Weniger Spenden während PandemieKölner Kliniken kämpfen gegen Blutknappheit

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Immer weniger junge Menschen spenden ihr Blut

Köln – Die Kliniken der Stadt Köln brauchen dringend Blut. Die städtischen Kliniken sollten eigentlich einen Tagesbestand von rund 110 Blutkonserven (Rhesusfaktor positiv) vorhalten, erklärt Sigrid Krebs, Sprecherin der Kliniken der Stadt Köln. Immerhin benötigt ein schwer verletztes Unfallopfer bis zu 80 Blutkonserven. Doch der Bedarf ist zunehmend schwer zu decken. „An manchen Tagen liegen wir darunter“, so Krebs. „Wir rufen darum dringend zur Blutspende auf!“ 

Viele Operationen werden jetzt nachgeholt   

Seit Corona sei die Spendenbereitschaft gesunken. Im Sommer sorgten zusätzlich die Hitze und die Ferien dafür, dass immer weniger Menschen ihr Blut spendeten. Dabei stiegen in den Krankenhäusern Holweide, Merheim und im Kinderkrankenhaus Amsterdamer die Zahl der Operationen an, da die aufgrund der Corona-Situation verschobenen OPs nachgeholt wurden. Dann verlegten Krankenhäuser in den Flutgebieten Patienten nach Köln. Nun nehmen wegen des zunehmenden Verkehrs auch wieder die Unfallopfer zu. In der Urlaubszeit – wie den bevorstehenden Herbstferien – reduzierten sich die Blutbestände bedenklich.

Nach dem Ende der Schulferien hatten die Spendezentren auf die Ferienrückkehrer gehofft. Aber die beiden städtischen Blutspendezentralen in der Breite Straße und im Krankenhaus Merheim sind „erschreckend“ leer, wie Barbara Mosinski bestätigt. Sie spendet seit Jahren regelmäßig Blut in der Breite Straße. „Letzte Woche saß ich alleine da.“ Sigrid Krebs erklärt: „Vor etwa drei Jahren hatten wir täglich 80 – 120 Blutspenden. Seit der Corona-Pandemie an manchen Tagen nur 20 Blutspender.“

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Es fehlt an der Blutgruppe A Rhesus positiv

Auch an der Kölner Uniklinik ist Blut immer wieder knapp erklärt Prof. Birgit Gathof, Leiterin der Blutspendezentrale der Uniklinik Köln. Dank der Unterstützung von vielen Kölnern und Menschen aus dem Umland, intensiver Werbung und der Organisation über das Terminsystem „Doctolib“ sei die Uniklink praktisch selbstversorgend. „Aktuell fehlt uns allerdings wegen mehrerer großer Operationen die Blutgruppe A Rhesus positiv.“

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Abnehmende Blutspendebereitschaft trifft auch die Krankenhäuser der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria, auch wenn diese aktuell keine Engpässe haben. Das Heilig Geist-Krankenhaus in Longerich, das St. Vinzenz-Hospital in Nippes und das St. Franziskus-Hospital in Ehrenfeld beziehen ihre Blutprodukte (Blutkonserven, Blutplättchen, Blutplasma) von einem Laborinstitut, die wiederum unter anderem auf den Blutspendedienst West des Deutschen Roten Kreuzes zurückgreifen. Das betreibt ein Blutspendezentrum am Kölner Neumarkt.

Auch hier sei die Spendenbereitschaft „mäßig“, die Kapazitäten nur zu etwas mehr als der Hälfte ausgelastet, so DRK-Sprecher Stephan David Küpper. Dabei decke der DRK-Blutspendedienst West rund 75 Prozent des Gesamtbedarfes der Kliniken in NRW, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, darunter auch den Zukauf durch Kölner Krankenhäuser. Dafür braucht das DRK täglich rund 3.500 Blutspenden.

So können Sie in Köln Blut spenden

Die Kliniken Köln unterhalten Blutspendezentralen in der Breite Straße 2-4, 2. Etage und im Krankenhaus Merheim.

Das DRK-Blutspendezentrum ist am Neumarkt 1D.

Die Blutspendezentrale Uniklinik ist in der Kerpener Straße 62.

Bei den Kliniken Köln erhält jeder Erstspender einen Warengutschein im Wert von 10,- Euro. Ab der zweiten Spende bekommen alle Blutspender eine Aufwandsentschädigung von 25,- Euro bei jedem Termin.

Spender müssen zwischen 18 und 68 Jahren sein, Erstspender nicht älter als 60 Jahre. Eine Blutspende ist zwei Tage nach einer Covid-19-Impfung möglich.

Jede Blutspende wird labortechnisch untersucht. Das Blutspenden sei ohne gesundheitliches Risiko, so die Uniklinik. Im Gegenteil, es sei für die meisten Menschen sogar besonders gesund.

Die Entwicklung zeige sehr klar, dass öffentliche Blutspendetermine in den Veedeln  aufgrund mangelnder Resonanz ein aussterbendes Relikt seien, so das DRK. „Die Entwicklung ist stark degressiv“. 2001 habe es 153 öffentliche Termine des DRK in Köln gegeben mit 10.475 Blutspendern. 2020 gab es noch 49 Termine mit 3.155 Blutspendern. Inzwischen sei das DRK weitgehend vom Standort Neumarkt abhängig.

Blutspende für die jüngere Generation weniger relevant

Das ist kein Köln-spezifisches Problem, sondern ein Generationenproblem, erklärt Sigrid Krebs von den städtischen Kliniken. „Für die Nachkriegs-Generation war es üblich, regelmäßig zur Blutspende zu kommen. Dieser buchstäblich lebensrettende Dienst für die Gesellschaft ist für die jüngere Generationen weniger relevant.“  

Im Herbst könnte eine lange überfällige Novellierung der Gesetzeslage Abhilfe schaffen. Ausgeschlossen von der Blutspende sind bislang „Personen, deren Sexualverhalten ein hohes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten birgt". Bislang waren u.a. Homosexuelle für 12 Monate nach dem letzten Sexualkontakt von der Blutspende ausgeschlossen. Nun soll diese Frist verkürzt werden, da spätestens nach vier Monaten Infektionen etwa mit HIV ausgeschlossen werden könnten.

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