Wegen ExistenzsorgenKölner Wirtschaftsförderer bekommen täglich verzweifelte Anrufe

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In der ganzen Stadt leidet die Wirtschaft unter den Folgen der Corona-Krise.

In der ganzen Stadt leidet die Wirtschaft unter den Folgen der Corona-Krise.

Köln – In den Büros der städtischen Wirtschaftsförderer stehen die Telefone kaum noch still. Die Mitarbeiter der Köln-Business GmbH nehmen täglich mehrere hundert Anfragen entgegen, Unternehmer und Selbstständige etlicher Branchen fragen um Rat. So gut wie alle sind verunsichert, weil der Bund, das Land und die Stadtverwaltung mit jedem Tag weitere Einschränkungen ankündigt.

Viele Anrufer seien dankbar, „dass wir ihnen zuhören, versuchen weiterzuhelfen und Orientierung zu geben“, sagte Geschäftsführer Manfred Janssen am Mittwoch. Mitunter fließen Tränen, bei den Ratsuchenden ebenso wie bei den Beratern. „Denn letztendlich geht es um die Existenz von Menschen, und diese persönlichen Schicksale nehmen einen mit“, sagt Janssen. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ beantwortet Fragen zur Rolle der Wirtschaftsförderung in der Corona-Krise.

Was ist derzeit die hauptsächliche Aufgabe?

Die Köln-Business GmbH ist die zentrale Servicestelle der Stadt Köln für Unternehmen und Gründer. Das bedeutet aktuell, dass sie von den Auswirkungen der Krise betroffene Firmeninhaber und sonstige Selbstständige in Bezug auf die finanziellen und organisatorischen Regelungen sowie Unterstützungsmaßnahmen berät. Eine Reihe von Antworten gibt es auf der speziellen Internetseite. Dort kann man auch den Newsletter der Wirtschaftsförderung abonnieren. Wer Fragen hat, die nicht auf konkrete Finanzhilfen oder den Umgang mit Beschäftigten betreffen, sollte sich an das Bürgertelefon der Stadtverwaltung wenden. Die Rufnummern: 0221/221-0 und die 115.

Ist es möglich, sich persönlich beraten zu lassen?

Anfangs seien einige Kunden in den Geschäftsräumen am Börsenplatz vorbeigekommen. Das sei zur Vermeidung von Ansteckungen nicht mehr zu leisten, heißt es.

Wie viele Beschäftigte hat die Wirtschaftsförderungsgesellschaft?

Derzeit sind es mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Viele Fragen können wir direkt per Mail oder am Telefon beantworten. Dazu haben wir von Beginn der Krise an eine spezielle Hotline eingerichtet“, sagt Unternehmenschef Janssen.

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Welche Branchen trifft die Krise besonders hart, was lässt sich über die Anrufer sagen?

Der Großteil der Kölner Wirtschaft sei von den Auswirkungen der Corona-Krise massiv betroffen, sagt Janssen. Das gelte für die Industrie, den Einzelhandel, das Hotelgewerbe, die Gastronomie, das Handwerk, die Kreativwirtschaft und Freiberufler. Janssen nennt dazu einige Beispiele: „Da ist der Physiotherapeut, der von den monatlichen Einnahmen lebt und keine Rücklagen hat. Der Handwerker, dessen Auftragsbücher sich leeren und der fragt, ob er seine Leute nach Hause schicken soll. Da fragt der Burger-Laden, der vor kurzem viel Geld in die Neueröffnung investiert hat, wie er die Schließung in den nächsten Wochen wirtschaftlich überleben soll. Da fragt der Großhändler für Friseurbedarf, ob er wie Friseure auch öffnen kann. Und da ist der Industriebetrieb, der seine Belegschaft in Kurzarbeit schickt.

Bietet die Stadt Köln zusätzlich zu der vom Bund und dem Land in Aussicht gestellten Unterstützung weitere finanzielle Hilfen an?

Stadt bietet Stundung von Steuern an

Das Steueramt bietet Unternehmen und Gewerbetreibenden bei Problemen in Folge der Corona-Krise Hilfen an. Dazu zählt nach Angaben des Presseamtes etwa die Stundung der Gewerbesteuer, der Grundsteuer, der Müllgebühren, der Vergnügungssteuer sowie der Kulturförderabgabe. Im Falle von Gewinneinbrüchen könne die Gewerbesteuer gesenkt werden. Für Nachfragen zur Gewerbesteuer hat das Steueramt eine Hotline eingerichtet: Ruf 0221-221- 21460. (adm)

Die Stadt hat beispielsweise Einfluss auf die von ihr erhobenen Kommunalabgaben. Dazu zählen die Gewerbesteuer und die Grundsteuer. In dem Zusammenhang kann die Verwaltung Fristen verlängern. Hierzu bestehen bereits Angebote der Stadt. Die Köln-Business GmbH selbst zahlt keine direkten Hilfen aus. Auf Bundesebene wiederum gibt es außer Liquiditätshilfen und Überbrückungskrediten jetzt konkrete Überlegungen zu direkten Hilfen für Unternehmen – auch darüber wollen die Wirtschaftsförderer informieren.

Welche Perspektiven sehen die Wirtschaftsförderer?

„In dieser Ausnahmesituation müssen wir ergänzend auch andere Wege gehen“, sagt Janssen. Man arbeite daran, zusätzlich Akzente zur Belebung der Wirtschaft zu setzen. „Denn in der Stadt entwickeln sich spontan viele kreative Initiativen. Clubs streamen zum Beispiel Konzerte, und die Zuschauer spenden Geld dafür. Unternehmen greifen sich gegenseitig unter die Arme. Diese Kölner Solidarität, diese Unterstützung in den Veedeln ist in dieser wirtschaftlich dramatischen Situation ein Lichtblick.“

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