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Zülpicher ViertelNeues Sicherheitskonzept für den 11.11. in Köln stößt auf Kritik

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Feiernde am 11.11. auf der Zülpicher Straße. Die Bilder vom Kölner Straßenkarneval schlugen in Deutschland hohe Wellen.

Köln – Zigtausende Menschen, womöglich dicht gedrängt, kostümiert und alkoholisiert, geschleust am 11.11. durch eine Unterführung auf der Zülpicher Straße – diese Bilder haben mehrere Wirte des Kwartier Latängs vor Augen und fürchten sich um die Sicherheit der Feiernden. Dass die Menschen ohne Vorahnung in einen Flaschenhals geleitet werden und es dort etwa zu einer Massenpanik kommen könnte, wird befürchtet. Von der „mit Abstand dümmsten und gefährlichsten Idee, die es in Köln seit langer Zeit gegeben hat“ ist die Rede in einem Facebook-Beitrag der IG Gastro. Ein Szeneraio wie bei der Loveparade-Katastrophe 2010 in Duisburg sei „denkbar“, heißt es weiter. „Vielleicht auch schlimmer, weil durch die KVB-Bahnsteige auch Höhenunterschiede und Stolperfallen aufgebaut sind.“

Bei großen Massen feiernder Menschen in engen Unterführungen werden zwangsläufig Erinnerungen an die tödliche Katastrophe von Duisburg wach. Ähnlich viele Menschen werden erwartet: Auch in diesem Jahr werden vermutlich mehrere zehntausend junge Menschen im Zülpicher Viertel den Sessionsauftakt feiern. Die Stadt hält dafür aber nach eigener Aussage ein geeignetes, wenn auch noch nicht bis ins letzte Detail beschlossenes Sicherheitskonzept vor. Die Verwaltung betont, dass die Sicherheit der Feiernden an erster Stelle stehe und weist jegliche Parallelen zu Duisburg zurück.

Nur eine Schleuse ins Kwartier Latäng

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll das Kwartier Latäng um die Haupt-Feiermeile Zülpicher Straße auch dieses Jahr wieder weiträumig abgesperrt werden – allerdings nach bisheriger Planung diesmal mit nur einer Einlassstelle für Feiernde. Diese soll auf der Zülpicher Straße etwa auf Höhe der Unimensa aufgebaut werden. Das heißt zum einen, dass die bisher stark genutzte Schleuse auf der Ecke Hohenstaufenring/Barbarossaplatz entfallen wird.

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Zum anderen könnte der Standort an der Mensa die Gemüter beruhigen und die Bedenken um die Sicherheit in der Unterführung unter den Gleisen der Deutschen Bahn etwas verkleinern. Diese nämlich ist im jetzigen Plan bereits in der Sperrzone, also hinter der Schleuse. „Durch Sperrungen vor und nach der Unterführung wird verhindert, dass sich eine größere Personenanzahl in diesem Bereich aufhalten kann oder beispielsweise bei Regen in diesem Bereich unterstellt“, teilte die Stadt mit. Außerdem sind mehrere Ausgänge aus dem Viertel geplant, während des Hauptandrangs soll in der Unterführung also „Eibahnstraßenverkehr“ herrschen – anders als in Duisburg kurz vor der Katastrophe.

Die Treppe zum und vom Südbahnhof auf die Zülpicher Straße soll gesperrt sein, sodass kein Querverkehr entstehen soll. Sollte es etwa einen Rettungseinsatz geben, sollen die Sperren aber schnell wieder geöffnet werden können. Der Bahnhof Süd ist regulär nur über die Eingangshalle über die Luxemburger Straße zu erreichen. Auf den Wegen zum Einlasspunkt sollen bereits Glaskontrollen stattfinden.

Bahnchaos in Köln am 11.11. soll verhindert werden

Der Plan, den Zugang zum Kwartier Latäng am 11.11. nur über eine Schleuse laufen zu lassen, geht auf ein Gutachten einer neu installierten Crowd Managerin zurück, die unter anderem die Sicherheitslage mit zehntausenden von Besuchern bewerten sollte. Eine wesentliche Erkenntnis ist, dass der bisherige Eingang am Barbarossaplatz den dort oberirdisch verlaufenden Bahnverkehr der KVB gefährden könnte, wenn sich dort tausende Menschen vor der Schleuse tummeln. Sollte der KVB-Betrieb dort nicht mehr aufrechterhalten werden können, hätte das Auswirkungen auf den Bahnverkehr in weiten Teilen der Stadt bis ins Rechtsrheinische, heißt es in dem Gutachten. In den vergangenen Jahren ist dieses Szenario zwar nicht eingetreten, doch rechnen alle Verantwortlichen dieses Mal mit noch mehr Feiernden als etwa im Vorjahr, weil der 11.11. auf einen Freitag fällt.

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Um ein Bahnchaos zu verhindern, wird der Zugang an das gegenüberliegende Ende des Viertels verlegt. Durchsagen in der KVB sollen die Fahrgäste zum Ausstieg erst am Eifelwall auffordern. Dennoch könnte mit großen Besucherströmen zu rechnen sein, die von den Ringen oder dem Barbarossaplatz über die Luxemburger Straße und den Inneren Grüngürtel laufen müssen, um an der Unimensa auf die Zülpicher Straße zu gelangen.

Ob das neue Konzept aufgehen wird, lässt sich nicht abschätzen. Einen Stresstest vor dem 11.11. wird es nicht geben. Markus Vogt von der IG Kwartier Latäng beobachtete eigener Aussage zufolge schon vor der Pandemie an den Sperren „bedrohliche Szenen“, weil zu viele Menschen auf zu wenig Platz waren. „Eigentlich ist es Zufall, dass bisher nichts Schlimmes passiert ist“, sagt Vogt. Aus Sicherheitsaspekten sei es „sehr gewagt, zigtausende minderjährige Besoffene in dem Viertel zusammenzupferchen“, sagt Vogt.

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