#Wirsindmehr-ScreeningYoutuber Dominik Porschen setzt Zeichen gegen Rassismus in Köln

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Dominik Porschen vor dem #Wirsindmehr-Screening im Filmpalast.

Köln – Als der Abspann lief, hatte Dominik Porschen die Tränensäcke bis zum Anschlag voll. Und das lag nicht nur an dem bewegenden Film, sondern auch daran, dass so viele Leute seinem Ruf gefolgt waren: Für Donnerstagabend hatte der Kölner Youtuber zu einer speziellen Filmschau in den Filmpalast eingeladen. Unter dem Motto #wirsindmehr – der Hashtag hatte sich nach den rechten Ausschreitungen in Chemnitz als Gegenbewegung im Internet etabliert – zeigte er den Film „The Hate U Give“.

„Der Rücklauf war so groß, dass der Filmpalast uns noch einen zweiten Saal gestellt hat“, so Porschen. 500 Leute durften schließlich kommen, darunter auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker und diverse andere Youtuber mit insgesamt mehr als 10 Millionen Followern, die Porschen ihre Unterstützung zusichern wollten. „So eine Aktion zu unterstützen, ist einfach wichtig“, sagt der 22-jährige Youtuber Dustin Naujokat aus Köln. „Wir müssen zeigen, dass Hass keinen Platz hat.“

Ein Zeichen gegen Rassismus setzen

Porschen wollte ein Zeichen gegen Rassismus setzen. Die Idee dazu kam ihm beim Zeitunglesen: „Nach dem Konzert in Chemnitz stand in vielen Artikeln, dass zu wenige Künstler Stellung beziehen. Und ich dachte mir: Ja, stimmt“, so Porschen.

Alles zum Thema Henriette Reker

„Dann habe ich überlegt, was ich machen könnte. Und weil ich kein Musiker bin, war eine Filmschau das Naheliegendste.“ Solche Previews veranstaltet der Kölner, der sich als Online-Film-Rezensent und Moderator einen Namen gemacht hat, schon länger. „Das hier ist aber die absolut wichtigste Preview meines Lebens.“

Sehr ungewöhnliche Film-Preview

Und vermutlich auch die ungewöhnlichste. „The Hate U Give“ lief bisher nur auf dem Toronto-Filmfest. In den USA startet der Film erst am 19. Oktober, in den deutschen Kinos am 24. Januar. Die Idee, diesen Film zu zeigen, kam von der Produktionsfirma 20th Century Fox selbst. Auch Regisseur George Tillman Jr. und Autorin Angie Thomas – der Film beruht auf ihrem gleichnamigen, preisgekrönten Buch, das etwa für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert ist – waren begeistert von der Idee und schickten sogar ein Grußvideo an die Kölner.

Dass der Film nun schon vor dem offiziellen Kinostart in Köln gezeigt werden darf, sei sehr ungewöhnlich und wirklich etwas Besonderes, sagt auch Filmproduzent Leopold Hoesch.

Ein leben zwischen zwei Welten

„The Hate U Give“ erzählt die Geschichte der 16-jährigen schwarzen Starr Carter, die zwischen zwei Welten hin und her gerissen ist – der ihres schwarz geprägten Wohnviertels und ihrer vornehmlich weißen Schule. Als Starr mit ansehen muss, wie ihr bester Freund von einem Polizisten erschossen wird, beginnt sie, gegen Rassismus und für Gleichberechtigung zu kämpfen.

Obwohl der Film in den USA spielt, findet Porschen, dass man ihn gut auf die deutsche Wirklichkeit übertragen könne. „Auch bei uns fühlen sich viele Jugendliche zwischen der Kultur ihres Elternlandes und der deutschen hin und her gerissen.“ Oberbürgermeisterin Reker, die zur Preview gekommen war, um ihren „Horizont zu erweitern und zu verstehen, was der jüngeren Generation wichtig ist“, war nach dem Film tief bewegt. Unpolitisch seien Jugendliche nicht, findet sie. „Aber manche sind doch zu ruhig und müssten mal deutlicher auftreten“.

Der Film soll eine Diskussion auslösen

Dass sie das können, hat der Filmabend bewiesen. Youtuber Tobi vom Kanal „Grischistudios“ etwa sagte: „Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.“ Porschens Wunsch war, dass der Film eine Diskussion auslöst – und zwar zwischen allen politischen Lagern: „Ich habe Sorge, dass die Fronten zwischen Linken und Konservativen sich weiter verhärten. Dass Rassismus scheiße ist, weiß hier jeder. Aber wir müssten uns doch alle auf den Kompromiss einigen können, dass hier in Deutschland alle sicher und gut leben können.“

Tatsächlich wurde nach dem Film viel diskutiert, die Botschaft sei angekommen, findet Porschen: „Die Leute waren nicht da, weil es grade in Mode ist #wirsindmehr zu sagen, sondern, weil ihnen das Thema wichtig ist.“ Sein langfristiger Wunsch: „Dass dieser Film die 500 Leute, die heute Abend hier waren, motiviert hat, beim nächsten Mal, wenn sie etwas Ausgrenzendes erleben, aufzustehen und ihre Stimme zu erheben.“

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