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Zahlen nach EntfernungModerner Fahrschein macht VRS-Nahverkehr einfacher

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Nahverkehrszug am Bahnhof Köln-Deutz.

Köln – Bus und Bahn bezahlen nach tatsächlich zurückgelegter Entfernung: Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) bringt ein solches Ticket dauerhaft auf den Markt. Der Clou: Das Smartphone kann automatisch erkennen, wo ein Fahrgast ausgestiegen ist und bucht so den Fahrpreis für die jeweilige Distanz ab.

Mehr als 10.000 Testkunden im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) hatten mit Fahrkartenautomaten, Tarifzonen und Preisstufen schon seit April 2019 nichts mehr tun. Sie nutzen eine App auf ihrem Smartphone und damit den sogenannten E-Tarif für Bahn und Bus. Sie checkten sich zur Beginn der Fahrt durch „rechts wischen“ ein, am Ende durch „links wischen“ wieder aus. Das „links wischen“ kann künftig entfallen.

Noch in diesem Jahr soll der E-Tarif aus der Pilotphase in den Regelbetrieb starten. Bevor das geschieht hat der Systementwickler, die Schweizer Firma Fairtiq, eine weitere Funktion freigeschaltet. „Ein beträchtlicher Anteil der Fragen, die in unserem Kundenservice eingehen, stammt von Fahrgästen, die vergessen haben, ihre Fahrt mit einem Linkswisch zu beenden“, sagt Reto Schmid von Fairtiq.

Alles zum Thema Hendrik Wüst

Das System habe zwar nach kurzer Zeit registriert, dass der Nutzer die Bahn verlassen haben muss und ihn an das Auschecken erinnert. Das wird künftig aber nicht mehr nötig sein. Fairtiq hat mit „Smart Stop“ jetzt eine neue Funktion freigeschaltet.

App erkennt die Art der Fortbewegung

Hinter „Smart Stop“ steckt hochintelligente Technologie: Das System reagiert nicht einfach auf das Aussteigen aus einem Verkehrsmittel – schließlich könnte die Fahrt nach kurzer Wartezeit und einem Umstieg fortgesetzt werden. Stattdessen ist das Hintergrundsystem der App darauf trainiert, Fortbewegungsarten zu identifizieren.

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Die Technologie kann anhand der Auswertung von Ortsdaten nicht nur ermitteln, ob die Person sich zu Fuß oder gar nicht mehr bewegt – sondern auch, ob sie vom öffentlichen Verkehrsmittel in ein anderes Fortbewegungsmittel wie Taxi, Fahrrad oder Pkw, umgestiegen ist. Die zusätzliche Funktion läuft außerdem nur, wenn sie vom Nutzer in den Einstellungen der Fairtiq-App aktiviert wurde.

Den Fahrpreis errechnet die App automatisch. Dabei wird die kürzeste Entfernung zwischen der Ein- und der Ausstiegshaltestelle berechnet. Der Fahrpreis setzt sich aus einem Grundpreis von 1,50 Euro und 15 Cent für jeden angefangenen Kilometer zusammen. Bei 15 Euro pro Tag ist die Höchstgrenze erreicht.

Sobald das System feststellt, dass eine Fahrt im öffentlichen Verkehrsmittel endgültig beendet wurde, löst es einen Countdown aus und schickt eine Push-Mitteilung an das Smartphone des Fahrgasts. Dieser kann nun – ohne weiteres Zutun – die Reiseerfassung vom System automatisch beenden lassen oder manuell auschecken oder den Countdown abbrechen, falls die Reise fortgesetzt wird. „Damit machen wir einen Riesenschritt in Richtung einfach einsteigen und losfahren“, sagt VRS-Geschäftsführer Michael Vogel.

Zehn-Flex-Ticket als Reaktion aufs Homeoffice

Der kontaktlose Ticketkauf mit dem Smartphone ist nur ein Baustein, mit dem der VRS den durch die Corona-Pandemie ausgelösten Fahrgastschwund entgegenwirken will. Ab 1. August wird es ein Zehn-Tage-Flex-Ticket geben, das nur mit dem Smartphone gebucht werden kann.

„Es richtet sich vor allem an Menschen, bei denen sich die Arbeitswelt in Richtung Flexibilisierung verändert hat“, so Vogel. Mit Ausnahme der Kurzstrecke wird es in allen Preisstufen angeboten und gilt für zehn Fahrten als 24 Stunden-Ticket. Das Zehner-Ticket muss ab Kaufdatum innerhalb von 30 Tagen verbraucht werden. Fahrten, die nicht genutzt wurden, verfallen.

Freie Fahrt für Abo-Kunden in den Sommerferien in NRW

In den Sommerferien vom 3. Juli bis 17. August können alle Dauerkartennutzer aus dem VRS, dem VRR, dem Aachener Verkehrsverbund, dem Westfalentarif und oder dem NRW-Tarif alle Nahverkehrsmittel in NRW kostenlos nutzen.

Pro Ticket dürfen inklusive Ticketinhaber zwei Personen (Erwachsener oder Kind) und bis zu drei Kinder oder zwei Personen (Erwachsener oder Kind) fahren und dabei maximal zwei Fahrräder mitnehmen. Zeitliche Beschränkungen, etwa bei 9-Uhr-Abos, sind aufgehoben. Mit dieser Ferien-Flatrate für Abonnenten wollen sich die Verkehrsunternehmen bei den Kunden bedanken, die trotz der Corona-Pandemie weiter Bahn und Bus genutzt haben. „So haben sie ganz bewusst die hohe gesellschaftliche Bedeutung eines sicheren und zuverlässigen Nahverkehrs unterstützt“, sagt Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU).

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