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Zentralmoschee in KölnAutos übertönen Muezzin an der Venloer Straße

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moschee eingang

Muslime gehen zum Freitagsgebet in der Kölner Zentralmoschee 

Köln – Am Freitag, Punkt 13.22 Uhr, richten sich Dutzende Mobiltelefon-Kameras auf zwei kleine Lautsprecher über dem Hauptportal der Zentralmoschee in Ehrenfeld. Über die Boxen wird der Ruf des Muezzins zum Freitagsgebet übertragen – zum zweiten Mal nach der Premiere vorige Woche.

Der Muezzin selbst steht im Inneren der Moschee. So wird er es künftig jeden Freitag machen. Auf dem Platz vor dem Haupteingang ist die Stimme in Zimmerlautstärke vernehmbar. Unten, an der Venloer Straße vor dem Gotteshaus, hört man fast nichts.

Gemächlichen Schritts gehen die Besucherinnen und Besucher die große Treppe zum Haupteingang hoch. Als der Muezzin zu rufen beginnt, lauschen sie andächtig, einige filmen dabei die Moschee und gehen nach und nach in den Gebetsraum. 60 Dezibel darf der Gesang einer Auflage der Stadt zufolge laut sein, das ist etwas weniger als die durchschnittliche Lautstärke eines Gesprächs. Eine schnelle Messung mit einer nicht geeichten Smartphone-App ergibt rund 70 Dezibel – inklusive Umgebungsgeräusche.

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„Ich dachte, da hört irgendwo jemand Musik auf dem Handy“

Auf dem Bürgersteig der Venloer Straße vor der Moschee misst die Smartphone-Anwendung schon bevor der Muezzin beginnt knapp 80 Dezibel. Während er ruft, ändert sich die Amplitude nicht. Jedes vorbeifahrende Auto übertönt den kaum hörbaren Muezzin. Außer den Moscheebesuchern sind freitagmittags nur wenige Menschen an der Ecke Venloer Straße/Innere Kanalstraße unterwegs. „Ich dachte, da hört irgendwo jemand Musik auf dem Handy“, beschreibt es eine Passantin. Eine andere Frau sagt, dass sie es gar nicht wahrgenommen hätte, wenn sie nicht darauf angesprochen worden wäre. Die Muslime hingegen nehmen den Ruf sehr wohl zur Kenntnis. „Danke, Deutschland, dass wir das dürfen“, sagt ein Moscheegänger.

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Auch Murat Sahinarslan, Direktor des Moschee-Forums, ist zufrieden. Vorigen Freitag hatte der Muezzin unter großem Medieninteresse ausnahmsweise vor den großen Türen des Gebetssaals im Freien zum ersten Mal gerufen. Sahinarslan gab etliche Interviews. Nun erkundigt er sich ab und zu bei Technikern, ob die Lautsprecheranlage funktioniert. Fragen von Journalisten muss er fast keine beantworten. Der Alltag ist eingekehrt. Der Muezzinruf locke kaum mehr Gläubige an als früher, sagt er, „vielleicht ein Prozent“. Nach Worten Sahinarslans besuchen rund 2000 Muslime das Freitagsgebet in der Zentralmoschee, es ist das wichtigste in der Woche.

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