„Anne Will“Ricarda Lang überrascht mit Aussage zu Atomkraftwerken – Spahn außer sich

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Ricarda Lang DPA 180722

Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang.

Berlin – Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang hat bei „Anne Will“ am Sonntagabend erstmals eine mögliche Verlängerung der Laufzeiten von deutschen Atomkraftwerken ins Spiel gebracht. „Erstmal sage ich, dass wir das im Moment nicht tun werden. Dann sage ich, dass wir in jedem Moment innerhalb einer Krise natürlich immer auf die aktuelle Situation reagieren müssen und dabei alle Maßnahmen prüfen“, sagte Lang.

Auf Nachfrage von Moderatorin Anne Will, ob sie damit als Grünen-Vorsitzende eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken befürworten wolle, wich Lang aus: „Das haben wir nie kategorisch ausgeschlossen. Sondern wir haben immer aktuell geprüft, was macht in diesem Moment Sinn. Das werden wir auch weiter tun“, erklärte die Grünen-Vorsitzende.

„Anne Will“: Robert Habeck will Worst-Case-Szenario für den Winter durchspielen

Ricarda Lang kündigte an, dass Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in den kommenden Tagen ein Worst-Case-Szenario durchrechnen und anhand dessen weitere Maßnahmen planen werde. „Man muss aber auch sagen, dass eine Verlängerung der Laufzeiten mit hohen Kosten und hohem Risiko verbunden ist. Wir haben ein Gasproblem, kein Stromproblem“, so Lang weiter.

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Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Spahn zeigte Unverständnis für die Ausführungen Langs: „Wenn wir kein Stromproblem haben, warum fahren wir dann die Kohlekraftwerke wieder hoch? Die Klimakiller in Deutschland. Das zeigt, Sie sind mehr Anti-Atomkraft- als Klima-Partei.“

Jens Spahn bei „Anne Will“ wegen Ampel-Koalition außer sich

Spahn schob die Tatsache, dass die Union durch 16 Jahre an der Regierung auch eine Mitschuld an der derzeitigen Situation habe, ein wenig beiseite: „Wir haben ja nicht alleine regiert“, sagte der ehemalige Gesundheitsminister, der nun vor allem die Ressorts Wissenschaft und Energie bearbeitet.

Spahn kritisierte das Vorgehen der Ampel in der Energiekrise: „Was langsam nicht mehr geht, ist, dass wir jeden Tag immer nur hören, was warum nicht geht. Jeden Tag kommt aus der Koalition ein Vorschlag, und in aller Regel kommt wenige Stunden später von irgendeinem: Können wir nicht machen, aus dem und dem Grund.“

Ebenfalls stört den CDU-Politiker die nun anstehende Sommerpause im Regierungsviertel: „Wenn ich höre, der Bundestag ist im Urlaub, sage ich: Das passt gerade nicht in die Zeit. Notfalls machen wir eine Sondersitzung. Ich möchte gerne, dass wir endlich zu Entscheidungen kommen und nicht nur zu Kick-Off-Veranstaltungen.“

Arbeitgeber-Präsident Rainer Dulgur warnt vor „populistischen Schnellschüssen“

Der ebenfalls anwesende Arbeitgeber-Präsident Rainer Dulgur beschwichtigte ein wenig und warnte vor „populistischen Schnellschüssen“. Man müsse bei allen Maßnahmen versuchen, die Balance zwischen Industrie und Privathaushalten zu finden. Er sei aber optimistisch, denn „Deutschland hat gezeigt, dass es mit Krisen umgehen kann“.

Am Donnerstag soll die verbliebene Gas-Pipeline Nord Stream 1 wieder in Betrieb gehen. Allerdings ist schwer einzuschätzen, ob der russische Präsident Wladimir Putin angesichts der Sanktionen gegen sein Land den Gashahn wieder aufdreht, oder ob er die Gaslieferungen nach Deutschland unterlässt. (shh)

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