68 deutsche ESC-Stars: Was wurde aus den Teilnehmern?

Eurovision Song ContestDas wurde aus allen 68 deutschen ESC-Teilnehmern 1956 bis 2023

Von

09.02.2024, 14:15 Uhr

Lesezeit 2 Minuten

Collage von ESC-Teilnehmern — Ob Mary Roos, Lena oder Freddy Quinn – Malik Harris, Michael Schulze oder der Kölner Roman Lob: Sie alle vertraten Deutschland beim Eurovision Song Contest. Was machen die Stars heute?
Copyright: picture alliance / dpa

Wir haben in den Archiven des ESC gewühlt und recherchiert, was aus den deutschen ESC-Stars von 1956 bis 2023 geworden ist.

Der Eurovision Song Contest (ESC) 2024 findet im schwedischen Malmö statt und verspricht ein aufregendes Spektakel zu werden. Die ersten beiden Halbfinalrunden finden am 7. und 9. Mai statt, bevor am 11. Mai das Finale ausgetragen wird.

Wer für Deutschland an den Start geht, wird in der ARD-Show „Eurovision Song Contest – Das deutsche Finale 2024“ ermittelt. Viele andere Künstler haben seit 1956 für Deutschland ganz unterschiedliche Ergebnisse erzielt. Von den beiden Siegerinnen Nicole (1982) und Lena (2010) bis zu den ESC-Teilnehmern der letzten Jahre wie Malik Harris, Jendrik oder Lord of the Lost – was ist aus den Sängerinnen und Sängern geworden?

Welche Künstlerinnen und Künstler des Eurovision Song Contest aus den 1950er oder 1960er Jahren treten heute noch auf? Welche großen Erfolge feierte Deutschland in den 1970er bis 1990er Jahren? Wer vertrat Deutschland danach beim ESC? In unseren Galerien finden Sie einen kommentierlichen Überblick.

Alle deutschen ESC-Teilnehmer 2010-2023

Höhepunkt dieser Jahre war der Sieg von Lena Meyer-Landrut mit dem Song „Satellite“ im Jahr 2010. Es folgten weitere erfolgreiche Künstler wie Roman Lob oder Michael Schulte, aber auch eine Serie von bitteren Niederlagen.

Eurovision Song Contest 2010-2023

Alle deutschen Teilnehmer 2010-2023

2023: Lord of the Lost - „Blood & Glitter“ (Platz 26 von 26): Der deutsche Beitrag zum ESC 2023 verpasste den Einstieg in die offiziellen Single-Charts, erreichte aber - nach dem Auftritt bei „Unser Lied für Liverpool“ - immerhin Platz fünf der deutschen Single-Trend-Charts. Als Metal-Band sind Lord of the Lost aber ohnehin eher am Albenmarkt interessiert, wo das zehnte Album der Band souverän den ersten Platz für die Band erreichte. Im Sommer 2023 tourten sie mit Iron Maiden und veröffentlichten im Dezember bereits ein neues Album: „Weapons of Mass Seduction“.
Copyright: Getty Images

2022: Malik Harris - „Rockstars“ (Platz 25 von 25): Alte Teppiche und wenig Stimmung beim Finale in Turin. Malik Harris ballte nach seinem Sieg beim ESC-Vorentscheid noch die Faust. Nach dem Flop im internationalen Finale machte sich schnell Ernüchterung breit. Das deutsche Publikum nahm ihm die Niederlage nicht übel. Sein Song war ein Top-10-Hit. Seitdem hat er neue Singles veröffentlicht und mit „Dreamer“ einen weiteren Hit im Radio und auf Spotify. Malik Harris tritt weiterhin auf, auch beim Vorentscheid 2023.
Copyright: picture alliance/dpa/dpa-POOL

2021: Jendrik - „I Don't Feel Hate“ (Platz 25 von 26):Sänger Jendrik fiel nach seinem vorletzten Platz in ein tiefes Loch und bekam genau das zu spüren, was er mit seinem Lied noch versucht hatte zu umsingen: Hass in den sozialen Netzwerken. Im Sommer 2022 war der ausgebildete Musicalsänger in der „Komödie mit Banküberfall“ am Hamburger St. Pauli Theater zu sehen. Eine neue Single oder gar ein Album ist nicht in Sicht.
Copyright: picture alliance/dpa/ANP

2020: Ben Dolic - „Violent Thing“ (Eurovision Song Contest abgesagt):Ben Dolic sollte 2020 für Deutschland beim ESC singen, wegen der Corona-Pandemie wurde dieser aber abgesagt. Der Electro-Pop-Song war gut, der Auftritt bei der Ersatzshow ließ aber Böses erahnen. Seitdem ist es wieder ruhig um den Sänger geworden. Er veröffentlichte eine Reihe von Singles, so zuletzt 2023 „Headspace“ und „How I'm Feeling“, die kaum wahrgenommen wurden.
Copyright: picture alliance/dpa

2019: S!sters - „Sister“ (Platz 25 von 26):Das Duo fand sich im Grunde nur für die Auftritte rund um den Eurovision Song Contest zusammen. Ihr Lied war ein kommerzieller Flop. Carlotta Truman (links) und Laura Kästel (rechts) gingen ein Jahr nach dem ESC offiziell getrennte Wege, was sie dazwischen gemacht haben, ist unklar. Carlotta Truman tritt mittlerweile mit dem Sänger Simon Leander Raschen als Duo Amos Fleur auf, die beiden machen düsteren Elektropop. Laura Kästel nennt sich Laurita und versuchte ihre Solokarriere zu starten. Bisher ohne nennenswerten Erfolg.
Copyright: picture alliance/dpa/Lehtikuva

2018: Michael Schulte - „You Let Me Walk Alone“ (Platz 4 von 26): Michael Schulte hat für seinen starken Auftritt beim ESC 2018 viel Lob bekommen. Sein Song schaffte es in Deutschland in die Top 10. Schulte ist nach wie vor sehr gut im Musikgeschäft etabliert und hat eine Reihe von Singles auf Englisch, aber auch auf Deutsch veröffentlicht. Sein bislang letztes Album „Highs & Lows“ erschien 2019. Mit „Back to the Start“ und „For a Second“ hatte er weitere Hits, die mit Gold ausgezeichnet wurden. Außerdem geht er wieder auf Tour. Ende 2023 erschien sein neues Album „Remember Me“, das sofort in die Top 10 einstieg.
Copyright: Getty Images

2017: Levina - „Perfect Life“ (Platz 25 von 26): Immerhin schaffte es „Perfect Life“ für zwei Wochen in die deutschen Single-Charts. Nach dem Finale verschwand der Song schnell wieder in der Versenkung. Auch Levina versuchte mit mehreren erfolglosen Singles über das ESC-Debakel hinwegzukommen. Inzwischen versuchte sie es sogar mit einem anderen Künstlernamen: Izza (angelehnt an ihren bürgerlichen Namen Isabella). Ihr zweites Album „Thinking in the Dark“ erschien 2021 wieder unter dem Namen Levina. Ende 2022 veröffentlichte sie die eher düstere Single „Battleground“.
Copyright: picture alliance / Julian Stratenschulte/dpa

Jamie-Lee Kriewitz — 2016: Jamie-Lee - „Ghost“ (Platz 26 von 26): Auch der koreanische Modestil Decora Kei konnte diesen Beitrag nicht retten: Der Elektro-Pop-Song erreichte zwar Platz 11 der deutschen Single-Charts, scheiterte aber beim Wettbewerb letztlich. Danach setzte die damals 18-jährige Jamie-Lee ihre Karriere mit ihrer starken Stimme fort, veröffentlichte ein hörenswertes Album und änderte vor allem optisch mehrfach ihren Stil. Mittlerweile singt sie auch auf Deutsch, zuletzt veröffentlichte sie 2022 die Elektro-Pop-Single „Oh oh“. Sie tritt weiterhin auf und hat sich in einem sehenswerten Video auf YouTube 2020 sehr positiv über ihre ESC-Zeit geäußert.
Copyright: picture alliance / dpa

Die Teilnehmerin Ann Sophie Dürmeyer steht beim Viertelfinale der Fernsehshow The Voice of Germany auf der Bühne. — 2015: Ann Sophie - „Black Smoke“ (Platz 27 von 27): Ein besonders tragischer Fall, denn eigentlich hatte Andreas Kümmert den Vorentscheid gewonnen, kniff aber in letzter Sekunde. Ann Sophie wurde mit unseren österreichischen Nachbarn beim ESC-Finale nach hinten durchgereicht, ihre Single „Black Smoke“ war nur kurz in den Charts. Sowohl die Plattenfirma als auch der NDR hätten sie daraufhin eiskalt fallen lassen, sagte sie ein Jahr später dem „Stern“. Ann Sophie sang in den Jahren danach erfolgreich in Musicals wie „Flashdance“ und erreichte 2021 hochverdient das Halbfinale von „The Voice of Germany“. Im März 2023 war sie im Musical „Mata Hari“ zu sehen. Im Dezember folgte das Album „Under My Skin“.
Copyright: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Die Band Elaiza freut sich am 13.03.2014 in Köln (Nordrhein-Westfalen) in der Fernsehshow Unser Song für Dänemark, dem deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest (ESC), über den Sieg. — 2014: Elaiza - „Is It Right“ (Platz 18 von 26): Elaiza setzten sich im Vorentscheid gegen Favoriten wie Unheilig oder Santiano durch. Die Überraschung sorgte für einen Top-5-Hit in Deutschland und große Hoffnungen. Nach dem Scheitern im ESC-Finale hatte die Band noch zwei weitere Singles in den Charts und veröffentlichte bis 2016 zwei Alben. Leadsängerin Ela Steinmetz hat inzwischen als „ela.“ eine erfolgreiche Solokarriere gestartet. Das Album „Liebe & Krieg“ lief 2020 gut, Songs wie „Irgendwann“ oder „Ehrlich kompliziert“ wurden millionenfach auf Spotify gestreamt. 2023 erschien ihr zweites Soloalbum „Es ist immer jemand wach“.
Copyright: picture alliance / dpa

Die Sängerin der Gruppe Cascada, Natalie Horler, tritt am 14.02.2013 nach dem Sieg beim deutschen Vorentscheid "Eurovision Song Contest 2013 - Unser Song für Malmö" in Hannover (Niedersachsen) mit ihrem Song "Glorious" noch einmal auf der Bühne. — 2013: Cascada - „Glorious“ (Platz 21 von 26): Cascada und ihre Leadsängerin Natalie Horler waren bis zu ihrer ESC-Teilnahme international sehr erfolgreich und sollen rund 30 Millionen Tonträger verkauft haben. Bis 2013 hatten sie mehrere große Hits, darunter den britischen Nummer-eins-Hit „Evacute the Dancefloor“ von 2009. Das Scheitern beim ESC 2013 setzte der ohnehin schwächelnden Karriere des Dance-Projekts langfristig zu. Bis heute wurden mehrere Singles veröffentlicht, die alle mehr oder weniger floppten. „Glorious“ blieb der letzte Top-10-Hit. Das letzte Studioalbum stammt aus dem Jahr 2011. Natalie Horler ist seit 2015 Mutter. Dennoch sind Cascada weiterhin international unterwegs. Der Tourkalender 2023 war gut gefüllt.
Copyright: picture alliance / dpa

Roman Lob mit seinem Echo. — 2012: Roman Lob - „Standing Still“ (Platz 8 von 26): Der Kölner Roman Lob hatte zwar mit dem von Jamie Cullum geschriebenen Song „Standing Still“ einen Hit, der bis heute im Radio gespielt wird, und wurde mit einem Echo ausgezeichnet, doch danach ging es auf und ab. Sein Debütalbum „Changes“ schaffte es 2012 in die Top 10, sein zweites Album „Home“ fiel 2014 durch. Lob sang zwei Jahre in der Revue „The One Grand Show“, heiratete 2016 und sattelte schließlich um. Als Leadsänger der kölschen Band StadtRand, die 2020 mit „Orjenal“ vom Album „Fründschaff“ einen Hit in Köln landete, läuft es wieder rund. Mit „Ahle Kess“ gelang der Gruppe 2023 im Rahmen von „Loss mer singe“ ebenfalls ein Erfolg.
Copyright: picture alliance / dpa

Lena Meyer-Landrut — 2011: Lena - „Taken by a Stranger“ (Platz 10 von 25): Ein Jahr nach ihrem glorreichen Triumph trat Lena einfach noch einmal an. Der Song war besser, ihre Performance deutlich professioneller und die Kritiker jubelten verzückt. Die Unbekümmertheit wich einer sexy Coolness. Nach einer soliden Top-Ten-Platzierung landete Lena ein Jahr später mit „Stardust“ ihren ersten großen Hit ohne ESC-Bezug. Alle ihre fünf Studioalben erreichten Platz eins oder zwei der deutschen Charts. Weitere Hits folgten, zuletzt 2019 „Better“ mit Nico Santos. Seit 2013 ist sie mit Unterbrechungen Jurymitglied der Fernsehshow „The Voice Kids“. Sehr erfolgreich ist sie auch auf Instagram, wo ihr fünf Millionen Menschen folgen.
Copyright: picture alliance / dpa

Lena Meyer-Landrut freut sich über den Sieg beim Eurovision Song Contest. — 2010: Lena - „Satelitte“ (Platz 1 von 25): Sieg für Deutschland! Dieser unglaubliche Triumph machte die 19-jährige Newcomerin Lena über Nacht zum Star. „Satelitte“ war nicht nur in Deutschland, sondern auch in allen skandinavischen Ländern und der Schweiz ein Nummer-eins-Hit. Darüber hinaus platzierte sich der Song europaweit in den Charts, sogar in Großbritannien. Bis heute ist Lena eine feste Größe im deutschen Showgeschäft.
Copyright: picture alliance/dpa

1/14

Alle deutschen ESC-Teilnehmer 1990-2009

In den 1990er Jahren verlor der Eurovision Song Contest nicht nur in Deutschland an Popularität. Ab 1998 sorgte vor allem der Auftritt von Guildo Horn für eine Wende. Mit seiner energiegeladenen Performance von „Guildo hat euch lieb!“ brachte er eine Dynamik in den Wettbewerb, die zu einem deutlichen Popularitätsschub des ESC in Deutschland führte.

Eurovision Song Contest 1990-2009

Alle deutschen Teilnehmer 1990-2009

Oscar Loya von Alex Swings Oscar Sings mit Dita Von Teese auf der Bühne. Er hebt die Hand, sie schaut kokett. — 2009: Alex Swings Oscar Sings - „Miss Kiss Kiss Bang“ (Platz 20 von 25): Auch der zweite Versuch, mit Swing zu punkten, ging schief. Die Vorahnung war da, nur deshalb hatte man für viel Geld die Burlesque-Tänzerin Dita Van Teese auf die Bühne geholt. Immerhin war ihr Auftritt makellos. „Miss Kiss Kiss Bang“ war nur ein kleiner Hit, das Album „Heart 4 Sale“ floppte völlig. Danach war Alex Swings Oscar Sings schnell Geschichte. Sänger Oscar Loya versuchte erfolglos musikalisch durchzustarten, während Alex Christensen als Produzent u. a. für Helene Fischer oder Michelle weiterhin sehr erfolgreich ist. Zuletzt war auch sein Projekt „Classical 90s Dance“ mit dem Berlin Orchestra über mehrere Alben hinweg sehr erfolgreich.
Copyright: picture-alliance/ dpa

Die Band No Angels, mit ihren Mitgliedern Nadja Benaissa, Sandy Mölling, Jessica Wahls und Lucy Diakowska steht bei ihrem Auftritt in der Arena in Belgrad, Serbien, auf der Bühne. — 2008: No Angels - „Disappear“ (Platz 23 von 25): Auch Deutschlands erfolgreichste Girlgroup No Angels ging mit großen Erwartungen in den Wettbewerb, schließlich hatte ihr Popsong „Disappear“ Platz 4 in den Single-Charts erreicht. Die Band befand sich zu diesem Zeitpunkt mitten in ihrem ersten Comeback, das zunächst gut lief, nach dem ESC-Debakel aber nicht mehr richtig in Schwung kam. 2014 löste sich die Band zum zweiten Mal auf. Alle Mitglieder versuchten sich als Solistinnen. Am erfolgreichsten war Lucy Diakovska, die oft im Fernsehen zu sehen war und in einigen Musicals mitspielte. Auch in ihrer Heimat Bulgarien ist sie sehr bekannt. Im Jahr 2021 kam es zur zweiten Reunion der No Angels, aus der das Best-of-Album „20“ mit neuen Versionen ihrer Hits hervorging. Bezeichnenderweise ist „Disappear“ nicht enthalten. Es landete dennoch auf Platz eins der deutschen Album-Charts.
Copyright: picture-alliance/ dpa

Der Swingmusiker Roger Cicero steht bei der ersten Generalprobe zum Finale des European Song Contests in Helsinki auf der Bühne. Er zeigt mit dem Finger ins Publikum. — 2007: Roger Cicero - „Frauen regier'n die Welt“ (Platz 19 von 24): Auch mit Swing und einem starken Sänger ging die Erfolgskurve für Deutschland nicht nach oben. Immerhin landete Cicero mit diesem Song seinen einzigen Top-10-Hit. Sein Auftritt zahlte sich langfristig aus, alle seine Alben wurden in der Folge sehr erfolgreich und mehrfach mit Gold und Platin ausgezeichnet. Seine Tourneen waren ausverkauft. Außerdem gewann er mehrere Echos, die Goldene Stimmgabel und den Deutschen Fernsehpreis. Am 24. März 2016 starb Cicero im Alter von 45 Jahren überraschend an einem Schlaganfall.
Copyright: picture-alliance/ dpa

2006: Texas Lightning - „No No Never“ (Platz 15 von 24): Die bereits 1996 gegründete Countryband konnte zwar das internationale ESC-Publikum nicht überzeugen, landete aber in Deutschland einen überraschenden Nummer-eins-Hit, der noch jahrelang im Radio rauf und runter gespielt wurde. Auch das Album „Meanwhile, Back at the Ranch“, das bis auf den ESC-Titel nur aus Coverversionen besteht, war ein Erfolg. Ein zweites Album drei Jahre später floppte, danach trat die Band nur noch selten auf. Leadsängerin Jane Comerford tritt bis heute solo auf, arbeitet als Vocal Coach und war unter anderem Stargast beim ESC-Vorentscheid 2022. Olli Dittrich ist nach wie vor als Schauspieler erfolgreich, unter anderem in 30 Staffeln seiner Comedy „Dittsche“.
Copyright: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Die Sängerin Gracia singt in ein Mikro. — 2005: Gracia - „Run & Hide“ (Platz 24 von 24): In der ersten Staffel von DSDS wurde Gracia Baur noch für ihre starke Stimme gefeiert, bei „Run & Hide“ war davon vor lauter Höhen nicht mehr viel zu hören. Zudem machte der Sängerin im Vorfeld ein Skandal um Chartmanipulationen zu schaffen. Als sie dann auch noch auf dem letzten Platz landete, war ihre Karriere nicht mehr zu retten. Nach „Run & Hide“ auf Platz 20 der Charts hatte sie noch zwei weitere Top-40-Hits, bevor sie noch einige Jahre vergeblich versuchte, dem schwindenden Interesse der Hörer entgegenzuwirken. Ihre Website wurde seit Ende 2014 nicht mehr aktualisiert. Seit einigen Jahren arbeitet sie als diplomierte Krankenschwester in der Schweiz, wo sie mit ihrem langjährigen Freund, dem Produzenten David Brandes, zusammenlebt.
Copyright: picture-alliance/ dpa/dpaweb

2004: Max Mutzke - „Can’t Wait Until Tonight“ (Platz 8 von 24):Max Mutzke kam als absoluter Nobody zum ESC-Vorentscheid und konnte nach seinem Top-10-Platz eine bis heute andauernde Karriere im Bereich Soul und Jazz aufbauen. „Can’t Wait Until Tonight“ war darüber hinaus einer der wenigen ESC-Titel, die auch Platz eins der deutschen Single-Charts erreichte. Auch sein erstes Album erreichte die Spitzenposition. Es folgten sieben weitere Alben, teils in Englisch, teils in Deutsch. Zuletzt erschien „Wunschlos süchtig“ (2021). Laut einem Interview von 2021 hat er weiterhin einen guten Kontakt zu Stefan Raab. 2024 tritt er überraschend erneut im ESC-Vorentscheid an.
Copyright: picture alliance/dpa

Sängerin Lou probt während einer Generalprobe zum Eurovision Song Contest in Riga ihren Auftritt. — 2003: Lou - „Let's Get Happy“ (Platz 11 von 24): Nach einem soliden Mittelfeldplatz versuchte Lou, ähnlich wie Corinna May im Jahr zuvor, mithilfe von Ralph Siegel als Schlagersängerin durchzustarten. Die großen Erfolge blieben zwar aus, aber bis heute tritt Lou regelmäßig auf und veröffentlichte einige Singles unter ihrem bürgerlichen Namen Lou Hoffner. Ihr letztes Album „Weihnachts-Träume“ erschien 2021. Außerdem tourte sie bis zur Corona-Pandemie drei Jahre lang mit dem Schauspieler Hansi Kraus mit dem Theaterstück „Love Letters“. Mit Ralph Siegel ist sie weiterhin gut befreundet.
Copyright: picture-alliance / dpa/dpaweb

Sängerin Corinna May bei der ersten Probe auf der Bühne der Saku Suurhall in Tallinn. — 2002: Corinna May - „I Can't Live Without Music“ (Platz 21 von 24): Eine der außergewöhnlichsten ESC-Geschichten hat Corinna May, für die es 2002 bereits der dritte Versuch war, Deutschland beim ESC zu vertreten. 1999 gewann sie als absolute Newcomerin souverän den Vorentscheid, wurde aber disqualifiziert, weil der Titel „Hör den Kindern einfach zu“ schon vorher veröffentlicht worden war. 2000 belegte sie den zweiten Platz hinter Stefan Raab. Als große Favoritin auf den Sieg beim ESC 2002 landete sie schließlich auf dem 21. Platz und brauchte Jahre, um sich von diesem Tief zu erholen. Heute tritt sie auf kleinen Bühnen auf, singt mit ihrem Mann Claus als Duo OneKiss alles, nur keine Schlager und die alten ESC-Titel nur, wenn es einen besonderen Anlass gibt. May lebt mit ihrem Mann Claus in Bremen.
Copyright: picture-alliance / dpa/dpaweb

Die Sängerin Michelle singt während der Generalprobe zum Eurovision Song Contest in Kopenhagen. — 2001: Michelle - „Wer Liebe lebt“ (Platz 8 von 23): Mit Michelle und ihrem Top 40-Hit „Wer Liebe lebt“ kehrte der Schlager zum ESC zurück. Danach war sie mit ihrer markanten Stimme für einige Jahre lang Deutschlands erfolgreichste Schlagersängerin. Es folgten viele Erfolge, Gold- und Platinauszeichnungen, zwei Echos und einige Konzerttourneen. Es folgten aber auch Abstürze, skurrile Episoden wie der Hundesalon und natürlich ihre Ehen, darunter eine mit ihrem Schlagerkollegen Matthias Reim. Zwischenzeitlich beendete sie ihre Karriere sogar für kurze Zeit, um dann reumütig zu ihren Fans zurückzukehren. Ein Star ist Michelle geblieben. Im Jahr 2022 feiert sie ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum und ging im Jahr darauf wieder auf Tournee, die im April in Köln endete. Der neue Mann an ihrer Seite: Schlagerkollege Eric Philippi.
Copyright: picture-alliance / dpa/dpaweb

Stefan Raab und seine Background-Sängerinnen während eines Auftritts in der ZDF-Sendung "Wetten, dass ...?" in Köln. — 2000: Stefan Raab - „Wadde hadde dudde da?“ (Platz 5 von 24): Stefan Raab setzte seinen Erfolg trotz Plagiatsvorwürfen und heftiger Kritik im Vorfeld, ob ein solch verrücktes Lied überhaupt ein würdiger Vertreter sei, konsequent fort. Das Lied mit dem cleveren Nonsens-Text erreichte Platz zwei der deutschen Single-Charts. Danach ging es mit Ulknummern wie „Ho mir ma ne Flasche Bier (Schluck, Schluck, Schluck)“, „Wir kiffen“ oder „Gebt das Hanf frei“ munter weiter. 2004 kehrte er zum ESC zurück. Ende 2015 beendete er seine aktive Fernsehkarriere, ist aber weiterhin als Produzent tätig.
Copyright: picture-alliance / dpa

1999: Sürpriz - „Reise nach Jerusalem - Kudüs’e seyahat“ (3. Platz von 23): Nachdem Corinna May im Vorfeld disqualifiziert wurde, durfte die zweitplatzierte Gruppe, betreut und produziert von Ralph Siegel, nach Jerusalem reisen. Es hat sich gelohnt, der in Deutsch, Türkisch und im letzten Vers auch Hebräisch vorgetragene Song schaffte es aufs Treppchen. Deutschland zeigte sich undankbar und ignorierte das Lied. Keine Chartplatzierung, auch das im folgenden Jahr veröffentlichte Album wurde nicht wahrgenommen. Die Gruppe löste sich bald auf. Kopf der Band war Cihan Özden (l.), der heute noch als Musiker in München aktiv ist. Sängerin Jazz Akkar (m) nahm 2013 an „The Voice of Germany“ teil, wo sie in der zweiten Liveshow ausschied.
Copyright: picture-alliance / dpa

Guildo Horn robbt über das ESC-Geländer. — 1998: Guildo Horn - „Guildo hat euch lieb“ (Platz 7 von 25): Mit Guildo Horn und dem enormen Medieninteresse rund um seinen Sieg beim Vorentscheid lebte die ESC-Begeisterung in Deutschland wieder auf. Der Song wurde ein großer Erfolg, ebenso wie das dazugehörige Album „Danke“, das Platz 3 in den Albumcharts erreichte und mit Gold ausgezeichnet wurde. Ein Kinofilm („Waschen, schneiden, legen“), zahlreiche Gastauftritte in TV-Serien und ausverkaufte Konzerte schlossen sich an. Noch heute zehrt Horn von seinem damaligen Erfolg. Regelmäßig tourt er für seine treuen Fans durch Deutschland, ist ein gern gesehener Gast in Talkshows und trägt immer noch seinen Zauselhaarschnitt. Seit 2021 präsentiert er die „Discothek im WDR“ auf WDR4.
Copyright: picture-alliance / dpa

1997: Bianca Shomburg - „Zeit“ (Platz 18 von 25): Bianca Shomburg trat mit einer Ballade an, die eigentlich von Ralph Siegel und Bernd Meinunger für Esther Ofarim geschrieben worden war. Bei den Wetten zählte sie zu den Favoriten. Nach dem überraschenden ESC-Flop veröffentlichte sie das englischsprachige Album „It's My Time“ und versuchte sich, als der Erfolg ausblieb, einige Jahre als Schlagersängerin. Im Jahr 2000 erreichte sie mit „Ich glaub’ noch an Wunder“ Platz 4 der ZDF-Hitparade. Doch das Wunder blieb aus, Shomburg wechselte zur Countrymusik und gründete die Band Nashfield. Heute tritt sie mit den Bands Graffiti, B-Flat und mit zwei Kollegen als Hochzeitsband Voice & Voice auf. Außerdem arbeitet sie als Gesangscoach und betreute unter anderem die heutige Schlagersängerin Anna-Maria Zimmermann.
Copyright: picture-alliance / dpa

Nachwuchssänger Leon freut sich nach dem Sieg bei der deutschen Vorausscheidung zum Grand Prix de la Chanson. — 1996: Leon - „Planet of Blue“ (nicht qualifiziert): 1996 war das einzige Mal, dass Deutschland nicht im Finale beim ESC singen durfte. Es gab noch keine „Big Five“-Regel. Dabei waren der Nachwuchssänger Leon alias Jürgen Göbel und seine Komponistin Hanne Haller noch voller Hoffnung nach dem Vorentscheid gewesen, denn der technoide Schlager wirkte wie eine Frischzellenkur nach den schnarchigen Beiträgen der vorherigen Jahre. Leon versuchte sich 1997 erneut beim Vorentscheid, wurde mit „Schein (Meine kleine Taschenlampe)“ immerhin 2. Weitere Singles, zum großen Teil mehr Schlager als Eurodance, schlossen sich bis 2009 an. Später arbeitete er wieder in seinem erlernten Beruf als Frisör. Leon lebt in München.
Copyright: picture alliance/dpa

1995: Stone & Stone - „Verliebt in dich“ (Platz 23 von 23): Vielleicht der christlichste aller ESC-Beiträge, denn die Liebe, von der Cheyenne Stone (r.) singt, ist die zu Gott. Das Duo Stone & Stone, seit 1985 verheiratet, kam als One-Hit-Wonder zum ESC. 1993 hatte das Duo mit „I Wish You Were Here“ einen Top-40-Hit in Deutschland. „Verliebt in dich“ landete mit einem Punkt auf dem letzten Platz, was zu bösen Kommentaren in den Medien führte und die Karriere des Duos ruinierte. Seit den 1990er Jahren verliert sich die Spur der beiden Musiker, die gemeinsam zwei Alben veröffentlichten.
Copyright: picture-alliance / dpa

1994: Mekado - „Wir geben 'ne Party“ (Platz 3 von 25): Das kurzlebige Trio veröffentlichte ein Album unter der Regie von Ralph Siegel. Der überraschend großen Erfolg beim ESC spiegelte sich nicht in den Charts wider, das Lied blieb in der englischen Version nur eine Woche auf Platz 100. Danach gingen die Damen schnell getrennte Wege. Dorkas Kiefer (r) wurde danach eine beliebte Fernsehschauspielerin, unter anderem in „Klinikum Berlin-Mitte“ oder zuletzt 2023 in „SOKO Köln“. Melanie Bender (l), die Tochter von Steve „Dschinghis Khan“ Bender, versuchte sich erfolglos als Solistin. Kati Karney (m) versuchte sich ebenfalls als Sängerin, zeitweise im Duo mit ihrem Kollegen Bob Lehmann.
Copyright: IMAGO/United Archives

1993: Münchener Freiheit - „Viel zu weit“ (Platz 18 von 25): Die Gruppe feierte in den 1980er Jahren große Erfolge mit „Ohne Dich“ oder „So lang’ man Träume noch leben kann“. Bis 1992 wurden ihre Alben mehrfach mit Gold ausgezeichnet. Der Flop beim ESC 1993, der sich auch in den Charts fortsetzte, beendete die Erfolgsserie vorerst. Die Band hielt sich mit kleineren Hits über Wasser, bis 2009 mit dem Album „Eigene Wege“ wieder ein Top-10-Erfolg gelang. Zwei Jahre später verließ Sänger Stefan Zauner die Band und veröffentlichte mehrere Soloalben. Seither macht die Münchener Freiheit mit Tim Wilhelm weiter. Seit 2016 ist kein neues Album erschienen, die Band ist aber weiterhin live unterwegs, unter anderem 2022 bei Florian Silbereisen.
Copyright: imago images/BRIGANI-ART

Wind im Jahre 1993. — 1992: Wind - „Träume sind für alle da“ (Platz 16 von 23): Nach zwei 2. Plätzen war 1992 endgültig die Luft raus. „Träume sind für alle da“ war mit Platz 59 in den Single-Charts nur ein mäßiger Erfolg, sicherte der Gruppe aber einen Auftritt in der „ZDF-Hitparade“. Bis heute hat Wind unzählige Umbesetzungen erlebt. Von der Originalbesetzung ist niemand mehr dabei. Die ehemalige Leadsängerin Petra Scheeser (m) wurde nach ihrem Ausstieg eine viel gebuchte Studiosängerin, vor allem für diverse Disney-Produktionen. Für Wind folgten bis heute mehr als ein Dutzend Studioalben und eine stattliche Anzahl von Singles, die zum Teil gut im Schlagerradio liefen. 2022 erschienen gleich zwei neue Alben.
Copyright: imago images/United Archives

Plattencover Atlantis 2000 — 1991: Atlantis 2000 - „Dieser Traum darf niemals sterben“ (Platz 18 von 22): Einer der Tiefpunkte in der deutschen ESC-Geschichte. Die farblose Gruppe wurde beim Vorentscheid ausgebuht, der Song floppte sowohl in den Charts als auch im großen Finale. Leadsänger Alfons Weindorf, der mit dem Kassengestell, blieb als Produzent im Schlagergeschäft, produzierte unter anderem Semino Rossi, Hansi Hinterseer und Brunner & Brunner. Heute betreibt er gemeinsam mit seinem Sohn Gregor Weindorf das Label Mandorla Music.
Copyright: BMG

1990: Chris Kempers und Daniel Kovac - „Frei zu leben“ (Platz 9 von 22): Gesanglich einer der schwärzesten Momente in der deutschen ESC-Geschichte, zumindest wenn der damalige Tele 5- und VH1-Moderator Daniel Kovac dran war. Dabei brachte er jahrelange Erfahrung als Musiker mit. Vielleicht fühlte er sich mit Ralph Siegels Schlagerschaum nicht wohl. Nach einem soliden Top-10-Platz beim ESC arbeitete der Slowene wieder beim Fernsehen und versuchte sich immer wieder als Musiker. 2009 erschien sein Album „Wir“, 2015 folgte die Single „Invisible“. Chris Kempers sang nach dem ESC im Background von Roy Black oder Howard Carpendale, trat in Musicals auf, stieg dann aber aus dem Musikgeschäft aus und widmete sich ihrem christlichen Glauben, wie sie in einem YouTube-Interview 2020 erklärte. Im Video singt sie auch einige christliche Lieder.
Copyright: imago/BRIGANI-ART

1/20

Alle deutschen ESC-Teilnehmer 1970-1989

Von 1970 bis 1989 erlebte Deutschland eine besonders erfolgreiche Ära beim Eurovision Song Contest, gekrönt durch den ersten deutschen Sieg von Nicole mit „Ein bisschen Frieden“ im Jahr 1982. Vorher und nachher gab es weitere Erfolge, die die Stärke und Vielfalt der deutschen Beiträge unterstrichen. Deutschland gehörte damals zu den erfolgreichsten Ländern beim ESC. Vor allem die Schlagersängerinnen, allen voran Katja Ebstein, Mary Roos, Ireen Sheer und Lena Valaitis, sorgten für große Erfolge und Hits.

Eurovision Song Contest 1970-1989

Alle deutschen Teilnehmer 1970-1989

1989: Nino de Angelo - „Flieger“ (Platz 14 von 22): Nino de Angelo trat mit einer Nummer von Dieter Bohlen an und machte laut dem Komponisten einen auf dicke Hose. Auf der Bühne zitterte er sich nur ins hintere Mittelfeld. Mit „Samuraj“ aus „Rivalen der Rennbahn“ hatte er gleich danach wieder einen Hit, aber seine Alben liefen weniger gut. In den 1990er Jahren sank sein Stern. Der „Jenseits von Eden“-Sänger machte mit seinem Privatleben Schlagzeilen: Er musste Privatinsolvenz anmelden, seine vier Ehen scheiterten und später kämpfte er auch mit gesundheitlichen Problemen. Doch seit einigen Jahren ist er wieder obenauf. Bereits 2014 kündigte sich sein Comeback an, das 2021 mit dem Gothic-Schlager-Album „Gesegnet & verflucht“ vollendet wurde. Platz 2 in Deutschland, Gold und über ein Jahr in den Charts. Auch der Nachfolger „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ war 2023 sehr erfolgreich.
Copyright: picture-alliance / dpa

1988: Maxi & Chris Garden - „Lied für einen Freund“ (Platz 14 von 21): Kaum jemand erinnert sich noch an das Mutter-Tochter-Gespann, das bereits seit 1986 mit Ralph Siegel zusammenarbeitete. Beim ESC kämpfte das Duo mit technischen Problemen auf der Bühne, weshalb es nicht für mehr als einen hinteren Platz reichte. Das anschließende gleichnamige Album lag wie Blei in den Regalen. Mit dem skurrilen „I Like Otto“ versuchte sich Maxi Garden dann auch solo, was ihr einen 3. Platz in der „ZDF-Hitparade“ einbrachte. Später studierte sie, spielte in Musicals und feierte mit der Band Aschenputtel Erfolge in Österreich. Heute tritt sie als Meike Garden auf, aktuell mit dem James-Bond-Programm „LadyBond“. Außerdem hat sie eine Handvoll Alben aufgenommen.
Copyright: imago images/United Archives

Wind mit Bernd Meinunger und Ralph Siegel posieren für Fotografen. — 1987: Wind - „Laß die Sonne in dein Herz“ (Platz 2 von 22): Mit einer Art Pseudo-Reggae meldeten sich Wind beim ESC zurück. Betreut wurden sie diesmal von Ralph Siegel und Bernd Meinunger, die zu diesem Zeitpunkt den deutschen Vorentscheid längst fest im Griff hatten. Wind feierte einen weiteren Top-20-Triumph in den deutschen Charts, platzierte sich aber auch in den Benelux-Ländern. Ein englisches Album floppte. Auf der ESC-Bühne stand übrigens ein gewisser Rob Pilatus, der wenig später mit Milli Vanilli Weltkarriere machen sollte, bevor sie einen der größten Skandale der Popgeschichte auslösten. Wind machten weiter und kehrten 1992 zum ESC zurück.
Copyright: imago stock&people

Ingrid Peters auf der Bühne. — 1986: Ingrid Peters - „Über die Brücke geh'n“ (Platz 8 von 20): Mit Ingrid Peters endete die Ära der deutschen Schlagerdiven beim ESC. Sie zeigte Nerven, denn kurz vor dem ESC-Finale ereignete sich die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Für Peters war der ESC der Höhepunkt ihrer Karriere. Wenig später legte sie eine mehrjährige Pause ein, bevor sie 1994 ihr Comeback feierte. Sie veröffentlichte zahlreiche Singles und Alben, zum Teil mit selbst getexteten Liedern, war Stammgast in allen möglichen Schlagershows und feierte noch viele Erfolge in ihrem Genre. Zeitweise versuchte sie sich auch als Malerin. Als Vollprofi mit großer Stimme hätte sie noch lange mit ihren Programmen durch die Lande tingeln können, doch sie beschloss, sich 2021 von der Bühne zu verabschieden. Sie will nur noch zu besonderen Anlässen auftreten. Der Saarländische Rundfunk widmete ihr und ihrer Karriere daraufhin eine sehenswerte Doku.
Copyright: Getty Images

Wind mit Hanne Haller nach dem Sieg beim ESC-Vorentscheid. Sie halten Blumensträuße, feiern und lachen. — 1985: Wind - „Für alle“ (Platz 2 von 19): Eine Gruppe aus der Retorte, betreut von Hanne Haller, knüpfte an die vielen guten Ergebnisse der letzten Jahre an. Einziger Wermutstropfen war, dass es wieder keine Punkte aus Österreich und der Schweiz gab, was die Chancen auf einen Sieg deutlich schmälerte. Wind gibt es immer noch, allerdings nach unzähligen Umbesetzungen nicht mehr in der Originalbesetzung. „Für alle“ warin Deutschland sowie Schweden (!) ein Top-20-Hit und im Juni 1985 gewann die Gruppe damit auch die „ZDF-Hitparade“. Die nachfolgenden Singles liefen bescheiden, auch ein Grund für die erneute Teilnahme am ESC 1987. Hanne Haller ließ der ESC ebenfalls nicht los – 1996 sollte es fast traumatisch werden.
Copyright: imago stock&people

Die Schlagersängerin Mary Roos auf der Bühne. — 1984: Mary Roos - „Aufrecht geh'n“ (Platz 13 von 19): Trotz der bescheidenen Platzierung wurde der Titel zu einer Art Hymne für Mary Roos und zu einem ihrer bekanntesten Lieder. Außerdem war es für 15 Jahre ihr letzter Hit in den deutschen Single-Charts. Roos setzte ihre Karriere dennoch erfolgreich fort. Weit über ein Dutzend Alben, eine endlose Reihe von Hits, unzählige Shows, Jahr für Jahr ausgebucht: Als sie sich Anfang 2020 schließlich aus dem Schlagergeschäft verabschiedete, konnte sie auf eine überaus erfolgreiche Karriere zurückblicken. Zuletzt hatte sie durch ihre Teilnahme bei „Sing meinen Song“ eine neue Generation von Fans gewonnen. Ganz verabschiedet hat sie sich noch nicht: Seit 2015 steht sie gemeinsam mit dem Kabarettisten Wolfgang Trepper auf der Bühne. Ihr Programm „Mehr Nutten, mehr Koks - scheiß auf die Erdbeeren“ läuft noch bis Ende 2024. Im Herbst 2022 erschien ihre Biografie mit dem treffenden Titel „Aufrecht geh'n: Mein liederliches Leben“.
Copyright: picture alliance/dpa

Die Gebrüder Hoffmann & Hoffmann mit Gitarre sitzend vor der Bühne. — 1983: Hoffmann & Hoffmann - „Rücksicht“ (Platz 5 von 20): Das von Simon & Garfunkel beeinflusste Brüderduo, das zuvor mit „Himbeereis zum Frühstück“ bekannt geworden war, hatte auch mit „Rücksicht“ großen Erfolg. Nun wartete das große Galageschäft mit endlosen Tourneen auf die beiden, die eher an kleine Clubs gewöhnt waren. Ein Jahr später dann die Tragödie: Der jüngere der beiden Brüder, Günther Hoffmann, stürzte sich in Rio de Janeiro aus einem Hotelfenster. Michael Hoffmann versuchte sich nach einer Pause als Solokünstler. 1987 belegte er beim ESC-Vorentscheid den fünften Platz. 1989 folgte sein erstes Soloalbum, produziert von Edo Zanki. Der große Erfolg blieb aus. Heute veröffentlicht er spirituelle und meditative Musik. Außerdem arbeitet er als Musiklehrer in einem Hospiz in Kassel.
Copyright: IMAGO/United Archives

Die Siegerin des Grand Prix de la Chanson Eurovision, Nicole, wird nach ihrer Rückkehr aus Harrogate in München von Produzent Ralph Siegel und Texter Bernd Meinunger begrüßt. — 1982: Nicole - „Ein bisschen Frieden“ (Platz 1 von 18): Der Erfolg von „Ein bisschen Frieden“ und seinen englischen, französischen und anderen Versionen war enorm. Platz 1 in Deutschland, sogar in Großbritannien, aber auch in Schweden oder den Niederlanden. Nicole nahm mehrere fremdsprachige Platten auf und blieb in den folgenden Jahren ein gern gesehener Gast in ganz Europa, wo sie mit Gold und Platin ausgezeichnet wurde. Sogar in Südafrika und Südkorea wurden ihre Platten veröffentlicht. In Deutschland gehört sie nach einer nahezu lupenreinen Schlagerkarriere mit 17 Siegen in der ZDF-Hitparade (Rekord!) und fast 30 Studioalben längst zum Establishment des Genres. 2017 nahm sie ein Album ausschließlich mit ESC-Klassikern auf. Im vergangenen Jahr feierte sie nach überstandener Krebserkrankung ihr großes Comeback. 2023 geht sie auf Tournee. Prophetischer Titel ihres aktuellen Albums: „Ich bin zurück“.
Copyright: picture alliance / dpa

Der deutsche Schlagerkomponist Ralph Siegel freut sich mit der Schlagersängerin Lena Valaitis 1981 über ihren Sieg bei der deutschen Vorentscheidung zum Grand Prix d'Eurovision de la Chanson. — 1981: Lena Valaitis - „Johnny Blue“ (Platz 2 von 20): Nur vier Punkte fehlten zum Sieg gegen die britische Gruppe Bucks Fizz, die mit „Making Your Mind up“ gewann. Für Valaitis der Höhepunkt ihrer Karriere, der sie auch das einzige Mal in die deutschen Top 10 der Single-Charts führte. Sie setzte ihre Karriere im Schlager fort, nahm sich Ende der 1980er dann eine Auszeit für die Erziehung ihrer Kinder. Mit 40 Auftritten in der „ZDF-Hitparade“ ist Valaitis nach Nicole (51) und Juliane Werding (49) die Sängerin mit den drittmeisten Auftritten in der legendären Fernsehshow. „Ohne großen Tamtam“ hat sich Lena Valaitis mittlerweile endgültig von der Showbühne zurückgezogen. Ihren letzten TV-Auftritt hatte sie im September 2020 im „ZDF-Fernsehgarten“. Sie kümmert sich stattdessen um ihre Familie und vor allen Dingen um ihren Enkel.
Copyright: picture alliance / dpa

Die deutsche Schlagersängerin Katja Ebstein bei der Vorentscheidung zum Grand Prix d'Eurovision 1980. — 1980: Katja Ebstein - „Theater“ (Platz 2 von 19): Mit zwei dritten und einem zweiten Platz wurde Katja Ebstein bei ihrer letzten Teilnahme 1980 zur ESC-Legende. Mit „Theater“, einem ihrer größten Hits, tritt sie noch gelegentlich auf, konzentriert sich in ihren Programmen aber auf Gedichte von Heinrich Heine, Bertolt Brecht und Frauenlyrik. Das Wort „Schlager“ kommt auf ihrer Website nur einmal vor. Sie hat über 30 Alben in den Bereichen Schlager, Chanson, Kabarett, Pop und Musical veröffentlicht. Neue Musik von ihr ist allerdings selten geworden. Ebstein ist nach wie vor ein gern gesehener und hochintelligenter Gast in Funk und Fernsehen, nicht zuletzt seit sie 2020 mit „Das ganze Leben ist Begegnung“ ein unterhaltsames Buch vorgelegt hat, das persönliche Anekdoten, Geschichte, Politik und natürlich Kunst und Kultur miteinander verbindet. Sie lebt abwechselnd in der Nähe von München und in ihrem Haus auf Amrum.
Copyright: picture alliance/dpa

Dschinghis Khan bei einer Gold-Verleihung. Sie halten Gold-Platten in Händen. — 1979: Dschinghis Khan - „Dschinghis Khan“ (Platz 4 von 19): Die Gruppe war eine von Ralph Siegels zahlreichen Retortenbands, die eigens für den ESC gegründet wurden. Nach dem großen internationalen Erfolg von „Dschinghis Khan“ ging es für das Sextett im Gegensatz zu vielen anderen Siegel-Projekten, die schnell in Vergessenheit gerieten, sehr erfolgreich weiter. Von „Moskau“ über „Rom“ bis zur „Loreley“ hatte die Band bis 1982 noch einige Hits, dann begann der Abstieg. Mitte der 1980er Jahre löste sich die Band auf. Vor allem Leslie Mandoki (u. l.) startete eine erfolgreiche Karriere zwischen Rock, Pop und Jazz. Er arbeitete mit zahlreichen internationalen Künstlern zusammen. Die anderen Mitglieder waren immer wieder für Reunions zu haben, die sie durch die ganze Welt führten. Besonders in Russland oder Ungarn erfreuen sie sich bei Oldie-Festivals großer Beliebtheit. Steve Bender (o. r., † 2006) sowie Louis Hendrik Potgieter (h. m., † 1994) sind inzwischen verstorben.
Copyright: imago/United Archives

Ireen Sheer steht mit einem Mikro vor einem großen Blumengesteck. — 1978: Ireen Sheer - „Feuer“ (Platz 6 von 20): Mit dem Disco-Schlager „Feuer“ hatte Ireen Sheer zwar nur einen Top-40-Erfolg, dennoch gehört das Lied zu den Klassikern der späten 70er Jahre, den sie noch Jahrzehnte später im Fernsehen sang. Überhaupt gehört Sheer seit den 1970er Jahren zu den beliebtesten Schlagersängerinnen, die nach einer Flaute Mitte der 1980er Jahre mit Hits wie „Heut’ Abend hab’ ich Kopfweh“ (1991), dem ZDF-Hitparadensieger „Du gehst fort“ (1992) oder Remakes wie „Tennessee Waltz“ (1998) wie kaum eine andere Schlagerqueen der alten Garde den Sprung in die Neuzeit schaffte. Sie war bis zuletzt auch Stammgast in den Shows von Florian Silbereisen. Mit einem letzten umjubelten Konzert im Berliner Meistersaal im Januar 2023 verabschiedete sich Ireen Sheer endgültig von ihren Fans. Als letztes Lied sang sie „Abschied ist wie ein neues Leben“ aus ihrem Album „Auf Wiedersehn - Goodbye“.
Copyright: imago stock&people

Popband Silver Convention Gruppen bzw. Coverfoto der deutschen Disco Formation und Popband Silver Convention aka. Golden Girls mit Penny McLean, Ramona Wulf und Rhonda Health, Deutschland 1977. Groups and cover photos of the German disco formation and pop band Silver Convention aka. Golden Girls with Penny McLean, Ramona Wulf and Rhonda Health, Germany 1977., Deutschland Copyright: HelmutxReiss UnitedArchives830001309 — 1977: Silver Convention - „Telegram“ (Platz 8 von 18): Das Disco-Trio Silver Convention war wohl der einzige amtierende Grammy-Gewinner, der beim ESC antrat. Andere wie Olivia Newton-John gewannen zwar auch einen, aber erst danach. Für Silver Convention, die mit „Fly Robin Fly“ die höchste Musikauszeichnung der USA erhalten hatten und dort auch auf Platz eins der Charts standen, war nach der großen Enttäuschung beim ESC schnell die Luft raus. „Telegram“ schaffte es zwar noch in die Top 30, aber alle nachfolgenden Singles fielen durch. Penny McLean wurde später eine erfolgreiche Sachbuchautorin im Bereich Esoterik. Sie ist immer noch gut befreundet mit Ramona Wulf (r), die vor Silver Convention als Schlagersängerin („Alles was wir woll’n auf Erden“) erfolgreich war. Nach dem ESC blieben ihre Disco- und Pop-Platten allerdings erfolglos. Sie arbeitet heute als Heilpraktikerin. Rhonda Heath (l) arbeitete noch einige Jahre als Studio- und Backgroundsängerin, bevor sie sich ins Privatleben zurückzog. Zu besonderen Anlässen kehrte die Gruppe 2007, 2012 und 2016 für Live-Auftritte auf die Bühne zurück.
Copyright: imago images / United Archives

1976: Les Humphries Singers - „Sing Sang Song“ (Platz 8 von 18): Die Les Humphries Singers, eine der erfolgreichsten Bands der frühen 70er Jahre („Mexico“, „Mama Loo“), nahmen nur als Ersatz für den disqualifizierten Titel „Der Star“ von Tony Marshall am ESC teil und fielen durch. Das war der Sargnagel für eine dahin siechende Karriere, die sich einige Jahre sehr effizient zwischen Soul, Pop und Gospel bewegte. Die Band löste sich bald auf. Jürgen Drews (m) wurde ein sehr erfolgreicher Schlagersänger mit zahlreichen Hits („Ein Bett im Kornfeld“), einigen Comebacks („König von Mallorca“), vergeblichen Versuchen, noch einmal beim ESC anzutreten („Alpenglühn“), bevor er sich Ende 2022 aus gesundheitlichen Gründen endgültig zurückzog. Immer wieder kamen die Singers zu Reunions zusammen. 2012 erschien sogar ein Album mit dem Titel „Forever Young“. Les Humphries erlebte dies nicht mehr, er starb nach unzähligen Skandalen vereinsamt an Weihnachten 2007.
Copyright: picture alliance / dpa

Joy Fleming hält am 30.01.1975 auf der Musikmesse MIDEM in Cannes das Magazin Rund in Händen, das mit einem Preisausschreiben wirbt. — 1975: Joy Fleming - „Ein Lied kann eine Brücke sein“ (Platz 17 von 19): Die „deutsche Aretha Franklin“ (ARD) konnte trotz echtem Soul-Feeling das unverdiente Scheitern beim ESC nur schwer verkraften. Noch Jahre später ärgerte sie sich u. a. humorvoll über das ihr aufgezwungene Outfit („Spinatwachtel“, „Olivenhain“). Der Song, ein Top-40-Hit, wurde dennoch zum Klassiker – auch bei ESC-Fans im Ausland. Fleming nahm viele Platten zwischen Soul, Jazz, Pop und Schlager auf, die nur selten kommerziell erfolgreich waren. Der Versuch, zur Disco-Queen aufzusteigen, scheiterte ebenso wie der, ihre Karriere mit Tieffliegern wie dem „Glücksrad-Song“ aufzupolieren. Erst 2001 gelang ihr mit zwei aufeinanderfolgenden 2. Plätzen beim ESC-Vorentscheid ein Comeback. Sie war wieder häufig im Fernsehen zu sehen, ob als Sängerin, als Expertin für starke Stimmen in der Jury von Castingshows („SSDSGPS“) oder als launige Interviewpartnerin, deren große Klappe für gute Laune sorgte. Fleming verstarb am 27. September 2017 im Alter von 72 Jahren.
Copyright: picture alliance / Georg Göbel/dpa

Cindy & Bert bei einer Probe zur 100. ZDF-Hitparade im November 1977. — 1974: Cindy & Bert - „Die Sommermelodie“ (Platz 14 von 17): Das Gesangsduo Cindy & Bert gehörte mit Hits wie „Immer wieder sonntags“ zum Schlagerinventar der 70er Jahre – daran änderte auch der geteilte letzte Platz beim ESC nichts. Beide mochten das Lied nicht, und so verschwand die Single fast ungehört in den Archiven. Erst 1974 folgte der vergoldete Top-Hit „Aber am Abend da spielt der Zigeuner“, der ESC-Flop war vergessen. Weitere Hits folgten bis Ende der 1970er Jahre. Nach der Scheidung 1988 trennte sich das Duo bis zur Reunion einige Jahre später. Cindy Berger nahm zweimal an der ESC-Vorentscheidung teil. 1988 scheiterte sie knapp mit „Und leben will ich auch“ (Platz 2). Seit Berts Tod am 14. Juli 2012 tritt Cindy erneut solo auf. Hauptsächlich kümmert sich die unprätentiöse Künstlerin, Jahrgang 1948, aber als Seniorenbetreuerin um alte Menschen und tritt auch in entsprechenden Heimen auf. Seit 2017 lebt die Saarländerin in Berlin und veröffentlicht hin und wieder eine Single mit dem Sänger „Norbi“.
Copyright: picture alliance / Chris Hoffmann/dpa

ARCHIV- Die dänische Schlagersängerin Gitte Haenning wird am 08.03.1976 in Hamburg mit dem „Goldenen Stern der ICD-Intercoiffure“ ausgezeichnet. — 1973: Gitte - „Junger Tag“ (Platz 8 von 17): Die große Sängerin mit der ausdrucksstarken Stimme rümpft heute die Nase über den alten ESC-Titel, der damals auch in ihrer dänischen Heimat ein Hit war. Ihre Schlagerkarriere ging mit großen Hits wie „Ich hab’ die Liebe verspielt in Monte Carlo“, „Freu dich bloß nicht zu früh“ oder „Lampenfieber“ nahtlos weiter. In den 1980er Jahren setzte sie auf anspruchsvolle, feministisch gefärbte Texte (Gold-Album „Berührungen“). Den Schlager ließ sie dann im Laufe der Jahre hinter sich, sang lieber Jazz oder dänische Folktitel und vergraulte mit ihrer ambivalenten Haltung zu den alten Liedern langfristig einige Fans. Großartig war dagegen ihre langjährige Tournee mit Wencke Myhre und Siw Malmkvst als skandinavische Variante der „Drei alten Schachteln“, die die Schlager von einst humorvoll, aber liebevoll aufs Korn nahmen. Gitte tritt immer noch auf – 2023 war sie wieder auf Deutschlandtournee.
Copyright: picture alliance / dpa

Mary Roos bei einem Bummel durch Edinburgh. — 1972: Mary Roos - „Nur die Liebe läßt uns leben“ (Platz 3 von 18): Wie alle ESC-Titel seit 1968 war auch Mary Roos mit ihrem Titel in den Charts erfolgreich. Sie sang in jenen Jahren alles von Schlagern bis zu Chansons für den französischen Markt („Amour toujours“, „L'autoroute“), aber auch Bossa Nova, Easy Listening, Pop, dramatische Balladen und später sogar Disco. Für sie wurde eine Folge der „Muppet Show“ umgeschnitten. In Frankreich verhinderte die ähnlich klingende Anti-Mücken-Salbe „Marie Rose“ den großen Durchbruch. Nach zahlreichen Erfolgen kehrte sie nach zwei vergeblichen Versuchen 1975 und 1982 im Jahre 1984 zum ESC zurück.
Copyright: picture alliance/dpa

Katja Ebstein breitet beim Auftritt 1971 die Arme aus. — 1971: Katja Ebstein - „Diese Welt“ (Platz 3 von 18): Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr wurde Ebstein direkt nominiert. Mit einem der ersten Öko-Hits gelang ihr ein weiterer Erfolg, sogar in den Charts (Platz 16). Danach sang sie anspruchsvolle Schlager und Chansons in mehreren Sprachen, aber auch krasse Kommerztitel wie „Es war einmal ein Jäger“ oder „Der Stern von Mykonos“. Ihre Plattenfirma erlaubte ihr, einen Heinrich-Heine-Zyklus oder Berliner Lieder auf Schallplatte aufzunehmen. So wurde sie mit ihrer großartigen Stimme neben Mary Roos zur vielseitigsten Schlagersängerin Deutschlands. Und als Musikexport sogar mit mehreren Platten in Japan. 1980 kehrte sie nach einem vergeblichen Versuch 1975 („Ich liebe dich“) mit großem Erfolg zum ESC zurück.
Copyright: Getty Images

Katja Ebstein auf einem Stuhl. Sie hat die Beine überschlagen und trägt Lederstiefel. Daneben einen großen, schwarzen Hut. — 1970: Katja Ebstein - „Wunder gibt es immer wieder“ (Platz 3 von 12): Nach mehreren Jahren ohne großen Durchbruch brachte Katja Ebstein 1970 nicht nur ihre eigene Karriere in Schwung, sondern auch Deutschland zum ersten Mal auf das ESC-Treppchen. Schon im nächsten Jahr sollte sie wieder am ESC teilnehmen dürfen. „Wunder gibt es immer wieder“ erreichte als Single zwar nur Platz 16 in den Charts, wurde aber über die Jahrzehnte zum Klassiker und ging als geflügeltes Wort in die deutsche Sprache ein. Auch das unterscheidet das Lied von allen deutschen ESC-Beiträgen.
Copyright: Getty Images

1/20

Alle deutschen ESC-Teilnehmer 1956-1969

In den Anfangsjahren des Eurovision Song Contest von 1956 bis 1969 hatte Deutschland mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Trotz der Teilnahme bekannter Stars wie Freddy Quinn, Heidi Brühl oder internationaler Künstler wie Wencke Myhre, konnten wir uns in dieser Zeit nicht unter den ersten drei platzieren. Diese Phase war geprägt von der Suche nach dem richtigen musikalischen Ausdruck und der Anpassung an das sich entwickelnde Format des ESC.

Eurovision Song Contest 1956-1969