Kommentar zum Brüsseler PlatzInsel fürs Feiervolk

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Bis zu tausend Besucher quetschten sich am Wochenden auf den Platz vor der Kirche St. Michael im belgischen Viertel. (Bild: Schwarz)

Bis zu tausend Besucher quetschten sich am Wochenden auf den Platz vor der Kirche St. Michael im belgischen Viertel. (Bild: Schwarz)

Bei schönem Wetter gehen nachts alle zum Brüsseler Platz - einfach weil dort alle hingehen. Es ist nicht allein in der zentralen Lage des Brüsseler Platzes begründet, dass dieser Ort derzeit der angesagte nächtliche Treffpunkt in der Stadt ist. Die Freizeit- und Feierszene in der Stadt steuert vielmehr zielsicher „ihre“ Insel in der Großstadt an, wo man zuverlässig jede Menge Volk gucken und ohne lange Verabredungen die eigenen Freunde treffen kann.

Leider aber ist dieser angesagte Ort nicht wirklich eine Insel. Das lautstarke nächtliche Feiern und Palavern auf dem Brüsseler Platz verliert sich in keinem Meer, sondern brandet an die Ohren des Teils der Nachbarschaft, die sich nicht auf dem Platz tummelt, sondern nachts lieber schlafen will. Und die morgens nicht über Müll und Scherben balancieren möchte. Die Bemühungen, mit gutem Zureden, wortreichem Werben und einem Ausweichplatz am Aachener Weiher die Feiernden von ihrem Party-Eiland zu locken, scheinen zu scheitern. Auf einen Einsichtigen, der wegbleibt, kommen den Erfahrungen der Nachbarn zufolge zwei neue Besucher, inzwischen sogar mehr und mehr Touristen.

Der nächste Versuch soll diese Woche starten: Mit annähernd stadionwürdiger Beleuchtung soll der Platz so ungemütlich werden, dass sich die Feiernden verziehen. Ob die Schönen der Nacht dann ins Dämmerlicht anderswo in der Stadt ziehen? Am Aachener Weiher weiterfeiern? Andere Plätze zur Nachtzeit belagern? Wer weiß, ob Licht der trägen Masse heimleuchten kann. Oder ob sich das Partyvolk Sonnenbrillen aufsetzt, aus Protest dem Angriff trotz und einfach sitzen bleibt.

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