Wirbel um MotivSingen nur im Stadion? Dieser Satz bringt FC-Fans auf die Palme

Lesezeit 3 Minuten
lisa

Dieses Statement sorgt vor allem für Unmut.

Köln – Mit ihrer am Dienstag gestarteten Initiative wollen die  Stadt Köln und die Polizei für „friedliche Fußballfeste“ werben. Gewalt und Hass haben im und am Stadion nichts verloren – lautet die unmissverständliche Botschaft. Ein Motiv der Kampagne sorgt bei der FC-Anhängerschaft jedoch für Empörung.

„Wir freuen uns auf die neue Saison …“, lautet der Slogan, der dann jeweils von Mitarbeitern von Ordnungsamt, AWB, KVB oder Polizei ergänzt wird. Eine Mitarbeiterin des Ordnungsdiensts macht das mit dem Satz „… besonders auf die Fangesänge, aber bitte nur im Stadion!“ Ist Singen in der Öffentlichkeit also aus Sicht der Stadt zu einem Problem geworden? 

Aktion von Stadt Köln und Polizei stößt auf Kritik bei FC-Fans

Zunächst fiel das Motiv, das die Stadt auch auf ihrer offiziellen Internetseite veröffentlichte, im sozialen Netzwerk Instagram auf. Die Stadt zeigte es auf dem eigenen Profil. „Stadt Köln will das Singen verbieten“, kommentiert ein Leser auf der Facebook-Seite des „Kölner Stadt-Anzeiger“ die städtische Kampagne. Und ironisch schlussfolgert er, dass man dann auch an Rosenmontag nicht mehr in der Öffentlichkeit singen dürfte.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Bei zahlreichen FC-Fans stößt nicht nur das einzelne Motiv, sondern die gesamt Kampagne auf Kritik. Demnach werde suggeriert, im Rhein-Energie-Stadion sei Gewalt an der Tagesordnung, monieren Userinnen und User im Netz. Wie Heike Bellinghausen, geschäftsführendes Vorstandsmitglied beim Fanprojekt des 1. FC Köln, erklärt, habe man anfangs gemeinsam mit anderen Vereinen an einem Tisch mit der Stadt und Polizei gesessen. „Nicht nur wir, ebenso Fortuna und Viktoria Köln haben dann aber recht schnell Abstand von der Kampagne genommen, denn Gewalt gibt es nicht nur im Fußball“, kritisiert Bellinghausen die Aktion.

Stadt Köln bezieht Stellungnahme

Fußball-Fans würden auf etwas reduziert, das so nicht hinnehmbar sei. „Wir vom Fanprojekt setzen uns seit Jahren für eine friedliche und bunte Fußballkultur ein. Ein Motiv, auf dem Gesänge in der Öffentlichkeit kritisiert werden, bringt uns auf die Palme.“

„Zugegebenermaßen erweckt die verkürzte Aussage aus einer Instagram-Story der Stadt Köln den Eindruck, als hätte die Stadt Köln pauschal etwas gegen Fangesänge außerhalb von Stadien - dem ist jedoch nicht so“, sagte eine Stadtsprecherin auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ganz im Gegenteil begrüße und freue sich die Stadt über friedlich und respektvoll gelebte Fankultur inklusive Fangesänge. Diese seien selbstverständlich auch außerhalb des Stadions erlaubt.

Bei etwaigen Ruhestörungen durch Fangesänge würden die Polizei und der städtische Ordnungsdienst den Fans gegenüber sensibel und verständnisvoll reagieren. Sofern die Ruhestörungen allerdings Ausmaße annehmen würden, die in erheblicher Weise Anwohnende, Gewerbetreibende oder andere stören – etwa in der Nachtruhe oder durch Verstärker – sei es die Aufgabe der Behörden in diesem Interessenskonflikt zu vermitteln. Das Statement ziele insbesondere auf gegenseitige Rücksichtnahme ab. Diese gelte natürlich nicht nur für Fußballfans, sondern auch für alle anderen Menschen in Köln. „Insofern ist das Statement der Mitarbeiterin der Ordnungsamtsmitarbeiterin als Bitte an alle zu verstehen, aufeinander zu achten und ein gutes, faires Miteinander zu fördern“, sagte die Stadtsprecherin.

Das könnte Sie auch interessieren:

Es handele sich zwar um eine gemeinsame Kampagne von Polizei und Stadt, für die Aussagen und die Inhalte der Stadtverwaltung sei aber die Stadt verantwortlich. „Da dieses verkürzte Statement jedoch zu Missverständnissen geführt hat, hat die Stadtverwaltung die Entscheidung getroffen, dieses Statement von ihrer Homepage zu nehmen“, sagte die Stadtsprecherin. „Die Kritik bezüglich des Social-Media-Posts ist berechtigt, und die Stadt bedauert es, dass die positive Haltung der Stadt gegenüber friedlichen Fans  damit in den Hintergrund rückt.“

Der 1. FC Köln wollte sich am Mittwoch nicht zu der Debatte äußern.

KStA abonnieren