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Zehn Jahre in KölnKoch soll abgeschoben werden – Freunde kämpfen mit Petition dagegen

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Habib Khan soll abgeschoben werden.

Habib Khan soll abgeschoben werden.

Köln – Die Empörung seiner Freunde und Weggefährten ist groß: Der 27 Jahre alte Koch Habib Khan soll in sein Heimatland abgeschoben werden. Im Alter von 14 Jahren war er aus Bangladesch über Russland nach Europa geflohen – schließlich strandete er in einem Wohnheim in Alfter. Ein Jahr später fand er einen Job im Altenberger Hof in der Kölner Südstadt bei dem Gastronom Daniel Rabe. Dort avancierte er vom Tellerwäscher zum Koch, lernte Deutsch, eroberte die Herzen der Gäste und der Kollegen.

Heute ist ein schwarzer Tag für uns und vor allem für einen unglaublich netten jungen Herren“, schreibt Rabe auf der Facebookseite seines Restaurants. „Unser Koch Habib ist heute morgen im Ausländeramt Siegburg festgenommen worden und wird jetzt abgeschoben.“ Er werde gerade in ein Abschiebegefängnis überführt.

Kölner Gastronom macht sich für Koch Habib Khan stark

Seine Freunde haben inzwischen eine Petition gestartet. Die Resonanz ist riesig. Innerhalb kürzester Zeit haben bereits mehr als 16.000 Personen unterschrieben, die sich für Habib Khan einsetzen. „Er erfüllt alle aufenthaltsrechtlichen Voraussetzungen mit besonders guter Integration, Sprachkompetenz, Arbeitsstelle in Vollzeit und ehrenamtlichem Engagement“, heißt es dort unter anderem.

Fest steht, dass Khan – der mittlerweile seit mehr als zehn Jahren in Deutschland wohnt – nur „geduldet“ ist. Für sein dauerhaftes Bleiberecht kämpfte er bereits vor Gericht und ging den Weg durch alle Instanzen. Das Oberverwaltungsgericht verweigerte ihm Asyl. Laut Khan glaubt man ihm seine Geschichte nicht: „Ich gehöre zum Volksstamm der Bihari und bin staatenlos“, sagte er in einem früheren Gespräch.

Sein Volk sei in Bangladesch unterdrückt. Man habe ihn in seinem Heimatland gezwungen, sich an Drogengeschäften zu beteiligen, so Khan. Als er ablehnte, drohte man ihn umzubringen – er floh. Das Gericht habe Zweifel an seiner Darstellung gehabt, weil Khan nicht Urdu spricht, die Sprache seines Volksstamms. Khan beteuert, dass das nicht ungewöhnlich sei.

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„Habib ist nun so lange hier, spricht unsere Sprache sehr gut, hat sich bombastisch integriert, eine Beziehung geführt und hat er Vollzeit bei uns gearbeitet, bis ihm völlig grundlos die Arbeitserlaubnis entzogen wurde“, schreibt Daniel Rabe. „Er war ein Vorbild für alle anderen Mitarbeiter.“

In seiner Freizeit sei er im Karnevalsverein KG Ponyhof, als Sprachvermittler der Caritas und in der Lutherkirche ehrenamtlich tätig gewesen. Rabe hatte Khan mehrfach bestätigt, dass er jederzeit wieder in einem seiner Gastronomiebetriebe arbeiten könne. Zuletzt hatte Khans Anwalt Mut gemacht. „Er hat gesagt, es sähe gut aus, dass Habib eine Aufenthaltserlaubnis bekommen kann“, so Rabe. Voller Zuversicht habe er die Termine beim Ausländeramt in seinem Wohnort Siegburg wahrgenommen – und nicht damit gerechnet, dass er dort verhaftet wird.

Das Ausländeramt beruft sich auf fehlende „Identitätsdokumente“. Khan sei seinen Mitwirkungspflichten zur Identitätsklärung seit Jahren nicht nachgekommen. Vielmehr hat er zunächst gefälschte Papiere vorgelegt und in Folge die Herausgabe seiner Geburtsurkunde über Jahre verweigert. „Seit Oktober 2021 liegen Passersatzpapiere vor“, so das Amt.

„Die Abschiebung steht jetzt unmittelbar bevor, da wegen seiner jahrelangen Verweigerungshaltungen im Passbeschaffungsverfahren nicht davon auszugehen ist, dass er eigenständig ausreist.“ Rabe ärgert sich: „Das ist hanebüchen. Weil Habib staatenlos ist, bekommt er aus Bangladesch keine Papiere. Er war stets kooperativ, hat alles getan und jeden Termin wahrgenommen.“

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