WarnstreikDie KVB fährt nicht, Kitas und Bäder bleiben zu – alle Infos zum Streik

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Mit einem Hinweisschild weist die KVB auf den Streik hin. (Archivbild)

Köln – In der Millionenstadt Köln könnte am Mittwoch Stillstand herrschen: Die Gewerkschaft Verdi hat für den 21. März zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Erwartet wird eine Beteiligung  von etwa  8000 Beschäftigten  aus Köln sowie knapp 1000 Arbeitnehmern  aus der Region.

An dem Ausstand nehmen neben Beschäftigten der Rhein-Energie, der Abfallwirtschaftsbetriebe, der städtischen Kliniken sowie der Jobcenter auch die Mitarbeiter der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) und der Verwaltung der  Stadt Köln  ohne Beamtenstatus teil – und damit  auch die Betreuer in den 226 kommunalen Kindertagesstätten der Stadt Köln.

Der Ausstand betrifft auch zahlreiche Freizeit- und Kultureinrichtungen der Stadt, darunter das Schauspiel Köln, die Oper sowie die Köln-Bäder. Darum bleiben am Mittwoch auch alle Bäder und Saunalandschaften ganztägig geschlossen, teilte das Unternehmen mit.

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So lange wird gestreikt

Insgesamt soll der Ausstand ab Mittwoch um null Uhr für 24 Stunden gelten. Für den öffentlichen Nahverkehr bedeute das laut Daniel Kolle aber nicht, dass die Bahnen ab null Uhr am Donnerstag wieder fahren. Erst mit Beginn der  Frühschicht sei mit der Wiederaufnahme der Arbeit zu rechnen, so der Verdi-Funktionär.

Hintergrund des Gewerkschafts-Aufrufs ist die kürzlich ohne Ergebnis beendete  zweite Verhandlungsrunde in den Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst. Verdi fordert für die Tarifbeschäftigten bei Bund und Kommunen unter anderem eine Gehaltserhöhung von sechs Prozent, mindestens aber 200 Euro mehr.

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Drei Kundgebungen sind am Mittwoch ab acht Uhr in Köln  von Verdi geplant:  am Hans-Böckler-Platz in Ehrenfeld, vor der KVB-Zentrale an der Scheidtweilerstraße in Braunsfeld sowie am Wiener Platz in Mülheim.

Hier wird in Köln gestreikt

KVB

Den mit Abstand am deutlichsten spürbaren  Effekt  wird die angekündigte Einstellung des Betriebs bei der KVB haben. Laut Mitteilung des Unternehmens fahren ab  drei Uhr am Mittwochmorgen keine Bahnen und Busse der KVB  mehr – lediglich die  von Subunternehmern durchgeführten Busfahrten finden statt.

Da in Bonn ebenfalls  gestreikt wird, verkehren auch die Stadtbahn-Linien 16 und 18, die gemeinsam mit den Stadtwerken Bonn (SWB) betrieben werden, ganztägig nicht. Die KVB bittet ihre  Kunden, auf die Angebote der Deutschen Bahn, der Mittelrhein-Bahn und anderer Eisenbahnverkehrsunternehmen auszuweichen.

Innerhalb der Geltungsbereiche im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) gelten die Tickets der KVB-Kunden auch in diesen Verkehrsmitteln. Die KVB weisen zudem darauf hin, dass bei einem Streik die Mobilitätsgarantie des Unternehmens nicht gelte.

Kitas

„In den betroffenen Kitas hat Verdi die Eltern bereits vorab  über den Streik informiert, auch in den städtischen Kliniken haben wir Notdienst-Regelungen angeboten“, sagte  Daniel Kolle, Geschäftsführer des neu zusammengefassten Verdi-Bezirks Köln-Bonn-Leverkusen, am Montag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Die Stadtverwaltung  hat die Kita-Leitungen gebeten, die Erziehungsberechtigten darüber zu informieren, ob ihre Einrichtung komplett oder teilweise bestreikt wird. Die Eltern sollten sich erkundigen, inwieweit der Betrieb aufrechterhalten wird oder ob die Kita geschlossen bleibt und keine Betreuung möglich ist.

Anders als bei dem vierwöchigen Streik 2015 wird die Stadt für den eintägigen Warnstreik keine zentralen Not-Kitas einrichten. Dazu sei der Verwaltungsaufwand zu groß.

AWB

Das Unternehmen weist darauf hin, dass von dem Ausstand am Mittwoch ausschließlich die Stadtreinigung betroffen sei. „Die AWB plant in besonders stark frequentierten Bereichen wie der Kölner Innenstadt die Reinigungsarbeiten zeitnah nachzuholen. Sollte ein Winterdiensteinsatz erforderlich werden, ist sichergestellt, dass dieser auch durchgeführt wird“, teilte AWB-Sprecher Wilfried Berf am Dienstag mit. Nicht betroffen seien die für Mittwoch vorgesehenen Leerungen der Restmüll-, Wertstoff-, Papier- und Biotonnen sowie die für den 21. März vereinbarten Abholtermine zur Sperrmüll- und Elektroschrottabfuhr. Die beiden Wertstoff-Center in Gremberghoven und Ossendorf sind bis 20 Uhr geöffnet.

Ämter und Behörden

Die Auswirkungen des Arbeitskampfes  werden am Mittwoch nicht nur im Verkehr und der Betreuung , sondern auch  auch im Bereich der Verwaltung deutlich spürbar sein.  Kundenberatungsstellen, Meldehallen sowie das Standesamt und die Zulassungsstelle bleiben geschlossen.

Parallel zum Streiktag gibt es eine Personalversammlung mehrerer Dezernate. Selbst mit eingeschränkten Öffnungszeiten sei bei den Bürgerämtern am Mittwoch nicht zu rechnen, weil die Verwaltung als Arbeitgeber gesetzlich dazu verpflichtet sei, den Mitarbeitern die Möglichkeit einzuräumen, an der Personalversammlung teilzunehmen, sagte Stadtsprecherin Inge Schürmann auf Anfrage.

Kölnbäder

Auch die Kölnbäder GmbH ist vom Streik betroffen. Die Fitnessbereiche AgrippaFit und RochusFit stehen wie gewohnt zur Verfügung, allerdings ohne Sauna- und Badnutzung. Der Eisbereich im Lentpark steht an diesem Tag ausschließlich für die Schul- und Vereinsnutzung zur Verfügung.

Schauspiel Köln

Das Programm des Schauspiels Köln ist vom ganztätigen Warnstreik ebenfalls betroffen. So fällt die am Mittwoch geplante Vorstellung des Stücks „Rot“ sowie das anschließende Gespräch zwischen dem Intendanten des  Schauspiels Köln und dem Direktor des Museums Ludwig in der Außenspielstätte am Offenbachplatz aus. Die nächste Vorstellung von „Rot“ findet statt am Samstag, 31. März, wie das Schauspiel Köln mitteilt. Ersatztermin für das Gespräch zwischen Stefan Bachmann und Yilmaz Dziewior ist der 19. Mai. Außerdem entfällt die für den 21. März geplante Vorstellung von „Bash“ in der „Grotte“ an der Mülheimer Schanzenstraße – die nächste Vorstellung ist für den 11. April terminiert.

Der Streiktag in Köln und die Alternativen zur KVB

Alternativen zum Angebot der KVB stehen am Mittwoch  mutmaßlich hoch im Kurs. Wer sich für eine Fahrt im Taxi entscheidet, muss aber unter Umständen damit rechnen, dass es schwierig wird, einen freien  Wagen zu bekommen.

Das Carsharing-Angebot ist in Köln groß, die Fahrzeuge der Anbieter „Car2go“, „Drive Now“, „Cambio“ oder „Flinkster“ sind zahlreich, aber auch hier  könnte  die Nachfrage deutlich über der alltäglichen liegen.

Keine Zusatzzüge der Bahn

Die Züge der Deutschen Bahn verkehren am Mittwoch, S-Bahnen, Regionalbahnen und Regionalexpresszüge  fahren also ohne Einschränkungen. Die Bahn plant allerdings keine Zusatzzüge ein.

Umweltfreundlich, wenn auch  zeitintensiv, ist am Mittwoch der Umstieg auf das Fahrrad. Leihräder etwa der KVB  stehen auch an Streiktagen zur Verfügung, genauso wie Angebote von Ford sowie zahlreicher kleinerer Leihrad-Anbieter,  wie   etwa die der „Radstation“ oder der Organisation „Colonia Aktiv“.

Notschlafstelle für Studierende

Der Asta der Universität Köln  hat für Studierende, die am Mittwoch Klausuren und  Prüfungen ablegen müssen, eine Notschlafstelle eingerichtet. Kontakt per E-Mail an: notschlafstelle@asta.uni-koeln.de

Das müssen Schüler und Arbeitnehmer wissen

Die Schulpflicht bleibt bestehen

Die  Schulpflicht bleibt bestehen, da  die Streiks frühzeitig angekündigt sind. Die Schulen seien aber aufgefordert, pragmatisch und flexibel zu reagieren, wenn sich Schüler verspäten, so Vanessa Nolte, Sprecherin der Bezirksregierung Köln.

Einige Schulen  haben sicherheitshalber am Dienstag  auch auf ihrer Homepage  auf den bevorstehenden Streik hingewiesen. Die Schüler sollten „versuchen, mit anderen Verkehrsmitteln die Schule zu erreichen. Falls dies nicht möglich ist, werden die Schülerinnen von ihren Eltern auf dem üblichen Weg entschuldigt“, heißt es etwa auf der Webseite des Ursulinengymnasiums, dessen Einzugsbereich über Köln hinaus bis nach Rösrath und Pulheim reicht.

Klausuren stünden für diesen Tag ohnehin erst ab der fünften Stunde auf dem Plan, erklärte der stellvertretende Schulleiter, Ulrich Döppers, auf Anfrage. Auch das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium rechnet mit normalem Unterrichtsbetrieb. In begründeten Einzelfällen, könnten Schüler durch einen Anruf der Eltern entschuldigt werden.

Arbeitnehmer müssen trotz des Streiks pünktlich sein

Das Risiko des Wegs zur Arbeitsstelle trägt allein der Arbeitnehmer. Wer also wegen des Streiks zu spät am Arbeitsplatz erscheint, muss die daraus resultierenden Nachteile selbst tragen. Verspätungen wegen ausbleibender Beförderung durch den ÖPNV führen in der Regel nicht zu disziplinarischen Konsequenzen (Abmahnung oder Kündigung). Es sei denn, der Streik dauerte an und die Mitarbeiter hätten das nach einigen Tagen immer noch nicht gemerkt. (büs)

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