es aber wohl doch so, sagte Fiedler vor mehr als 120 Gästen – Freunden und Wegbegleitern des 87-Jährigen, sowie Kollegen und Lesern, die sich in einem Losverfahren zuvor um die Teilnahme an der Veranstaltung beworben hatten.

Seit 1971 begleitete der 1930 in Böhmen geborene Meisterschüler der berühmten „Kölner Werkschule“ im „Kölner Stadt-Anzeiger“ das Zeitgeschehen in Deutschland, Europa und der Welt. Er war auch für nationale und internationale Zeitungen und Magazine tätig, wie „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Spiegel“, „Time Magazine“, „Herald Tribune“ oder „Le Monde“. Seiner Heimatzeitung aber blieb der in Bergisch Gladbach lebende Künstler mehr als fünf Jahrzehnte treu. Auch dafür dankte ihm Chefredakteur Fiedler im Namen von Redaktion und Verlag.

Hintersinnig, ohne Überheblichkeit

Viele von Hanels Werken wurden in Ausstellungen gezeigt. Das Bonner „Haus der Geschichte“ bewahrt in seiner Karikaturensammlung allein 7000 Originale Hanels auf. Eine repräsentative Auswahl stellte das Museum eigens für den Abend im studio dumont zur Verfügung, erläutert von Professor Hans Walter Hütter, dem Direktor des Hauses der Geschichte. Er rühmte den „kreativen Erzählwitz“ Hanels ebenso wie dessen Selbstverständnis „als Aufklärer, nicht als Parteigänger“. Hanel vermeide die Attitüde des Besserwissers. „Seine Porträts sind hintersinnig, ohne Überheblichkeit. Sie treffen, ohne zu verletzen.“ Immer wieder seien Hanel „Zeichnungen von geradezu visionärer Kraft“ und „Bilder ohne Verfallsdatum“ gelungen. „Walter Hanel hat die Bildsprache der politischen Karikatur in Deutschland erweitert wie kaum ein zweiter Zeichner“, so Hütter.

Fiedlers Amtsvorgänger Peter Pauls ließ in einer so humorvollen wie einfühlsamen Rede die Zusammenarbeit der Redaktion mit ihrem Karikaturisten Revue passieren und charakterisierte Hanel als einen sensiblen und auch verletzlichen Menschen, dem „seine Zeichnungen nie gut genug waren“. Von der mitunter auch schweren Last der täglichen Inspiration sei er nun befreit. Hanel selbst kündigte an, er werde dennoch nicht vom Zeichnen lassen. An „seine“ Redaktion gewandt, fügte er hinzu: „Und gelegentlich komme ich euch besuchen.“

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