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Kölner DomblattDer Kölner Dom und die Juden

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Köln – Das Kölner Domblatt wartet dieses Jahr mit einem ganz besonderen Beitrag auf. Im Ganzen 360 Seiten dick, sind die ersten 257 Seiten einer wissenschaftlichen Ausarbeitung gewidmet: Unter der Überschrift „Der Kölner Dom und die Juden“ finden sich acht Aufsätze, die sich kunsthistorisch mit der unrühmlichen Vergangenheit der christlichen antijüdischen Tendenzen beschäftigen. „Im Dom gibt es viele mittelalterliche Darstellungen von Juden, die diskriminierend sind. Besonders hervorzuheben ist natürlich die „Judensau“ im Chorgestühl des Domes“, erklärt Herausgeber Bernd Wacker; „Obwohl diese und ähnliche Darstellungen bekannt sind, hat sich bisher noch niemand wissenschaftlich mit dem Thema auseinander gesetzt.“

Während einer Tagung am 19. und 20. November 2006 in der Kölner Karl Rahner Akademie wurde die wechselseitige Geschichte des Neben- und Miteinanders von Christentum und Judentum am Kölner Dom aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Die dort gehaltenen Vorträge bilden die Basis für die im Domblatt veröffentlichten Beiträge. „Das jüdisch-christliche Verhältnis ist nach wie vor ein wichtiges Thema“, so Wacker. „Wir sind daher auf diese theologische und kunsthistorische Aufarbeitung der Darstellungen sehr stolz.“

Negative Darstellungen

Alles zum Thema Barbara Schock-Werner

Während Gebete und Katechismen im Laufe der Zeit von antisemitischen Tendenzen gereinigt wurden, finden sich in den Bildern vieler katholischer Gotteshäuser nach wie vor negative jüdische Darstellungen. Im Dom gibt es neben der „Judensau“ im Chorgestühl antijüdische Darstellungen am Dreikönigenschrein. „Rausschneiden“ möchte man die entsprechenden Stellen aber nicht. „Das ist absurd“, erklärt Domprobst Norbert Feldhoff. „Man ändert nichts an der Geschichte, indem man die Stellen einfach wegmacht.“ Die diskriminierenden Darstellungen sollten vielmehr als Mahnmal fungieren und zu Diskussionen und Auseinandersetzungen mit der Geschichte einladen.

Das Domblatt enthält neben dem thematischen Schwerpunkt aber selbstverständlich auch den aktuellen ausführlichen Dombaubericht von Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner. Auf 74 Seiten berichtet sie sowohl von der Erneuerung zweier Domfenster, dem Austausch eines rostigen Gerüstes und der Restaurierung des Strebepfeilers F6 als auch über ein seismologisches Projekt, das in Zusammenarbeit mit der Universität zu Köln realisiert werden soll. „Dazu werden drei seismologische Geräte im Dom verteilt, zwei im Gewölbe, 1,40 Meter über dem Boden. Auf diese Weise können wir herausfinden, was bei einem Erdbeben oder bei einem Sturm mit dem Dom passiert. Dieses Wissen ist für die langfristige Erhaltung des Gebäudes sehr wichtig. 7,2 Millionen Euro hat der Zentral-Dombau-Verein dieses Jahr für die Erhaltung des Domes ausgegeben. „Das war das Doppelte der üblich bereitgestellten Summe“, erklärt Präsident Michael H.G. Hoffmann. Daher freut er sich besonders über eine Spende der Conti-Reisen GmbH in Höhe von 15 000 Euro. Das Kölner Dombaublatt kostet 26,50 Euro und ist im Buchhandel oder online beim Verlag Kölner Dom erhältlich.

 www.verlag-koelner-dom.de

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