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KRIEGERPLATZDer Schatz von Longerich

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Der Kriegerplatz mit der Säule für die im 19. Jahrhundert Gefallenen ist wegen seiner unterirdischen Mauerreste uneben. (Bild: Schöneck)

Der Kriegerplatz mit der Säule für die im 19. Jahrhundert Gefallenen ist wegen seiner unterirdischen Mauerreste uneben. (Bild: Schöneck)

Longerich/Weidenpesch – Ein Ortsunkundiger würde es vermutlich kaum für möglich halten, aber der etwas unspektakulär wirkende Kriegerplatz im alten Kern von Longerich birgt einen fast eintausend Jahre alten Schatz: Unterhalb des heutigen Carrés, auf dem sich etwas erhöht eine leicht hügelige Wiese befindet, liegen die Fundamente der Vorgängerkirchen von St. Dionysius. Als Franz Statz, Sohn des Kirchenarchitekten Vincenz Statz, 1899 das neue, heute noch bestehende Gotteshaus plante und errichtete, wählte er hierfür das Nachbargrundstück auf der anderen Seite der Dionysstraße Ecke Longericher Hauptstraße. Für einige Jahre standen alte und neue Kirche nebeneinander, 1913 wurde das alte Gotteshaus abgebrochen. Vom Kirchengelände, dessen Ursprünge bis ins 11. Jahrhundert zurückbleiben, blieben nur einige Grundmauern zurück, unter anderem ein Stück der Eingangstreppe sowie der Pfarrhof und der alte Ortsfriedhof von Longerich. Darüber befindet sich heute die Rasenfläche.

Dieses historische Erbe will die Nippeser Bezirksvertretung nun besser zur Geltung bringen. Einzig die Form, in der dies geschehen soll, ist noch offen: Denkbar wäre eine mehr oder weniger umfassende Freilegung des Gemäuers - oder auch eine gärtnerische Gestaltung des Kriegerplatzes, die das historische Areal nachbilden soll, aber das Bodendenkmal in seiner jetzigen Form unangetastet lässt. Einstimmig votierte das Stadtteilparlament für den Antrag der SPD, die Verwaltung zu bitten, im Gespräch mit den Gremien der Pfarrgemeinde die Erlaubnis für Sondierungen auf dem Kriegerplatz einzuholen. Durch diese will man sich einen Überblick über die genaue Lage der Bodendenkmäler verschaffen. Außerdem solle die Stadt die Kosten für das Gesamtprojekt ermitteln.

Schon seit einigen Jahren gibt es im Stadtteil den Wunsch, den Kriegerplatz ansprechender zu gestalten und hierbei auch Bezug auf das unterirdische ehemalige Kirchengelände zu nehmen. Diesmal kam die Initiative von SPD-Fraktionschef Horst Baumann. „Ich habe einen Traum für das Zentrum von Longerich“, schilderte er. „Und zwar einen »Eye-Catcher« für den Ortskern: die freigelegten alten Kirchenmauern auf dem Kriegerplatz.“ Auch der Pfarrer von St. Dionysius, Cornel Schmitz, stehe dem Projekt positiv gegenüber und habe den Plänen zugestimmt, auf dem Gelände tätig zu werden. „Der Kriegerplatz hat für uns Longericher einen hohen Stellenwert, doch momentan präsentiert er sich als Hundewiese“, monierte Baumann.

An der Sitzung nahm auch Elisabeth Spiegel vom Römisch-Germanischen Museum teil, die sich bereits mit dem Kriegerplatz beschäftigt hatte. „Wir wissen genau, wo die Kirche zu finden ist“, merkte sie an. Bereits vor einiger Zeit sollte es auf dem Areal Schürfungsarbeiten geben, um den Zustand des Mauerwerks zu untersuchen. Damals jedoch zogen die Archäologen unverrichteter Dinge wieder ab, weil eine Privatperson massiven Protest gegen die Arbeiten auf dem Kriegerplatz erhoben hatte.

Dennoch ist Spiegel nach wie vor für eine Schürfung, um einen Einblick in die Mauersubstanz zu erhalten. „Wir sind bereit zu helfen, aber wir wollen nicht wieder mit vier Leuten und einem Kleinbagger nach Hause geschickt werden“, forderte sie einen klaren Handlungsauftrag von Bezirksvertretung und Kirchenvorstand. Spiegel warnte die Bezirksvertreter jedoch vor dem finanziellen Aufwand einer kompletten Freilegung des Mauerwerks: „Ein freigelegtes Bodendenkmal hat einen zu hohen Erhaltungsaufwand“, gab sie zu bedenken. Stattdessen solle das Areal lieber gärtnerisch so neu angelegt werden, dass die alte Form des Kirchplatzes erkennbar werde.

Grünen-Fraktionschef Herbert Clasen äußerte Verständnis für Spiegels Bedenken und schlug eine „abgespeckte“ Version vor: „Kann man nicht zumindest die Treppe freilegen?“ Barbara Lorsbach (CDU) mahnte unterdessen, die Arbeiten rasch zu ermöglichen. „Wir sollten auf die Pfarrgemeinde einwirken, möglichst schnell eine Entscheidung zu treffen. Das Auf-die-lange-Bank-Schieben hilft dem Kriegerplatz nicht.“

So kam es dann auch: Mit ihrem Beschluss hat die Bezirksvertretung Nippes nun einen neuen Anlauf für den Kriegerplatz gestartet. „Vielleicht bekommen wir eine Archäologische Zone in Longerich“, scherzte Bezirksbürgermeister Bernd Schößler (SPD).

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