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Weiberfastnacht in KölnMit dem Trömmelchen in die Stammkneipe

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Tommy Thomas in seiner Stammkneipe Thieboldseck

Köln – Bei André Liebe dreht sich alles um die Wurst. Krakauer, Thüringer, Bratwurst – Hunderte von ihnen wird er in den Karnevalstagen an die feiernden Kölner an der Zülpicher Straße vor der Herz-Jesu-Kirche verkaufen. Für den Schausteller mit fahrender Imbissbude gehören die jecken Tage in Köln zu den wichtigsten im Jahr. Neben dem Bonner „Pützchensmarkt“ macht Liebe im Kölner Karneval seinen größten Umsatz. Dafür kann man schon mal über seinen Schatten springen. „Ich selbst bin eigentlich nicht so der Karnevalist.“

Start in den Karneval

Köln vor dem Start in den Karneval: Auf dem Alter Markt und dem Heumarkt werden die letzten Vorbereitungen getroffen. Die Bühne auf dem Alter Markt steht schon, auf dem Heumarkt sind Gerrit Riemer und Yannic Klee und ihre Gruppe von der Firma Gahrens und Battermann dabei, die Ton- und Videotechnik zu installieren, damit das jecke Treiben vor dem Rathaus zumindest auf der Leinwand auch auf dem Heumarkt zu erleben ist. An Weiberfastnacht wird Riemer die Technik betreuen. Er sieht das – trotz der zu erwartenden Menschenmenge – entspannt. „Technopartys sind viel schlimmer wegen der ganzen Pillen, die die Leute nehmen“, sagt der Videoingenieur.

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Auch in der „Ubierschänke“ in der Südstadt laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Das meiste Mobiliar hat die Angestellte Nicole Nacke weggeschafft, um Platz zu haben, damit die Gäste tanzen können. Die Wände werden verkleidet, die restlichen Tische und Bänke festgeschraubt und Bilder abgehängt. Sogar der Boden wird mit Teppich ausgekleidet, damit er geschont werden kann. Vor den Fenstern werden Holzlatten angebracht, die Kölschgläser werden durch Plastikbehälter ersetzt. Es wird hier also vermutlich feucht-fröhlich werden wie in vielen anderen Kneipen in der Stadt. „Im letzten Jahr haben wir um 11 Uhr aufgemacht – und 20 Minuten später war der Laden voll.“

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Wer noch kein geeignetes Kostüm für die jecken Tage gefunden hat, kommt zum Beispiel ins „Entlarvt“, das als Geheimtipp für eher alternative Verkleidungen gilt. In den Auslagen glitzern Kostüme, es riecht nach Leder. Geschäftsführerin Eva Unverdross liebt weniger die klassischen Kostüme als unkonventionelle Stilmischungen, die man bei ihr zusammenstellen kann. Hüte, Perlenketten, Stiefel, vieles erinnert an vergangene Zeiten. „Vor allem die 20er Jahre liegen derzeit im Trend“, sagt Unverdross. Aber es verlassen auch schon mal stämmige Männer als Heidis verkleidet den Laden oder Jungs, die sich als weibliche Hippie-Gruppe in den Karneval stürzen.

Kundin Linnet Garcia (33) ist sich noch unentschlossen, welches Kostüm sie an Weiberfastnacht tragen wird. Sie hat an diesem Tag Geburtstag und wird erst nach ihrer Party am frühen Abend in den Karneval ziehen. Weil sie zudem eine kleine Tochter betreut, wird es wohl aber nicht so spät werden. „Wir werden uns dafür in Bickendorf den Veedelszug ansehen.“

Um die gute Stimmung im „Thieboldseck“ wird man sich auch keine Gedanken machen müssen. Dafür sorgt nämlich auch Tommy Thomas. Der 72-jährige Rentner ist seit 20 Jahren Stammgast in der Kneipe am Neumarkt, obwohl er mittlerweile in Refrath lebt. An Weiberfastnacht wird er mit einem Trömmelchen ins Lokal kommen und für die Gäste aufspielen. Der Karneval ist ihm oft zu kommerziell geworden, aber in seiner Stammkneipe lässt es sich aushalten. „Hier gibt es keinerlei Aggression unter den Besuchern.“

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