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Zehn Isolations-Betten stehen bereitStadt Köln sieht sich für Coronavirus gerüstet

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Uniklinik bettenhaus

Das Bettenhaus der Uniklinik Köln.

Köln – Dienstagabend gegen 19 Uhr klingelte bei der Kölner Stadtverwaltung das Telefon. Ein Bediensteter des Gesundheitsamts des Kreises Heinsberg rief an, und er hatte schlechte Nachrichten. Der 47-Jährige aus der Gemeinde an der Niederländischen Grenze, bei dem das Coronavirus nachgewiesen wurde und der inzwischen in kritischem Zustand im Universitätsklinikum Düsseldorf liegt, wurde wenige Tage zuvor in der Uniklinik Köln behandelt. Schon in Köln trug er das Virus in sich und steckte dort womöglich weitere Menschen an. Wo der Corona-Patient selbst sich infizierte, ist unklar.

Der Mann war am 13. und 19. Februar zu Routine-Untersuchungen in Köln, sagte Professor Florian Klein, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik, am Mittwoch bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Der Patient leide an einer Vorerkrankung, zu der Klein keine näheren Angaben machen wollte. Als der Mann in Köln vorstellig wurde, habe er keinerlei Anzeichen einer Corona-Erkrankung gehabt, sagte Klein weiter. Bei den Untersuchungen kam er in der Klinik mit weiteren Menschen in Kontakt: Im Wartezimmer mit 31 Patienten sowie mit zehn medizinischen Mitarbeitern. Eine Klinik-Angestellte „zeigt leichte Symptome“, die auf das Coronavirus schließen lassen, erklärte Klein. Die Frau werde derzeit in der Uniklinik in Isolation behandelt.

Köln: Uniklinik-Kollegen werden „hausisoliert“

„Wir konnten alle Patienten und Mitarbeiter ausfindig machen“, sagte Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamts. Bei allen wurden Abstriche gemacht, die nun in meinem Labor untersucht werden. Die Ergebnisse werden am Donnerstag feststehen. Außer der Mitarbeiterin, die in der Uniklinik liegt, seien alle Betroffenen „hausisoliert“, so Nießen. Das heißt, sie dürfen die kommenden 14 Tage – so lange beträgt die Inkubationszeit des Coronavirus – ihre Wohnungen nicht verlassen, müssen ein Tagebuch über ihren Zustand führen und haben eine direkte Telefonnummer der Uniklinik, um schnell mit den Ärzten in Kontakt zu treten, erklärte Nießen weiter.

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Da der Corona-Patient unter anderem im Ort Langbroich Karneval gefeiert hat, als er bereits ansteckend war, dürfte er mit weitaus mehr Menschen in Kontakt gekommen sein. Wer in Sorge ist, das Virus in sich zu tragen, dem empfiehlt Virologe Klein „nichts anderes zu tun als sonst. Wenn Sie sich schlecht fühlen, gehen Sie zum Arzt“. Menschen, denen unwohl ist und die zuvor in Gegenden waren, in denen das Coronavirus grassiert, also etwa die chinesische Provinz Hubei oder Norditalien, sollen sich ans Krankenhaus wenden und ihren Besuch telefonisch ankündigen, damit sie die Klinik sofort in Empfang nehmen kann. „Die Symptome von Corona sind im Grunde nicht von denen einer Grippe zu unterscheiden“, erläuterte Klein, also Husten und Schnupfen, Halskratzen oder Fieber. „Und die Wahrscheinlichkeit, dass Sie an der Grippe erkranken, ist sehr viel höher.“

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Die Stadt hat insgesamt zehn Betten, in denen Erkrankte isoliert behandelt werden können, erläuterte Gerhard Wiesmüller vom Gesundheitsamt. Diese Betten sind in einem linksrheinischen und in einem rechtsrheinischen Krankenhaus. Welche Einrichtungen das sind, wollten die Verantwortlichen nicht sagen, damit verunsicherte Menschen nicht nur diese beiden Häuser aufsuchen. „Wir können kurzfristig auf 39 Plätze erhöhen. Zur Not können wir ein ganzes Krankenhaus nutzen“, sagte Wiesmüller. Die Stadt sei in engem Kontakt mit Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten. Regelmäßig kämen Experten zusammen, um die Lage zu bewerten. Derzeit gebe es keinen bestätigten Corona-Fall in Köln, sagte Wiesmüller.

Sollte der Coronavirus in Köln ausbrechen, verfährt die Stadt nach einem Pandemie-Plan, nach dessen höchster Gefährdungsstufe unter anderem Kitas und Schulen geschlossen und Massenveranstaltungen abgesagt werden können. „Doch so weit sind wir noch nicht“, sagte Wiesmüller. Wie zum Beweis für seine Worte teilte der 1.FC Köln am Mittwoch auf Anfrage mit, dass sein Heimspiel am kommenden Samstag um 18.30 Uhr gegen Schalke 04 stattfindet. „Die Bevölkerung in Köln“, beruhigte Wiesmüller, „ist auf der sicheren Seite“.

Die Stadt hat eine Hotline geschaltet, unter der sich die Bürger über das Coronavirus informieren können. Die Nummer lautet 0221/221-33500 und ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr besetzt.

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