Abo

Zum CSDKöln bekommt gleichgeschlechtliche Ampelmännchen-Paare

Lesezeit 5 Minuten
Ampelweibchen zum Kölner CSD in Frankfurt

Ampelweibchen zum Kölner CSD in Frankfurt

Köln – Wien hat sie schon, Hamburg, München, Madrid und Flensburg auch. Köln bekommt sie nun: Zum Christopher Street Day im Juli werden einige Fußgängerampeln Männer- und Frauenpaare zeigen. „Aktuell wird für den Zeitraum des CSD der temporäre Einsatz von solchen Schablonen mit Symbolen gleichgeschlechtlicher Paare vorbereitet“, sagte Jürgen Müllenberg vom Presseamt der Stadt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Schablonen werden zum CSD an den Fußgängerampeln am Heumarkt rund um das Maritim-Hotel und die KVB-Haltestellen eingesetzt.

Vor ein paar Jahren ist ein entsprechender Vorstoß der SPD Innenstadt abgelehnt worden, jetzt wagte eine Bürgerin mit ihrer Anfrage einen neuen Anlauf. Köln tut sich schwer mit individuell gestalteten Symbolen für Ampeln. Diesem Trend, der in vielen deutschen Städten bereits Fuß gefasst hat, hinkt die Stadt hinterher. Pfiffig gestaltete Ampelmännchen sucht man bislang vergebens. Das heißt, wenn man sich streng am Wort „Männchen“ orientiert. Seit 2009 versehen Ampelfrauen auf der Venloer Straße vor dem Bezirksrathaus ihren Dienst. Fünf Jahre später kam an der Kreuzung Ehrenfeldgürtel/Subbelrather Straße ein zweites Frauengespann zum Ampeleinsatz. Alle anderen Vorstöße, Ampeln ein anderes Gesicht zu verpassen, wurden abgelehnt. Doch nun scheint ein wenig Bewegung in die Sache zu kommen.

An Ideen und Initiativen mangelt es in Köln nicht. Laura Galante wählte die „Ampelmännchen“ sogar als Thema ihrer Diplom-Abschlussarbeit. Sie studierte an der Kölner Design-Akademie Grafikdesign und Illustration. Ihr Projekt „Ampelfunken“ brachte der 27-Jährigen die Bestnote und ganz viel Sympathie bei den „Kölschen Funke rut-wieß“. „Wir freuen uns sehr, dass sie die Roten Funken als Ampel-Symbole gewählt hat. Natürlich wäre es wunderbar, wenn sich das in die Tat umsetzen ließe. Wir unterstützen das ausdrücklich“, sagt Heinz-Günther Hunold, Präsident der Roten Funken.

Alles zum Thema Christopher Street Day

Dazu hat er auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker, selber seit 2016 aktive Funkin mit dem Spitznamen „Agrippina Courage“, erst unlängst einen Brief geschrieben. „Ampeln gewährleisten die Sicherheit im Straßenverkehr. Dazu passen die Roten Funken doch prima“, sagt Hunold. Das Traditionskorps sieht sich als „legitime“ Nachfolger der kölschen Stadtsoldaten, die seit Mitte des 17. Jahrhunderts eine Art stehendes Heer der freien Reichsstadt bildeten.

Laura Galante könnte sich die „Ampelfunken“ sehr gut rund um die Ülepooz am Ubierring vorstellen. Als Modell, das ihr Bruder Fabio gebaut hat, gibt es die Ampel sogar schon. Der „Rote Funk“ ist mit dem Funkenhelm (Laberdan) und dem Waffenrock deutlich zu erkennen. Er breitet die Arme aus und signalisiert: Stopp. Stehenbleiben. Schaltet die Ampel auf Grün, wird das Funkenmariechen mit Dreispitz und Röckchen sichtbar und gibt den Weg frei zum Überqueren der Straße.

Bereits vor gut sechs Jahren wandten sich die Kölner Franz van Bahlen und Alexander Abels mit ihrem Prototypen und Konzept „Tünnes und Schäl“ als Ampelfiguren an die Stadt. „Unser Vorschlag wurde kategorisch abgewiesen. Das haben wir nicht verstanden“, sagt van Bahlen. Seiner Meinung nach könne die Stadt davon profitieren. Eine solche Ampel sei ein Anziehungspunkt für Touristen. Die Figuren aus dem Hänneschen-Theater seien überregional bekannt. „Das hat der Chef von Köln-Tourismus damals ebenso gesehen“, erinnert sich van Bahlen. Auch der heutige Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Andreas Hupke, wollte 2012 einen entsprechenden Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in den Rat einbringen. Vergebens. „Das ging nicht durch. Ich halte das aber immer noch für eine gute Sache und würde mich sehr freuen, wenn es diesbezüglich zu einem Umdenken käme“, sagt van Bahlen, der als möglichen Standort an den Heumarkt denkt.

Mit seinem „Ampeljeck“ probierte es Franz Schmitt im vergangenen Jahr. Er fertigte ein jeckes Ampelmodell an und zog damit im Sommer an zentrale Plätze, um zu testen, ob den Leuten so etwas gefällt. „Ich war auf der Domplatte, an der Deutzer Brücke und an der Hohenzollernbrücke. Die Leute waren durchweg begeistert. Nur die auf dem zuständigen Amt nicht. Von dort kam die Aussage, dass das nicht zu machen sei.“

Für den „Ampeljeck“ fände der gebürtige Kölner, der in Braunschweig lebt, den Chlodwigplatz („ich bin im Klösterchen geboren“) oder „ein schönes Plätzchen im Belgischen Viertel“ passend. Für alle Ampelkreativen wäre „ihr“ Symbol auf einer Ampel die Erfüllung eines Herzensprojekts. Sie könnten sich allerdings eine spätere Vermarktung der Motive auf T-Shirts, Pullis, Tassen oder Schlüsselanhänger vorstellen.

Wer entscheidet über Ampelfunken?

Wo wird entschieden, ob „Ampelfunken“, „Tünnes und Schäl“ oder der „Ampeljeck“ ins Straßenbild rücken dürfen? Zuständig ist das Amt für Verkehrsmanagement. Je nachdem, um welche Straßen und Ampeln es sich handelt, muss der Landesbetrieb Straßen NRW eingebunden werden. Stadtsprecher Jürgen Müllenberg weist darauf hin, dass einige Dinge berücksichtigt werden müssen: „Die in der Straßenverkehrsordnung und in den zugehörigen Verwaltungsvorschriften und Richtlinien vorgesehenen Verkehrszeichen, Symbole und Piktogramme müssen aus Gründen der Erkennbarkeit einheitlich sein.

Eine Abweichung ist grundsätzlich nicht zulässig. In Einzelfällen können veränderte Symbole Anwendung finden, wenn diese den Sicherheitsstandards der ursprünglichen Ausgestaltung entsprechen. Dies muss allerdings nachgewiesen werden. Möglichkeiten einer Abweichung regelt ein Erlass des Ministeriums für Verkehr Nordrhein-Westfalen.“

Mainzelmännchen als Ampelmotiv in Mainz

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst hat im Dezember 2018 klargestellt, dass Städte in NRW grundsätzlich „Ampelmännchen“ mit lokalem Bezug einführen dürfen. So ist Duisburg zur „Bergmanns-Ampel“ gekommen. Wesel möchte den Esel als Wahrzeichen in Fußgängerampeln verewigt wissen, und im niederrheinischen Korschenbroich bringen sich die Schützen in Stellung. Nicht mehr wegzudenken sind die Mainzelmännchen als Ampelmotiv in Mainz, die Kasperle-Ampel in Augsburg in der Nähe der Augsburger Puppenkiste und das Ost-Ampelmännchen in Berlin. Der Mann mit dem Hut ist längst Kult.

Vielleicht könnte sich die Stadtverwaltung in Köln bei ihren Überlegungen auch eines berühmten Ampel-Pioniers entsinnen. Der Komponist Günter Eilemann reagierte 1952 blitzschnell auf etwas ganz Neues auf Kölns Straßen: Ampeln. Unweit seines Hauses in Lindenthal, an der Ecke Dürener Straße/Gürtel, erhob sich eine dieser Anlagen. Er legte mit „Etz kütt et rut, rut, rut, dann musste stonn, dann kütt et jrön, jrön, jrön, dann darfste jonn“ ein kölsches Ampellied vor. Eine Hymne auf eine Ampel? So etwas gab es damals in ganz Deutschland nicht. Da war Köln Pionierin.

KStA abonnieren