WeiberfastnachtErst um 11.12 Uhr fiel der Startschuss für den Kölner Karneval

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Quietschfidele Lappenclowns vor der Tribüne mit der Bühne am Alter Markt

Quietschfidele Lappenclowns vor der Tribüne mit der Bühne am Alter Markt

Köln – „Noch kein Loss noh Hus ze jonn“ klang die zwölf Jahre alte Paveier-Nummer aus den Lautsprechern über den Heumarkt und den Alter Markt. Aber das wollte kurz nach 9 Uhr auch wirklich noch keiner, denn knapp 10000 Jecke auf beiden Plätzen waren doch gekommen, um zu bleiben und um zu feiern.

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Partystimmung bei bestem Wetter

So stand Claudia Hoffmann aus Lindweiler schon seit 6 Uhr mit Mutter Edith Papke („Wir sind um 2.30 Uhr aufgestanden und haben uns dann langsam parat gemacht“) und einem Trömmelchen um den Bauch in der ersten Reihe vor der Bühne, auf der die Altstädter Stunden später in den Straßenkarneval starteten. Und das inzwischen seit 1954 – damals war das Fest von der Großmarkthalle in der Südstadt zurück auf den Alter Markt gezogen – bereits zum 66. Mal. Bei genau der Hälfte dieser Veranstaltungen war Marita Köllner auf dem hölzernen Podium mit dabei: „Jetzt zum 33. Mal, also eigentlich schon immer“, sagte sie und lachte. Ihre Lieder wurden genau wie alle anderen Melodien, die von der Bühne zu hören waren, textsicher mitgesungen. Denn zwischen den drei großen Tribünen am Alter Markt hatten die kölschen Jecken ein klares Heimspiel.

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Die eigens angereisten Karnevalstouristen feierten eher außen herum und am Heumarkt, wo man das Geschehen auf einer riesigen Video-Leinwand verfolgen konnte. Da flirteten 15 Schornsteinfegerinnen aus dem Münchener Umland mit einem Seppel in kurzer Lederhose, da gaben sich an einer Bierbude drei männliche Schwarzwald-Mädels aus Offenburg die Kante („Wir haben Zeit. Wir bleiben drei Tage hier“) , während ein fröhliches Indianerinnen-Quartett aus Karlsruhe stets neue Getränkedosen mit alkoholischen Inhalten aus dem Handgepäck fischte. „Wir müssen uns schon dranhalten, denn heute Abend geht es wieder zurück. Wir haben ja auch noch andere Hobbys.“ Doch zunächst wurde geschunkelt – mit drei wandelnden Bushaltestellen aus Wermelskirchen. Alle Fahrpläne, die denen vor der Brust baumelten, hatten nur ein und dasselbe Reiseziel: Köln.

Alles zum Thema Henriette Reker

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Der Startschuss zum Karneval fiel erst um 11.12 Uhr. 

Kurz nach 11 Uhr hielten alle Jecken, Kölsche wie Imis, für ein paar Minuten inne. Da waren Dreigestirn, Oberbürgermeisterin Henriette Reker in der Generalsuniform der Roten Funken und Festkomiteepräsident Christoph Kuckelkorn – mottogerecht als Sprachwissenschaftler Adam Wrede – aufmarschiert. Passend zum Tag ergriff nicht der Prinz, sondern Jungfrau Catharina das Wort, nachdem sie/er ein flottes Tänzchen hingelegt hatte. „Hallo Mädels. Das ist heute ja unser Tag“, rief Michael Everwand im Jungfrauen-Ornat in die Menge und ließ sich feiern. „Was wäre der Karneval ohne uns Wiever? Das Dreigestirn wäre dann ja nur ein Duett.“

Da das Swing-Medley der Tollitäten etwas länger ausfiel, gab es den offiziellen Startschuss in den Straßenkarneval mit den donnernden Konfetti-Kanonen sowie einer Unmenge an roten und grünen Papierschnipseln, die durch den blauen Himmel flatterten, leicht verspätet. Mäht ävver nix. In Köln war den ganzen Tag gefühlt 11.11 Uhr.

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