Zeit der Begegnung

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Musiker Metin Haboglu während seines Auftritts mit einem traditionellen türkischen Instrument, der Baglama

Musiker Metin Haboglu während seines Auftritts mit einem traditionellen türkischen Instrument, der Baglama

Buchheim –  Bereits Anfang Mai hat für Muslime weltweit der Fastenmonat Ramadan begonnen, der am vergangenen Dienstag mit dem Zuckerfest endete. Im Ramadan fasten die Gläubigen und verzichten von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang auf jegliche Speisen und Getränke. Lediglich Kinder, Schwangere, alte und kranke Menschen sind von der religiösen Pflicht befreit.

Die Bedeutung dieses Brauchs ist für die muslimischen Glaubensanhänger zentral. „Der Ramadan ist für uns Muslime der heilige Monat unter den zwölf Monaten“, erklärt Enes Elmas, Vorstandsmitglied des Verbands Engagierte Zivilgesellschaft in NRW(VEZ in NRW). „In dieser Zeit konzentrieren wir uns verstärkt auf uns selbst und unsere Religion, laden Freunde und Verwandte ein und teilen jeden Abend unser Essen.“ Die Fastenzeit diene dazu, in sich zu gehen und sich zu ordnen, aber auch nach außen hin Kontakt mit seinen Mitmenschen aufzunehmen und sich auszutauschen, so der 27-Jährige.

So wie beim gemeinsamen Fastenbrechen, zu dem der VEZ in NRW ins Schulzentrum Buchheim eingeladen hat. Rund 150 Gäste aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen kamen zusammen, um mit den muslimischen Verbandsmitgliedern das tägliche Fasten zu brechen und einen Einblick in den Ramadan, dessen Entwicklung und Bräuche zu gewinnen. Darunter waren neben Vertretern der Politik, der Polizei und gesellschaftlich engagierter Verbände auch Funktionäre der anderen monotheistischen Religionen eingeladen. „Mit der Veranstaltung wollen wir die Möglichkeit zum offenen, gesellschaftlichen Dialog schaffen und zeigen, wie wichtig dafür Bildung, Austausch und Offenheit sind“, so Vorstandsmitglied Elmas. „So bauen wir Vorurteile ab und schaffen die Basis für kulturelle Vielfalt. Davon profitieren am Ende alle Seiten.“

Dieses Konzept griff auch das vom Verband vorbereitete Bühnen-Programm auf, das dem gemeinsamen Fastenbrechen, dem sogenannten Iftar, vorausging. Neben einer kleinen Einführung in die Bedeutung des Ramadan und seine Historie durch Vorstandsmitglied Azize Göz betonten auch die Redner der anderen Glaubensrichtungen die Relevanz des Dialogs zwischen den Menschen und Glaubensgemeinschaften in der Gesellschaft, um ein angenehmes Zusammenleben ermöglichen zu können. „Abende wie dieser führen zu wertvollen Momenten der Begegnung und des Austauschs über die Grenzen der Religionen hinweg“, sagt Kirchenrat Pfarrer Rafael Nikodemus von der Evangelischen Kirche im Rheinland. „Mit dieser Initiative hat der Verband eine großartige Möglichkeit geschaffen, sich ganz persönlich im Monat Ramadan zu begegnen.“Die Aktion, die Nikodemus ansprach, ist die Initiaitve „ramadan-nrw“, die unter anderem vom VEZ in NRW getragen wird. Dort können sich Interessierte für ein gemeinsames Fastenbrechen im Ramadan, den Iftar-Abend, anmelden und ihn mit einer muslimischen Familie in ihrer Wohnung gemeinsam erleben. „In diesem Jahr haben bereits 160 Familien an diesem Projekt teilgenommen“, sagt Azize Göz. „Das Angebot wird gut angenommen und die Besucher werden so auch zu interkulturellen Botschaftern in ihren Familien und im Bekanntenkreis.“ Nominiert ist das Projekt für den Deutschen Engagementpreis 2019.

Nach dem Sonnenuntergang, auf den zahlreiche Ramadan-Apps auf den Smartphones der Gäste lautstark aufmerksam machten, tauschten sich die Besucher beim gemeinsamen Abendessen aus. Zuletzt gab es ein abschließendes Präsent für jeden Gast: die sogenannte „Zahnmiete“. Sie steht symbolisch als eine Art Schadensersatz für die Abnutzung der Zähne beim Abendessen und wird den Gästen vom Gastgeber überreicht.

Mehr Informationen zum Verband und zur Initiative „ramadan-nrw“ gibt es im Internet. www.vez-nrw.de www.ramadan-nrw.de

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