Kölner Drogenbaron Heinz Chapuis gefasst

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Heinz Chapuis

Heinz Chapuis

Es ist ein unscheinbares Mehrfamilienhaus in Nippes, vor dem am Donnerstag mehrere Polizeiwagen stoppen. Das Ziel der Beamten ist eine Wohnung im zweiten Stock des Backsteinbaus. Hinter einer dünnen Holztür wohnt Heinz Chapuis (55), der sich in den 90er Jahren in der Unterwelt einen Namen als Drogenbaron und Kokainkönig gemacht hat. Im Januar 2006 war der Kölner nach zwölf Jahren vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden. Seit Donnerstag sitzt er erneut in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Er soll wieder ins Drogengeschäft eingestiegen sein und gemeinsam mit Komplizen mit Kokain und Amphetamin gehandelt haben. Die Polizei durchsuchte zwölf Wohnungen in Köln, Bonn, Frechen, Troisdorf und Remagen. Auch drei weitere Männer (25, 26 und 30 Jahre) wurden verhaftet.

Die Festnahme des Kölners am Donnerstag war reichlich unspektakulär verglichen mit dem, was den Ermittlern im Jahr 1994 geboten wurde. Damals residierte Heinz Chapuis in einer Prunkvilla im belgischen Lanaken, die wie eine Festung gesichert war. In dem protzigen Anwesen stießen die Fahnder damals auf Panzerabwehrraketen, Handgranaten und Schnellfeuergewehre. Auf dem Hof parkten zwei Limousinen, zudem entdeckten die Ermittler einen Scheck über 9,7 Millionen US-Dollar. Durch Drogenhandel war Heinz Chapuis reich geworden, schließlich hatte er in den 90er Jahren die Drogenszene in Köln, Hamburg und Wien mit südamerikanischem Kokain versorgt. Vor Gericht hatte Chapuis später den Handel mit 82 Kilogramm der Droge zugegeben und war zu 15 Jahren Haft verurteilt worden.

Der Prunk ist inzwischen verblasst, für großes Imponiergehabe sollen der Kölner und seine mutmaßlichen Komplizen kein Geld gehabt haben. Im Drogenmilieu war die Freude über die Rückkehr des einstigen Kokain-Königs offenbar von Beginn an gedämpft. „Schon kurz nach der Haftentlassung sind bei uns Hinweise aus dem Bereich der organisierten Kriminalität eingegangen, wonach der Kölner wieder in den Drogenhandel eingestiegen war“, sagte ein Polizeisprecher. Im vergangenen Sommer hatte die Polizei die Ermittlungen wieder aufgenommen und die Geschäfte der Verdächtigen verfolgt. Weil Drogenlieferungen nicht bezahlt wurden, sollen Konkurrenten erst kürzlich die Wohnung von einem der jetzt festgenommenen Männer verwüstet haben.

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Zu Vorwürfen nicht geäußert

Bei der Verlesung des Haftbefehls hat sich Heinz Chapuis nach Angaben seines Rechtsanwalts nicht zu den Vorwürfen geäußert. „Mein Mandant bestreitet die Tatvorwürfe“, sagte Strafverteidiger Horst Terjung. Sollte sich der Verdacht des Drogenhandels bestätigen, droht dem vorbestraften Kölner erneut eine längere Haftstrafe. „Er ist vor zwei Jahren auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen worden. Wir haben ihm klar gemacht, dass er vielleicht gar nicht mehr raus kommt, wenn er rückfällig wird“, sagte ein Ermittler. Bei den ebenfalls festgenommenen Männern entdeckte die Polizei Waffen und Munition sowie Motorräder und Gemälde, bei denen es sich um Diebesgut handeln soll.

Der Prozess gegen Heinz Chapuis im Jahr 1996 vor dem Kölner Landgericht hatte für erhebliches Aufsehen gesorgt. Zu den Verhandlungen wurde der Kölner unter scharfer Bewachung im Hubschrauber eingeflogen, im Gerichtssaal fiel der Vater von zwei Kindern durch seine recht charmante und spitzbübische Art auf. Auf den Vorwurf, eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben, entgegnete der Angeklagte damals: „Das war keine Bande, sondern eine Interessengemeinschaft. Die IG Kokain“. Seine Komplizen und er hätten stets „die Dollarzeichen in den Augen gehabt“.

In den Akten der Kölner Polizei findet sich noch immer das Foto eines Gemäldes, das damals in der Eingangshalle von Chapuis' belgischer Villa hing. Zu sehen ist eine schöne Frau mit Waage in der Hand. Der Titel des Bildes lautet „The Queen of Cocain“ - die Königin des Kokains. In Polizeikreisen erzählt man sich heute noch, das Gemälde sei ein Geschenk des kolumbianischen Drogenbosses Pablo Escobar gewesen.

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