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Weite Wälder und der Fuule WeetWas Köln-Brück zu bieten hat

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Der Brunnen auf dem Platz Am Gräfenhof zeigt den "Fuulen Weet"

  • Urlaub in der eigenen Stadt ist in diesem Jahr besonders gefragt. Wir stellen während der Sommerferien Kölner Veedel vor. Auch solche, in denen man vielleicht noch nie war.
  • Wir verraten, was besonders sehenswert ist und warum es sich lohnt, auch mal neue Ecken der Stadt zu entdecken. Ganz subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
  • Dieses Mal geht es nach Brück. Im nahen Königsforst kann man dort den Wald der Zukunft entdecken und nachher das vielfältige gastronomische Angebot des Viertels genießen.

Köln – Wer einen Tag in Brück verbringt, kann am Abend zwei Kilo mehr oder zwei Kilo weniger wiegen. Man kann sich im Wald verausgaben, Hirsche beobachten und etwas über exotische Bäume lernen – oder beim Einkaufen und Essengehen eine Menge Geld ausgeben.

Ein Tag in Brück kann den Eindruck verstärken, dass die Welt in Köln noch in Ordnung ist, weil es hier einen Wochenmarkt gibt, Modegeschäfte, Restaurants, hübsche Einfamilienhäuser und ein vielfältiges Vereinsleben – oder nicht so ganz in Ordnung, weil der Borkenkäfer die Fichten im hiesigen Königsforst nicht verschont hat, das Engagement des Heimatvereins nicht verhindern kann, dass Marktplatz und Flehbachaue von manchen als Müllabladeplätze missbraucht werden und es auf der Olpener Straße Leerstände gibt.

Ausblick auf den Wald der Zukunft im Königsforst

Die Zeichen der Zeit lassen sich allerdings bei einem Ausflug ganz gut ausblenden. Für Jogger, Wanderer, Radfahrer und Abnehmwillige bietet sich zum Auftakt eines Ferientags in einem der waldreichsten Viertel der Stadt eine Einheit im Königsforst an. Von der Straße „Am Wildwechsel“ oder dem Parkplatz an der Lützerathstraße gelangt man nach wenigen Hundert Metern zu einem Waldlehrpfad, auf dem man eine Ahnung davon erhält, wie der deutsche Wald in einigen Jahrzehnten aussehen könnte: Mammutbäume, die in Kalifornien zu Hause sind, eigentlich in Mexiko beheimatete Sierratannen, Scheinbuchen aus Chile, die auf kargen Böden wachsen und kalifornische Weihrauchzedern sind hier zumeist im Miniaturformat zu besichtigen.

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Ein paar Steinwürfe weiter beginnt der Wildpark, gefüttert werden dürfen Rehe, Rotwild und Wildschweine mit speziellem Wildfutter vom Automaten. Wer dem Bachlauf Richtung Westen folgt, kommt über den Brücker Mauspfad zur Flehbachaue. Hier stößt man auf einen Grillplatz, bevor links die Flutlichtmasten des Fußballplatzes S.C. Brück 07 auftauchen – gleich in der Nachbarschaft befindet sich ein von Bäumen eingefasster Bolzplatz.

Der Weg zum Ortskern wird derzeit von bunten Steinen gesäumt, die Brücker Kinder in der Coronazeit gemalt haben. Der Abenteuerspielplatz zählt zu den attraktivsten der Stadt – gleich nebenan befindet sich ein Bouleplatz.

Legende vom faulen Gastwirt

Dienstags und freitags zwischen 7 und 13 Uhr ist auf dem Platz Am Gräfenhof Markt – sonst lädt der Platz nicht unbedingt zum Verweilen ein. Es sei denn, um sich im Bücherschrank etwas zum Lesen zu besorgen oder sich am Brunnen der Geschichte vom „fuulen Weet“ zu widmen. Gastwirt Alfons Weiden soll der Legende nach oft zu faul zum Bierzapfen gewesen sein.

Wenn er abends müde wurde, habe er den Stammgästen den Schlüssel seiner Kneipe gegeben und sei zu Bett gegangen. Die Brücker erinnern mit einer Bronzefigur an den sympathischen Faulpelz. Dutzende Zigarettenkippen rund um den Brunnen bezeugen, dass auch intakte Ortsgemeinschaften nicht verhindern können, dass es Unverbesserliche gibt.

Wo früher die Kneipe vom faulen Wirt war, befindet sich heute an der Olpener Straße die Pizzeria La Vecchia – womit wir beim sehr gut machbaren Zunehmen in Brück wären. Die Pizza sei sehr gut, sagt eine junge Mutter, die mit ihren zwei Kindern zum Spielplatz unterwegs ist. Und nicht nur die.

Da wäre zum Beispiel das Eiscafé Panciera auf der Brücker Hauptverkehrsstraße mit 29 selbst gemachten Sorten – oder die ebenfalls auf der Olpener Straße befindliche Brücker Manufaktur, die auch an einem regnerischen Julitag sehr gut besucht ist. Wie der Name verspricht, wird das Eis hier ebenfalls selbst gemacht, Yoghurt und Pistazien sind die Spezialsorten des Ladens, in dem auch gebacken wird und gefrühstückt werden kann.

Nach dem Shutdown hatten wir ganz viel Sahne übrig“, erzählt Inhaber Ditmar Döller, „da haben wir Eissplittertorte hergestellt – die zum Renner wurde, als wir im April wieder öffnen durften.“ Döller schwärmt von den Geschäften in Brück und seinen Menschen – die Manufaktur hat er im November 2019 übernommen.

Dass wenig später Corona seine Gründereuphorie dämpfte, wischt er beiseite: „Die Brücker und auch viele Besucher von außerhalb nehmen unser Angebot überragend an.“

Das Restaurantangebot im Zentrum von Brück ist erstaunlich divers: Von der gehobenen Küche im Gasthaus Zur Alten Schule über Döner- und Sushi-Imbisse bis zur Gaststätte Alt-Brück, die damit wirbt, 365 Tage im Jahr ab 11 Uhr geöffnet zu sein – wenn nicht irgendeine Pandemie dazwischenkommt.

Wer es italienisch mag, ist auch mit der vielfältigen Speisekarte von Rocco’s Kitchen an der Stadtgrenze zu Refrath gut bedient – vor der Terrasse beginnt der Königsforst, in dem sich Eis, Pizza und Antipasti gleich wieder abtrainieren lassen.  

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