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Woelki-Kritik zieht KreiseKirchenlaien fordern mehr Verantwortung in Köln

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Rainer Woelki dpa in der Kirche

Rainer Kardinal Woelki

Köln – Der Angriff des evangelischen Südstadt-Pfarrers Hans Mörtter auf Kardinal Rainer Woelki und die Reformprozesse im Erzbistum sind an den Pfingst-Feiertagen in vielen katholischen Pfarrgemeinden zur Sprache gekommen. Stichproben ergaben, dass beide Themen auch Gegenstand der Predigten waren. So führte Pfarrvikar Ulrich Hinzen in St. Pankratius (Lindenthal) aus, dass Mörtters Kritik im Ton unangemessen, die Kritik in der Sache aber berechtigt sei.

Mörtter hatte von Frustration und Ermüdung im katholischen Klerus gesprochen und dies darauf zurückgeführt, dass Woelki seine Pfarrer ausblute „bis zur totalen Erschöpfung“. Gemeinden würden zu großen Einheiten verschmolzen, ohne moderne Organisationsformen in Kooperation mit den Laien zuzulassen.

Wie Woelki, kam auch Hinzen zum Ergebnis, dass es mit dem kirchlichen Leben nicht weitergehen könne wie bisher. Laien, so Hinzen, müssten mehr Verantwortung bekommen. Alle Herausforderungen könnten seien indes mit einem ängstlichen Bischof an der Spitze nicht zu meistern. Wie ein Zuhörer berichtete, bekam der Prediger Applaus für seine Worte.

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In der Gemeinde St. Alban (am Stadtgarten), die zur Pfarrei St. Gereon gehört, wandte sich Professor Rudolf Hoppe als Hilfsgeistlicher gegen den Plan einer einzigen Pfarrei für die gesamte Innenstadt. Die Gemeinden seien so verschieden, dass man sie nicht in einem „Sendungsraum“ aufgehen lassen, sondern ihre Charakteristika erhalten solle. Hoppe nahm Bezug auf das biblische Sprachenwunder an Pfingsten: Es spreche für Vielfalt statt Uniformität.

„Kirchenkasper“

Anonymisierung in Großpfarreien sei der Tod des Zusammenhalts, erläuterte der emeritierte Theologieprofessor der Uni Bonn auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Woelki unterliege einem Kurzschluss, indem er die Kirche vom Priesteramt her definiere. „Wir lügen uns in die Tasche, wenn wir nicht radikal an die Frage des kirchlichen Amtes gehen“, so Hoppe weiter.

Erweiterte City-Pfarrei

In der Pfarrei St. Aposteln (Innenstadt) sind die vorgezogene Einbeziehung in den neuen „Sendungsraum Köln-Mitte“ unter Leitung des früheren Generalvikars Dominik Meiering und der Bericht über einen Wechsel von Pfarrer Klaus-Peter Vosen nach Wuppertal laut Aussage von Gemeindemitgliedern „wie eine Bombe eingeschlagen“.

Die Nachricht von einem Wechsel des Benrather Pfarrers Thomas Vollmer (Benrath) als Pfarrvikar an die Gemeinde St. Maria in der Kupfergasse wurde dort positiv aufgenommen. (jf)

Kabarettist Jürgen Becker, in kirchlichen Belangen immer für eine spöttische Pointe gut, deutete Mörtters Kritik als „zwei Seiten einer peinlichen Medaille“. In Köln habe jetzt „jede Konfession ihren eigenen Kirchenkasper: die Katholiken ihren Maria Woelki und die Protestanten ihren Hans Wurst“, so Becker zum „Express“.

Im aktuellen Pfarrbrief der Pfarrei Sankt Agnes beschreibt FH-Professor Friedrich Klein-Blenkers die Stimmung dort als aufgeschlossen, aber auch skeptisch. Dem „Sendungsraum“ würden Chancen eingeräumt, wenn ihm „ein gutes und mittelfristig tragfähiges Konzept zugrunde gelegt“ wird. „Sonst zerstört das Ganze mehr, als dass es nutzt.“ Bislang sei das Konzept noch nicht weit entwickelt. Die Bereitschaft zur Mithilfe sei groß, ebenso das Interesse. Es äußere sich aber teils „in Bedenken und Ängsten“. Bemängelt werde, dass die Pläne „unklar, ja nebulös“ seien.

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