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„Die Höhle der Löwen“Frank Thelens Abschied und Gründer unter Druck

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Das Produkt Panthergrip überzeugt Nils Glagau sofort.

  • Die siebte Staffel der Gründershow „Die Höhle der Löwen“ läuft in einer Mini-Version mit sechs Ausgaben im Frühjahr 2020 bei Vox.
  • In der Jury sitzen wie bereits im Herbst 2019 Frank Thelen, Judith Williams, Carsten Maschmeyer, Georg Kofler, Ralf Dümmel und Dagmar Wöhrl. Neu dabei ist „Orthomol“-Inhaber Nils Glagau.
  • Wer konnte in der letzten Folge der Staffel überzeugen?

Die „Höhle der Löwen“ läuft 2020 erstmals in einer Mini-Ausgabe auch im Frühjahr. Das Datum ist neu, nicht jedoch die Jury-Mitglieder. 

Frank Thelen kehrt der Höhle den Rücken

Diese Folge war nicht nur die letzte der Staffel, in dieser Folge verabschiedet sich Frank Thelen nach sieben Staffeln und sechs Jahren von der Höhle der Löwen. Sein Abgang allerdings sehr unspektakulär. Er ist nur bei einem Pitch anwesend und macht keinen Deal. Fast schon still und leise verlässt der Investor die Höhle und will sich zukünftig neuen Aufgaben widmen.

Das natürliche Aufputschmittel

Nicht ganz unbekannt, war den Löwen das Gründergespann von „drinkbetter“. Johannes Bitter (37), der Ex-National-Handballtorwart und mehrfacher deutscher Meister im Feldhockey Christian Monzel (58), wollen mit ihrem Startup nun nochmal einen ganz neuen Weg einschlagen.

Ihr Produkt: ein Getränk, dass die für den Menschen wichtige Nährstoffe enthalten und die Konzentration und Leistung erhöhen soll. Die gänzlich natürliche Solo-Smart Technologie, die dafür sorgen soll, dass die Nährstoffe vom Körper aufgenommen werden, haben die beiden patentieren lassen. Sie brauchen nun Geld um das Produkt auf den Markt zu bringen und einen strategischen Partner für den Vertrieb. 20 Prozent ihrer Anteile für 200.000 Euro bieten sie den Löwen.

„Fast geschmacksneutral“, findet Dagmar Wöhrl. Kofler sieht das anders. Ihm schmeckt es nicht. Die Meinungen gehen hier auseinander. Während der Verkostung heckt Ralf Dümmel einen Plan mit Carsten Maschmeyer aus: „Wir testen jetzt mal, ob Sie spontan sind“. Die beiden Investoren bieten zusammen 300.000 Euro für 30 Prozent und quasi unbegrenztes Working Capital – etwa eine Million Euro werden nötig sein, denken die Investoren.

Auch Dagmar Wöhrl ist angetan von drinkbetter und macht ein Angebot. Sie bleibt bei den 20 Prozent für 200.000 Euro. Nach kurzer Absprache mit einem der Entwickler verkünden die beiden ihre Entscheidung: „Wir haben uns spontan für die Doppellöwen entschieden“.

Maschmeyer über seine Duschgewohnheiten

Christopher Lung (29) und Johannes Lutz (26) lernten sich auf einer Weltreise im Jahr 2017 kennen. Dort einte sie ein Problem: das viele Gepäck. Vor allem das auf Flugreisen schwer im Handgepäck verstaubare Duschgel und Shampoo schien ihnen ein besonderer Störfaktor zu sein. Gemeinsam entwickelten sie deshalb den Duschbrocken: das, wie sie sagen, erste feste Shampoo und Duschgel in einem.

Schön bunt sind die Brocken anzusehen, und scheinen auch gut zu riechen. Besonders Ralf Dümmel ist von dem Geruch begeistert und hört gar nicht auf, dies lautstark kund zu tun. Bis auf den angenehmen Geruch, scheint die Erfindung des Duschbrockens für die meisten Löwen allerdings nichts Neues zu sein. „Ich sehe keinen Unique Selling Point“, so Nils Glagau. „Ich nehme mein Shampoo auch für den Körper“, outet sich Maschmeyer. Er sieht also wenig Sinn in diesem Zwei-in-Eins-Produkt. Kofler fürchtet die Konkurrenz, die gerade im Körperpflegesegment enorm sei. „Ein toller Traum“, so Carsten Maschmeyer, „ich möchte Sie aber aufwecken“. Der Duschbrocken sei für ihn ein „Bewertungsbrocken“, er macht kein Angebot.

Einzig Ralf Dümmel scheint Interesse an einem Deal zu haben. Die Bewertung ist aber auch ihm zu hoch. „Geht mal raus und kommt mit einem vernünftigen Angebot zurück.“ Schließlich einigen sich die drei auf 250.000 Euro für 25 Prozent der Anteile.

Glagau setzt Gründer unter Druck

„Fußball ist ein Lebensgefühl, hat aber auch ein Problem – das habe ich gelöst“. Mit Panthergrip will der Gründer Hannes Mirow (30) „Verletzungen im Fußball die Zähne zeigen“. Er präsentiert den Löwen den „ersten unverrutschbaren Schienbeinschoner der Welt“. Die zum Patent angemeldete, mit Acrylsplittern lackierte Oberfläche würde ein verrutschen der Schoner durch Verzahnung im Strumpf verhindern. 120.000 Euro möchte der dreifache Familienvater für 25 Prozent seiner Firma von den Löwen haben.

Nils Glagau, der Wunschlöwe des Gründers, wird von Mirow zum Test gerufen. Dafür wirft sich der Investor in adäquate Sportbekleidung. „Die Waden von Nils Glagau sehen wir das erste Mal – eine heiße Angelegenheit“, freut sich Judith Williams. „Ich versuche mich unter Kontrolle zu halten“. Der Gründer legt Hand Glagaus Waden an und demonstriert sein Panthergrip.

Nils Glagau ist von der Funktionsweise der Schoner sofort überzeugt und macht ein überschwängliches Angebot – bietet im Affekt sogar 5.000 Euro mehr für die angebotenen 25 Prozent. Als studierter Wirtschaftsingenieur und Produktentwickler, möchte sich Hannes Mirow aber noch weitere Meinungen der Löwen zu seinem Produkt anhören. Das gefällt Glagau nicht. „Du kannst noch viele Fragen beantworten, aber dann bin ich raus“, setzt er den Gründer unter Druck. „Sie waren mein Wunschlöwe und wenn ich mir diesen Wunsch erfülle, nehme ich diesen Deal an“, entscheidet sich der Gründer nach kurzer Überlegung und ohne auf die Angebote der anderen Löwen zu warten.

Tapete sagt Keimen den Kampf an

„Mir würde hier der Unternehmer fehlen. Ich brauche einen Gründer, der für das Produkt brennt“. Nils Glagau findet harte Worte für die beiden Gründer Paul (22) und seinen Vater Ulrich Eitel (71). Mit einer innovativen Tapete wollten die beiden nochmal ganz neu starten. Als Leiter der als Familienunternehmen geführten Marburger Tapetenfabrik, bringt Ulrich Eitel das nötige Knowhow im Tapetenbusiness, so wie die Produktion bereits mit ins neue Unternehmen. Bei den Löwen wollen die Gründer nun aber nicht mit außergewöhnlichem Design, sondern mit „keimEX“, einer technischen Innovation überzeugen.

Ihr Produkt: eine Tapete, die durch klinische Tests bestätigt Keime abtötet. Durch die Beschichtung einer Nano-Silberionen-Emulsion, würden die Keime in Räumen vernichtet. Diese Idee wollen die Gründer sich gut bezahlen lassen: sie wollen 500.000 Euro für 25 Prozent ihrer Anteile. Bisher haben sie 25.000 Euro aus kleinen Projekten erwirtschaftet.

Grundsätzlich sind die Löwen von der Idee überzeugt. Nicht überzeugt sind sie jedoch von der Beteiligung des Familienunternehmens im Businessplan und der Gründerkonstellation. „Der Sohn hat nichts zu sagen“ und „der Vater kann nicht loslassen“, analysiert Dagmar Wöhrl das Zweiergespann. Kofler fühlt sich veräppelt von der Firmenbewertung. Das Vater-Sohn-Duo muss die Höhle der Löwen ohne Deal verlassen.

Die Illusion von Natur für den Balkon

„Warum bestellt man sich nicht einfach eine Gurke? Ist das Psychotherapie?“, Dr. Georg Kofler scheint keinen Sinn im Gemüseanbau im heimischen Garten zu sehen. Dabei wollen die Gründer Dennis Lizarzaburu (28) und Hannes Popken (31) aus Kiel das Gärtnern mit Rankwerk auch für Städter vereinfachen. „Wir machen jeden Daumen grün“, ist ihr Plan. Sie wollen 150.000 Euro für 15 Prozent an ihrem Unternehmen.

Rankwerk, das sei hochwertiges Saatgut, Zubehör wie Töpfe und Schaufeln aber vor allem Wissensvermittlung über Lehrvideos. So soll Home-Gardening für jeden möglich sein. Wissen, wann etwas wo am besten wächst – auch auf dem Balkon.

Carsten Maschmeyer darf es nun selbst einmal versuchen. Er setzt einen Gurkensamen in die aufgeschwemmte Gartenerde. Die Gründer zeigen ihm, wie die Pflanze nun in einem Monat aussehen werde. „Ein sehr schwaches Ergebnis“, findet Maschmeyer. Fast gewinnt man den Eindruck, er würde über den Wachstum eines Unternehmens fachsimpeln und nicht über das Wachstum einer Pflanze. Sein Garten sei in Südfrankreich, dort wüchsen die Pflanzen deutlich schneller. „Wir kommen aus Norddeutschland“, kontern die Gründer.

Trotzdem überzeugen die beiden die Investoren mit Rankwerk nicht. „Das ist ein Hirngespinst, der Versuch die Illusion von Natur nachhause zu holen“, so Georg Kofler. Kein USP, kein schlüssiges Businessmodell, schlechte Unternehmer – die Löwen machen kein Angebot.

Sdui – Ein Millionen-Deal?

„Ich habe direkt aus der Schule gegründet“. Selbstbewusst steht der 21-jährige Daniel Zachharias vor den Löwen und präsentiert die App „Sdui“. Als er, Jan Micha Kroll (20) und Timo Stosius (24) vor ihren Schulleiter traten und über kurzfristig ausgefallene Stunden und schlechte Kommunikation an der Schule klagten, erwiderte dieser nur: „Macht es doch besser“. Das taten sie dann auch und gründeten 2018 ihr Unternehmen mit mittlerweile 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Die App soll den Schulalltag für Schulkinder, Lehrpersonal und Eltern erleichtern, so die Gründer. Als Kommunikationsplattform ermöglicht Sdui das Mitteilen von Stundenplan-Änderungen, das Verschicken von Daten und Elternbriefen. Um Mobbing keine Chance zu geben, besteht keine Möglichkeit für die Schülerinnen und Schüler, untereinander zu chatten. Die App soll außerdem mehrsprachig zur Verfügung stehen und eingegebenen Text übersetzen, um den Zugang für Schülerinnen und Schüler mit geringen Deutschkenntnissen zu erleichtern. 300 Schulen sollen Sdui bereits nutzen.

„Wir sind zwar junge Gründer, aber wir wollen Großes erreichen.“ Die Drei machen ein saftiges Angebot: Eine Million Euro für 12,5 Prozent der Firmen-Anteile. Von dem Auftritt sind alle Löwen überzeugt. „Ein erfrischender und richtig guter Auftritt, ihr habt eine gute Zukunft vor euch“, so Georg Kofler. Trotzdem sei er ein bisschen beleidigt über dieses Angebot. Auch die anderen Löwen fühlen sich abgeschreckt. Frank Thelen zuckt am Ende kurz. Jedoch fehlt ihm die Erklärung, wie das Unternehmen später gewinnbringend arbeiten möchte. Wie die anderen, macht auch er kein Angebot.

Für die Liebe zwischen Mensch und Maschine

„Was ist denn da für ein Zaubermittel drin?“ So ganz traut Carsten Maschmeyer dem Produkt der Gründer Dustin Weidenhiller (38) und Gerhard Pletschacher (62) zunächst nicht. Es soll die unkomplizierte Reinigung und Pflege von Auto, Motorrad und Fahrrad ermöglichen – von innen und von außen mit nur einem Produkt. Der Clou: Die „Monkey Wipes“-Tücher funktionieren ganz ohne Wasser.

300.000 Euro und über ein Jahr Entwicklungszeit haben die beiden leidenschaftlichen Harley-Fahrer bereits in ihr Unternehmen „Gentle Monkeys“ investiert. Den Löwen bieten sie nun 10 Prozent ihrer Firma für 150.000 Euro an.

„Ich werde doch mein Leder nicht mit einer Autopolitur bearbeiten“, empört sich Glagau. Er ist nicht überzeugt von der Idee und macht den Gründern kein Angebot. Auch Kofler ist skeptisch: „Es wird ja Gründe geben, dass es verschiedene Produkte gibt.“ Trotzdem gibt er den Monkey Wipes eine Chance. „Ich putze nie Autos, das ist mir eine viel zu einfältige Aufgabe“, gibt er vor seinem Testlauf zum Besten. Autos ohne Wasser zu putzen sei ein großer Fortschritt und es funktioniert. „Super, kaufe ich“. Er bietet den Gründern 150.000 Euro für 30 Prozent der Anteile.

Auch Ralf Dümmel ist sehr angetan: „Das kannst du überall verkaufen.“ Auch er bietet 150.000 Euro für 30 Prozent. Die Gründer schätzen Dümmels Connection zum Einzelhandel und bieten ihm 25 Prozent für 150.000 Euro und zusätzliche 8 Prozent für erbrachte Leistungen. Dümmel nimmt den Deal an.

Das gesunde Haarstylingprodukt

„Alle in Deutschland und Europa auf dem Markt befindlichen Haarstyling-Produkte für Männer sind voll mit Chemie.“ Das möchte Benjamin Koch mit seinen Produkten von „Capanova“ ändern. „Auf diese Idee hat die Welt gewartet“, behauptet der 35-Jährige. Sein Angebot an die Löwen: 400.000 Euro für 25,01 Prozent seiner Firmenanteile.

Sein Finishing-Spray sei „das weltweit erste Haarspray auf natürlicher Ebene“, versucht Koch die Löwen zu überzeugen. „Das stimmt nicht“, erwidert die besonders im Beauty-Bereich kundige Löwin Judith Williams. 250.000 Euro und eineinhalb Jahre Forschung und Entwicklung stecken bereits in Capanova. „Was haben Sie erforscht? Welche Tests haben Sie gemacht?“, hakt Williams nach.

Der Gründer gerät ins Straucheln. Er verspricht Pflege, Halt und Cooling-Effekt von seinen Produkten. „Ich darf Sie da beruhigen: das ist nichts Neues“, so Williams. „Ich würde so gerne in ein Beautyprodukt investieren – ich würde gerne jemanden genauso groß machen, wie ich heute bin“. Dafür hätte der Auftritt des Gründers aber zu viele Lücken gehabt – Judith Williams ist raus.

Dagmar Wöhrl kann keine Begeisterung für das Produkt aufbringen: „Ich finde den Duft furchtbar. Das möchte ich nicht bei Ludwig Beck im Hause haben.“ Auch sie macht kein Angebot. „Du hast keine Ahnung, was das mit meinen Haaren macht“, gibt sich Thelen enttäuscht, „das ist nicht okay“. Benjamin Koch verlässt die Höhle der Löwen ohne Deal.

„Damit hat jede Frau ihr Fett weg“

Die Modedesignerin Ayse Byzanz (42) ist ebenfalls begeistert von ihrer Erfindung. „Das ist ein Produkt, das weltweit vermarktet werden muss“. 150.000 Euro möchte sie für 10 Prozent an der Erfindung ihres „Fettpölsterchenglätters“. Dieser soll in Abendkleider und Corsagen eingenäht durch zwei Federn mehr Raum für überschüssiges Körperfett schaffen.

„Das ist ein eher weibliches Problem“, behauptet Carsten Maschmeyer schnell. Das Patentverfahren laufe – sie sei mit dem Produkt die einzige auf dem Markt. Frank Thelen fasst sich während der Präsentation häufig an den Kopf. Man sehe ein Ergebnis, aber „ganz ehrlich, es interessiert mich überhaupt gar nicht“.

Carsten Maschmeyer findet die Begeisterung der Gründerin zwar ansteckend, ihm sei das aber noch zu viel Zukunftsmusik. Er macht kein Angebot. Dagmar Wöhrl und Judith Williams befürchten auch, dass es sich bei dem Fettpölsterchenglätter lediglich um ein Nischenprodukt handele.

Campen mit Klick

Das Ehepaar Inna (34) und Vladislav Falk (39) haben eine simple Lösung für ein häufiges Problem entwickelt. Im Campingurlaub stürzte ihre gemeinsame Tochter in der Dämmerung beim Spielen häufig über die Schnüre ihres Vorzeltes. Mit Ropescout haben sie nun ein Produkt entwickelt, welches das zukünftig verhindern sollen. Die 5 cm großen Clips laden sich bei Sonnenlicht auf und leuchten in der Nacht. 40.000 Euro und ein dreiviertel Jahr haben die beiden Gründer in ihre Idee bereits investiert. Ihr Angebot an die Löwen: 80.000 Euro für 25 Prozent ihrer Firma.

Georg Kofler ist die Sache zu klein und auch Nils Glagau hält die Endabnehmerinnen und -abnehmer für eine Nischengruppe des Marktes. Carsten Maschmeyer hat Bewunderung für den Mut der beiden Gründer. „Ich habe aber das Gefühl nur gute Problemlöser und keine richtigen Unternehmer vor mir zu sehen“, so der Investor. Das sieht Ralf Dümmel ähnlich. Jedoch stünden die beiden auch noch ganz am Anfang. Er möchte sie auf dem Weg mit ihrem Unternehmen begleiten und unterstützen. Er bietet 80.000 Euro für 33 Prozent der Anteile. Den Tränen nahe, nehmen die beiden den Deal glücklich an.

Produkt begeistert alle Löwen – trotzdem will keiner investieren

Passt in jede Hosentasche

„Meine Erfindung ist so nützlich, dass man sie jeden Tag benutzen will und so klein, dass sie in jede Hosentasche passt“. Der studierte Informatiker und Geschichtswissenschaftler Dr. Karl Heinze (38) hat für ein Problem, dass ihn beinahe alltäglich begleitet hat, eine Lösung gefunden.

„Darf ich präsentieren: der kleinste Fahrradgepäckträger der Welt“. Eineinhalb Jahre Zeit und 30.000 Euro hat Heinze in die Entwicklung von „carryyygum“ bisher investiert, einer recht simplen Konstruktion aus Gummiband, Kunststoffklemmen und gummiertem Klettband. Heinzes Angebot an die Löwen: 150.000 Euro für 20 Prozent der Anteile.

Klar, dass die Investoren hier erstmal selbst Hand anlegen wollen. Gießkanne, Baguette – beides hält trotz wackliger Fahrversuche des Investors Ralf Dümmel im Gepäckträger. „Ich bin seit 15 Jahren kein Fahrrad mehr gefahren“, verkündet der mit dem Fahrrad Kreise ziehende Löwe.

Kofler sind nicht nur Dümmels Fahrradfahrkünste zu unsicher. Ihm ist der Gepäckträger-Markt zu klein – er macht kein Angebot. Dagmar Wöhrl befürchtet durch das Produkt ein zu großes Gefahrenpotenzial im Straßenverkehr, Carsten Maschmeyer fehlt der Gründergeist – auch sie sind raus.

2.000 Euro Umsatz pro Monat macht der Projektmanager und carryyygum-Gründer derzeit mit seinem Produkt – in drei Fahrradläden und seiner eigenen Website, ohne Werbung. Das sei ganz gut, bemerkt er vorsichtig.

„Da widerspreche ich“, geht Dümmel dazwischen, „das ist sehr gut“. Er sei sicher, er wisse, was der Gründer brauche, findet seine Firmenbewertung aber „unfair“. In dem Weg zum Erfolg stecke viel Arbeit. Ralf Dümmel möchte später mehr vom Kuchen abhaben. Trotzdem macht er dem Gründer ein Angebot: 150.000 Euro für 40 Prozent der Firmenanteile. Heinze ist begeistert und willigt ein.

Individuelles Sportprogramm ohne Korrekturfunktion

„Das Fitnesstraining der Zukunft, ein Trainingsprogramm, dass sich auf den Kunden einstellt“, so präsentiert Fritz Grünewald (42) seine Idee den Löwen. Nutzerinnen und Nutzer von „Fitter You“werden individuell zusammengestellte Trainingsvideos ausgespielt, die „Perform-Mat“ soll dazu beitragen, dass alle Übungen korrekt ausgeführt werden – das sei bisher das größte Manko bestehender Angebote. Mithilfe von Markierungen für Hände und Füße sollen Sporttreibende Anweisungen erhalten, wie sie sich während der einzelnen Übungen positionieren müssen. Auch Personal Trainerin Luisa Konga und Physiotherapeut Mike Steverding sorgen dafür, dass die Übungen so gut wie möglich umgesetzt werden können.

4,5 Millionen Euro sind in den letzten drei Jahren bereits in die Umsetzung von Fitter You geflossen. Und auch große Namen haben in das Startup investiert. Der Fußballer André Schürrle steht dem Unternehmen nicht nur mit finanziellen Mitteln zur Seite. Nun ist Fitter You auf dem Markt zu finden – jedoch noch nicht profitabel. Grünewald will von den Investoren 500.000 Euro für 10 Prozent der Anteile.

Wöhrl und Maschmeyer fehlt allerdings die Korrekturfunktion. Außerdem bemängelt Maschmeyer den bisherigen Umgang mit Geld des Unternehmens. Sie machen kein Angebot. Dümmel sieht in sich nicht den richtigen Investor für dieses Produkt und auch Kofler ist raus: „überzeugend, aber nicht so überzeugend, dass ich einsteige“.

Kofler kapituliert vor dem Bikinibusiness

„Im Jahr 2020 wird es mehr Plastik geben als Lebewesen“, beginnt die 36-jährige Gründerin Barbara Gölles ihren Pitch vor den Löwen „Margret & Hermione trägt einen kleinen Teil dazu bei, dass unsere Ozeane sauberer werden. Helfen Sie mir dabei: Keep the oceans clean“. Mit ihrer nachhaltigen Bade- und Sportbekleidung möchte sie nun auch den deutschen Markt erobern – dafür braucht sie 120.000 Euro für 20 Prozent ihrer Anteile.

In einem speziellen Verfahren wird Meeresplastik zu Garn verarbeitet und dann für die Fertigung der Produkte von „Margret & Hermione“ verwendet. „Kompliment, sehr schöne Verarbeitung“, lobt Wöhrl die saumfreien Designs mit „hohem Tragekomfort“.

2015 hatte Gölles das Unternehmen mit einer Kollegin gegründet. Namensgeberinnen des Labels, das den Löwen Schwierigkeiten bei der Aussprache bereitet, waren die Großmütter der beiden Frauen. Gölles Großmutter habe ihr beigebracht, an ihre Träume zu glauben.

Thelen ist begeistert von dem Signal, das die Gründerin mit ihrem Produkt senden möchte. Jedoch passe das Produkt nicht zu ihm. Auch Dümmel glaubt nicht daran, dass sich mit Bademoden das große Geld verdienen lässt. Und Kofler meldet seine „Kapitulation vor dem Bikinibusiness an“. Die Männer der Löwen-Runde sind also alle raus.

„Wenn ich in eines niemals investieren möchte, sind es Bademoden“, gibt Judith Williams klar zu verstehen. Ihr gefällt die Meeresplastik-Idee, den Bademodenmarkt schätzt sie aber als sehr schwierig ein. In ein Konzept mit nachhaltiger Alltagskleidung würde sie investieren – so ist sie „schweren Herzens raus“.

Bleibt nur noch eine Löwin: Dagmar Wöhrl. Sie fühlt sich dem Meeresplastik-Thema sehr verbunden. Sie engagiere sich in den letzten Jahren für saubere Ozeane. Und auch sie sei „ein Oma-Kind“. Gölles hat die Sympathien auf ihrer Seite. Das Angebot der Löwin: 120.000 Euro für 25 Prozent. Gölles schlägt ein und nimmt den Deal an.

„Schmeckt wie gepresstes Kartoffelpürree“

Kein unbekanntes Gesicht für die Löwen ist Jörn Gutowski (43). Mit seiner Idee „Try Foods“ stand er bereits schon einmal vor den Investoren und machte einen Deal mit Frank Thelen, der im Nachhinein aber platzte. Zu verschieden waren die Pläne, wie es mit dem Produkt weiter gehen sollte. Das soll jetzt anders werden. Mit Hauptgründer und Koch Zeevi Chaimovitch (38) hat er nun ein Produkt mitgebracht, das wunderbar zu den Bedürfnissen der Löwen passen soll. Für eine Investition von 150.000 Euro, wollen die Gründer 12 Prozent der „Kofu“-Anteile an die Löwen abgeben.

„Schmeckt wie gepresstes Kartoffelpürree“, fachsimpelt Williams. „Und so knusprig, sehr, sehr lecker“, begeistert sich Nils Glagau für den auf Kichererbsen basierenden Tofu. Kofu sei deutlich kalorienärmer als handelsüblicher Tofu aus Soyabohnen. Hinzu käme auch, dass Kichererbsen im Gegensatz zu Soyabohnen keine negativen Auswirkungen auf den Hormonhaushalt der Frauen hätte. Kofu sei ein ehrliches und transparentes Produkt, so Gutowski. Es besteht nur aus vier Zutaten: Kichererbsen, Wasser, Salz und Gewürzen. 10.000 Stück haben die Gründer in nur einem Monat bereits verkauft.

Die Produktionskosten seien mit 1,38 Euro pro Stück noch recht hoch. Sie wollen nun den Kochvorgang automatisieren und so die Kosten senken. Sie hätten das große Glück, dass der Produzent mit in ihrem Boot säße, sagt DHDL-Wiederkehrer Gutowski. Dieser Satz wird ihm nun zum Verhängnis.

„Eigentlich wollte ich jetzt gerade investieren, aber ich kann es nicht“, gibt Thelen offen zu bedenken. Zuvor wirkte er sehr begeistert von dem Produkt und der Weiterentwicklung des Gründers. Er habe nun ein skalierbares Produkt, dass sich wunderbar für eine Investition anbiete. „Die Firma ist unverkaufbar und unfinanzierbar“. Thelen habe ein Problem damit, dass der Produzent Anteilseigner des Unternehmens ist. Damit gerate man in einen Interessenskonflikt. Unter diesen Bedingungen könne er kein Angebot machen.

Auch die anderen Löwen haben ähnliche Bedenken. „Mir schmeckt das“, gibt Maschmeyer zu, die Zusammensetzung der Gründer allerdings scheinbar nicht. Einzig Williams scheint sich dran nicht sonderlich zu stören. Sie wünscht sich aber ein Produkt, dass nicht in die Kühltheke muss. Das sei derzeit nicht möglich, geben die Gründer zu verstehen. Dann sei sie raus, so Williams.

„Wertvolles Update für den Schuh“

„Wir laufen in unserem Leben ein bis zweimal um die Welt“. Das Produkt der Brüder Werner (65) und Peter Mucha (63) helfe jedem, der einen Schuh trägt. „Fleximed“, eine hauchdünne Einlage aus Stahl und Gummi, soll für mehr Stabilität und weniger Schmerzen beim Gehen sorgen – die Belastung soll sich gleichmäßiger auf den Fuß verteilen.

Nils Glagau erklärt sich als Versuchsobjekt bereit. Es zeigt sich, die Einlagen haben tatsächlich einen Einfluss auf den Gang. 140.000 Euro wollen die beiden Gründer für 20 Prozent ihrer Anteile. Bessere Durchblutung, weniger Müdigkeit, kürzere Erholungsphasen: die Gründer nennen einige Verkaufsargumente. „Man steht stabiler als vorher“, bestätigt Dagmar Wöhrl, die die Einlagen in ihren High Heels testet.

5.000 Sohlen hätten die Brüder bereits verkauft. „Erfolg sieht für mich anders aus“, gibt Nils Glagau zu bedenken und steigt aus. Auch Maschmayer und Wöhrl sehen Probleme im Vertrieb, insbesondere wegen der Erklärungsbedürftigkeit des Produktes. Sie machen beide kein Angebot.

„Ich sympathisiere mit ihnen“, so Kofler „und würde es gerne mit ihnen machen“. Sein Angebot: 140.000 Euro für ein Drittel der Anteile. Auch Dümmel hat „Bock“ auf einen Deal mit den beiden Gründern. Sein Angebot ist das gleiche. Er möchte im Gegensatz zu Kofler stärker auf das Offline-Marketing setzen.

Die Gründer beraten sich und machen ein neues Angebot: Sie würden es gerne zu viert versuchen und bieten 49 Prozent ihrer Anteile. Dümmel überlegt. „Ich würde es gerne alleine machen“, macht Kofler deutlich und bleibt bei seinem Ausgangsangebot. Unter diesen Umständen entscheiden sich die beiden Gründer für Dümmel als neuen Investor für Flexmed.

Ratlosigkeit über ein sinnfreies Fußball-Produkt

Die „Queen of Fries“ mit Guacamole und Aioli

Peter Kenning aus Bolivien ist seit 12 Jahren in Deutschland. Er erzählt seine Geschichte von dem kleinen Peter, der immer schnell zum Esstisch rannte, wenn seine Oma sein Lieblingsessen machte – Pommes aus der südamerikanischen Maniok-Wurzel, der Yuca. Sein Produkt nennt er demnach „Yuca Loca, Queen of Fries“.

Zwar sind die Maniok-Pommes kalorienärmer als Süßkartoffel- und Kartoffelfritten. Dennoch sehen die Löwen große Wettbewerbsnachteile: Die Maniok-Masse ist nicht regional, sondern wird aus Südamerika. Außerdem halten alle die Deutschen für unflexibel: Sie blieben mit Sicherheit bei der Kartoffelfritte. Die Löwen loben Peters One-Man-Show, aber niemand erklärt sich bereit, die gewünschten 90.000 Euro für 20 Prozent der Firmenanteile zu investieren. Das Produkt habe „keine besondere Aufmerksamkeit verdient“.

„Innovativ und erleichtert das Leben von uns Frauen“

Wie kommen Magnete, Carsten Maschmeyer mit einer Wimpernzange und ein Elektromechaniker zusammen? Durch „CB.Lash“. Barbara, gelernte Frisörin und Perückenmacherin, und Christian Steiner, Elektromechaniker aus Österreich, hätten gerne 200.000 Euro und bieten dafür 20 Prozent ihres Unternehmens. Dieses stellen sie mit dem schönen Satz „bei uns dreht sich alles um das Klimpern der Wimpern“ vor.

In der ab 100 Euro erhältlichen Box befindet sich ein Eyeliner mit einer magnetischen Substanz. Diesen trägt man ganz normal auf, lässt ihn kurz antrocknen und bringt die Wimpern an – die mittels Magnete am Eyeliner haften bleiben. Darauf hat das Ehepaar aus Österreich ein Patent. Judith Williams ist begeistert von dem Produkt. Sie probiert den Eyeliner inklusive Wimpern selbst auf ihrem Handrücken aus. Während Williams höchst professionell agiert, hält Carsten Maschmeyer Wimpernzange und -bürste relativ ratlos in der Hand. In ihrer Begeisterung bietet Williams den Gründern von „CB.Lash“ eine halbe Million an – allerdings für eine gerechte Partnerschaft von 50 Prozent. Die beiden willigen ein.

„Fußball ist zu wichtig, man will einen Profi“

Wollten Sie auch schon immer mal ihren Freunden und Unbekannten aus dem Internet dabei zuhören, wie sie ein Fußballspiel kommentieren? Vermutlich nicht. Das sehen Gisbert und Bendix anders: Sie stehen hinter der App „Commentaro“. In dieser App befinden sich eineinhalbminütige Clips – mehrere mit Schreibfehlern im Titel – mit Highlights von Fußballspielen, die ein jeder auswählen und kommentieren kann. Hinter der Idee steht das allzu bekannte Ärgernis über Kommentatoren von Fußballspielen, die den natürlich völlig objektiven Fußballfans zu parteiisch, zu unwissend, zu wenig emotional oder zu emotional sind.

Bei solchen Spielen, sagt Gisbert, kann man eigentlich nur den Ton ausschalten. Oder man lädt sich die App „Commentaro“ runter und legt die Tonspur der App auf das laufende Spiel, sodass man nicht mehr ansprechbar ist und auch nicht leiser gestellt werden kann. Die Freunde, mit denen man das Spiel schaut, finden das sicherlich toll. Nicht ganz klar wird, weshalb man, um das Spiel selber kommentieren zu können, die App benötigt. Man könnte doch einfach den Ton des Fernsehers ausschalten.

Die Löwen zeigen sich skeptisch von der Idee. Nils Glagau befürchtet, dass Fußball für die meisten eine zu wichtige Sache sei und dass die Zuschauer einen Kommentator wollen, der weiß, wovon er redet. Er ist raus, und auch kein anderer Löwe möchte investieren. Das Beeindruckendste an dem Pitch zu „Commentario“: sicherlich das Hackentor, welches im Beispielclip gezeigt wurde.

Diesen Blumentopf will man gewinnen

Mit dem Sprichwort „damit kannst du nicht mal einen Blumentopf gewinnen“ hat das Produkt von Ingenieur Georg Pröpper nichts zu tun. Es handelt sich um einen Blumentopf für Menschen, die ihre Hauspflanzen immer wieder versehentlich umbringen. Laut eigener Untersuchung hatten 60 von 60 Menschen bereits dieses Problem, berichtet Pröpper, und auch vier der fünf Löwen hatten bereits tote Pflanzen zu beklagen. Mit „Lazy Leaf“ soll der oft verfrühte Tod unschuldiger Zimmerpflanzen nun verhindert werden.

Es handelt sich um einen Blumentopf, der seine Pflanze selber gießt. Es ist ein hübscher weißer Übertopf, der Lichtsensoren, einen Akku und ein Erinnerungssystem in sich versteckt. Dagmar Wöhrl lobt das Design. Per Touch wird auf einer Skala eingestellt, wie viel Wasser die Pflanze benötigt. Das Einzige, was der Pflanzenliebhaber noch tun muss, ist Wasser hineinzufüllen und gelegentlich den Akku mittels Handyladegerät aufzuladen. Alle Löwen zeigen sich begeistert von dem sympathischen Jungunternehmer, der 60.000 Euro ansparte und diese komplett in sein Start-up steckte. Ralf Dümmel schlägt als erster zu und bietet den Deal an, den Georg Pröpper sich erhofft hatte – 150.000 Euro für 20 Prozent des Unternehmens. Er zögert kaum, sagt, dass Dümmel sogar sein „Wunschlöwe“ war, und die beiden umarmen sich erfreut.

Georg Kofler schimpft über eine „stratosphärische Bewertung“ für simples Katzen-Produkt

Christof Baum (26) aus Freiburg im Breisgau hat eine Vision: Er möchte Frauen ermöglichen, High Heels zu genießen, ohne zu leiden – den Schuh für die Frau revolutionieren. Schmerzende Füße nach einer durchtanzten Partynacht sollen der Vergangenheit angehören.

Mit seinem Vater, einem Orthopäden, entwickelt der ehemalige Schuhverkäufer mit BWL-Abschluss einen ergonomischen Schuh. Sogar ein Schuhtechnik-Studium hat der 26-Jährige dafür absolviert. Sein Wunsch an die Löwen: 200.000 Euro für 15 % Firmenanteile. Denn: Ohne das Geld der Löwen wird es die „Maison Baum“ in einem halben Jahr nicht mehr geben, so Baum.

Erhöhungen im Fußbett, die wie Sitzkissen wirken, halten den Fuß mechanisch zurück. Gleichmäßige Gewichtsverteilung und stabile Rutschfestigkeit soll der Schuh für 265 Euro garantieren. „Man fühlt sich wie gebettet, man hat das Gefühl, man hätte mehr Schuh an“, gibt Löwin Dagmar Wöhrl beim Probelaufen auf den 10 cm-Heels begeistert zu.

Seit zwei Wochen sind die Schuhe auf dem Markt – 55.000 Euro Umsatz hat der Gründer schon gemacht. „Beeindruckend“, finden die Löwen. Trotzdem ist das Metier den Löwen zu heiß. „Schuster, bleib bei deinen Leisten“, begründet Frank Thelen seinen Rückzug. Zu viel Risiko sehen Wöhrl und Williams auch nach einer kurzen Besprechung. Verschiedene Größen, abwechslungsreiches Design: „Ihnen werden 200.000 Euro nicht reichen“, so Wöhrl. „Es hat mich nicht gepackt, wie es mich hätte packen sollen,“ begründet Williams ihre Entscheidung. Keiner der Löwen macht ein Angebot.

„Hund, Ehefrau, Kinder und Thailand“ – alles gerade an die Wand bringen

„Da muss doch schonmal jemand drauf gekommen sein, das ist doch trivial“, empört sich Frank Thelen nach der Produktvorstellung von Flexylot. Alexander Schophoff (42), ein Galerist aus Hamburg, stellt ein – wie er sagt – „revolutionäres Bildaufhängungssystem“ vor. Mit einer Schraube und kleinen Handgriffen lassen sich Bilder an der Wand in kürzester Zeit neu justieren. 

Ein Produkt für einen großen Markt: „Jeder der Bilder kauft, umzieht, renoviert, Hotels, Galerien, Einzelhandelsläden, in den USA und China“ – eigentlich braucht jeder sein Produkt, so Schophoff. Sein Angebot: 125.000 Euro für 25,1 % Anteil an dem Unternehmen Flexylot.

Frank Thelen hält es nicht mehr auf dem Stuhl. „Ich habe noch nie ein Bild aufgehangen“, verkündet er, als er vor dem schiefen Bild steht, dass es gerade zu rücken gilt. „Stimmt, sie haben wirklich keine Ahnung“, bemerkt Schophoff, als er Thelens unsicheren Umgang mit dem Werkzeug bemerkt.

12,95 Euro für ein Dreierset der Standardgröße soll man zukünftig für das recht simpel wirkende Bildaufhängungssystem im Handel zahlen. Im Verkauf ist es noch nicht, ein Patent ist angemeldet.

„Du bist eine richtig coole Socke“, findet Carsten Maschmeyer. Trotzdem macht er kein Angebot. „Bist du spontan?“, fragt Ralf Dümmel den Gründer. „Ich bin der richtige Löwe für dich“. Er bietet 125.000 Euro für 30 % der Firmenanteile. Schophoff muss nur kurz überlegen – „Deal“.

„Ein System verändern, dass verändert werden muss“

„Wir werden gleich einen Roboter sehen“, prognostiziert Frank Thelen, als er auf das leere Krankenbett und die Aufschrift „curassist“ vor sich auf der Präsentationsfläche blickt. Der gelernte Krankenpfleger Thomas Müller (44) aus Koblenz bringt aber eine andere Idee mit in die Höhle der Löwen.

Besonders beeindruckend: die Geschichte des 44-Jährigen, finden die Löwen. Mit 21 gründete er ein IT Startup, mit 28 erkrankte er an Krebs und lernte das Pflegepersonal, das ihm in dieser schweren Zeit zur Seite stand mehr und mehr schätzen. Aus diesem Grund absolvierte er in diesem Bereich eine Ausbildung und arbeitete 14 Jahre im Pflegeberuf. „Wissen Sie, dass Pflegekräfte 12 Tage durcharbeiten, um dann zwei Tage frei zu haben, in denen sie aber höchstwahrscheinlich einspringen müssen?“, fragt der Gründer die Löwen. 400.000 Pflegekräfte hätten der Branche bereits den Rücken gekehrt. Das möchte Thomas Müller mit seiner Erfindung ändern.

Die App Curassist soll den Bürokratieaufwand für selbstständige Pflegekräfte deutlich erleichtern. Statt 12 Monate auf die Bearbeitung eines Antrages zu warten, soll das Ganze mit Curassist nur einen Monat dauern. Pflegekräfte mit Kindern oder anderen Verpflichtungen könnten so viel flexibler in den Beruf zurückkehren. „Helfen Sie mir, ein System zu verändern, dass verändert werden muss“, appelliert der Gründer an die Löwen. Er fordert 500.000 Euro für 15 % der Firmenanteile.

550 Pflegekräfte hätten sich bereits in seinem Portal registriert. Sie zahlen eine monatliche Gebühr von 8,90 Euro. Im Monat macht das Unternehmen bisher einen Umsatz von gerade einmal 1000 Euro. Mit „nicht mein Markt“, zieht sich Frank Thelen aus den Verhandlungen zurück. Dagmar Wöhrl und Carsten Maschmeyer halten sich hingegen für genau die richtigen Investoren. „Aus Überzeugung und von Herzen“ machen die beiden dem Gründer ein gemeinsames Angebot: 500.000 Euro für 2 mal 15 % Firmenanteile.

„Ich muss ganz kurz nachdenken, ob ich nachdenken muss“, dreht sich Thomas Müller im Kreis und überlegt. „Okay, ist in Ordnung“, willigt er schließlich in das Angebot der beiden Löwen ein. Die beiden haben „nicht nur Geld investiert, sie verstehen, was ich will“, freut sich der Gründer am Ende.

Die Rettung für Katzenliebhaber?

„Das ist eine Beleidigung unserer Kompetenz“, eine „stratosphärische Bewertung“, ärgert sich Georg Kofler über das Angebot der drei Gründer aus der Schweiz. 750.000 Euro für 10 % Firmenanteile am Unternehmen „PetTracer“ wollen Alan Ellenberger (35), Claudio Gloor und Reto Büchel heraushandeln.

PetTracer: Ein Katzenhalsband, das die Technologien GPS und Peilsender kombiniert. Der stromsparende Akku soll im Gegensatz zu vielen anderen Produkten auf dem Markt bis zu vier Wochen halten. Dieses Produkt hat einen stolzen Preis: Rund 175 Euro kostet das Produkt im Handel, sechs bis neun Euro im Monat die passende App dazu.

700 Kunden konnte das Unternehmen im letzten Jahr für sich gewinnen – 52.000 Euro Umsatz. „Eine schwache Vertriebsleistung“, findet Carsten Maschmeyer. Er ist raus. Auch die anderen Löwen kann das Produkt nicht überzeugen: zu teuer, zu wenig Innovation und zu viel Konkurrenz. Die drei Schweizer fahren ohne Angebot wieder nach Hause.

„Die gewöhnliche Hantel wird Vergangenheit

Der Jurist und Personal Trainer Christian Polenz (47) hat „alles auf eine Karte gesetzt“. Er will mit YAB eine ergonomische Hantel mit dazugehörigem Fitnessprogramm auf den Markt bringen. „Von Materialkunde hatte ich zunächst gar keine Ahnung“, gibt er zu. Umso mehr Arbeit steckt nun in seinem Produkt.

Durch die verschiedenen Hebel vereint die geschwungene Hantel für 39 Euro in der leichtesten Variante quasi unterschiedliche Gewichtsklassen. Zusätzlich kann sie bei Übungen beispielsweise am Fuß befestigt werden. Polenz' Angebot an die Löwen: 150.00 Euro für 15 % der Anteile.

Der Gründer ruft zur YAB-Fitness-Stunde auf. Nicht alle machen dabei eine gute Figur. Williams fragt sich anschließend: „Gibt es ein Trainingsprogramm, eine App, Videos bei Youtube, die mich beim Training unterstützen?“. „Dreimal ja“, antwortet der Gründer stolz. Auch eine eintägige Ausbildung für Trainer in Fitnessstudios für 169 Euro soll es geben.

„Sie haben meine Probleme gelöst“, gibt Williams offen zu. Trotzdem macht sie kein Angebot. Das sei nicht ihre Branche. Kofler und Glagau wollen dagegen ins Geschäft kommen. Sie machen dem Gründer beide das gleiche Angebot: 150.000 für 20 % der Anteile. Polenz macht ein Gegenangebot: Er möchte für die 20 % zusätzliches Working Capital von 100.00 Euro haben. Glagau bleibt bei seinem Angebot, Kofler erhöht: 200.00 Euro für 25 %. Polenz schlägt ein.

Carsten Maschmeyer beschimpft Gründer: „Das Produkt ist im Eimer!“

„Wenn Ihre Software-Firma so gut läuft, weshalb brauchen Sie dann einen Investor? Sie wollen keinen! Sie kämpfen nicht richtig! Sie wollen nur Werbezeit“, stampfte Dagmar Wöhrl die Gründer der App „Wilhelm Grill“ in Grund und Boden. Georg Kofler ist ebenfalls aus Matthias und Michaels Idee raus, denn Grillen ist für ihn Entspannung und sollte nicht modernisiert werden. Aber was stellten die beiden vor?

Matthias – hat eine „erfolgreiche“ Softwarefirma, wie er sagt – und Michael – bis zur Entwicklung der App im Musikbusiness tätig – entwickelten die App „Wilhelm Grill“, die das Grillen revolutionieren und „einfacher, entspannter und smarter“ machen soll. Das Logo zeigt einen gezeichneten Schmied, der aus Sicht von Carsten Maschmeyer aber auch ein Trommler sein könnte.

Per App soll ersichtlich sein, wie viel Grad der Grill und das Fleisch haben. Man kann eine Zieltemperatur eingeben und der Grill hebt und senkt das Glutbett. Michael braucht drei Anläufe, um den „Löwen“ das mitzuteilen. Die beiden haben bereits eine halbe Million Euro in die Entwicklung der App und des damit steuerbaren Grills gesteckt. Die Gründer wollen in der Löwenhöhle weitere 600.000 Euro einwerben.

Klar ersichtlich, was das Ganze soll, wird nicht, da man das Fleisch nach wie vor selbst auf den Grill (Preis: 5000 Euro) legen und es wenden muss; auch das Fleischthermometer müssen Grill-Enthusiasten von Hand in das Grillgut schieben.

Frank Thelen findet zwar das Design der App und des Grills „toll“, aber letztendlich erklärt sich keiner der „Löwen“ bereit, in die Geschäftsidee zu investieren.

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„ROSTdelete“: Oldtimer in der „Höhle der Löwen“

Für das Anti-Rostmittel zeigt sich in der Gründershow eine klare Vier gegen Einen-Situation. Frank Thelen – „Wenn das Produkt wirklich so gut ist, würde es gekauft werden“ –, Nils Glagau – „Wenn das Produkt funktioniert, kann es nicht sein, dass kein Gewinn erzielt wird. Rost ist nicht das Thema der Zukunft“ –, Carsten Maschmeyer – „Das Produkt ist im Eimer, Sie kommen nicht aus dem Quark“ – und Judith Williams – „Sie können kein Marketing und keinen Vertrieb“ – machen „ROSTdelete“ und seinen Erfinder durch die Bank nieder.

Nicht so Ralf Dümmel: „Ich finde das toll! Das gehört überall hin, Sie haben da etwas ganz Großes. Ich investiere.“

Dümmel sieht euphorisch das Potenzial in dem Anti-Rost-Mittel von Robert  und dessen Sohn Frank. Alle anderen halten aus verschiedensten Gründen nichts davon. 

Robert – seit 39 Jahren selbständiger Fachmann für das Aufarbeiten alter Möbel – stellt sich vor und stößt auf eher fragende Blicke und hochgezogene Augenbrauen. Die „Löwen“ scheinen nicht besonders begeistert vom Thema Rost.

Robert beginnt den Pitch mit dem etwas holprigen Slogan: „Nutzen ROSTdelete, dann fliegt der Rost“ und schaut die Jurymitglieder glücklich an. Die Kamera schwenkt auf Ralf Dümmel, der erfreut grinst. Er testet das Mittel sogar selber an Roberts und Franks eigens mitgebrachten, völlig verrosteten Oldtimer.

Dümmel greift begeistert nach der Kelle, mit der das Mittel aufgetragen wird, und streicht einen rostigen Teil des Oldtimers ein und lässt sich alles – nochmals – erklären, während Judith Williams Frank Thelen zuraunt, dass Ralf das Unternehmen sicherlich unterstützen wird, da es „eindeutig ein Ralf-Produkt“ sei.

Dieser vergewissert sich noch einmal, ob das Produkt wirklich überall anwendbar ist: „Haushalt, alles, überall da, wo Rost auf Metall ist?“

Recht hat sie gehabt, und so verlassen Robert und Sohn Frank beglückt mit einem frischen Sponsorenvertrag die „Höhle der Löwen“.

Frank Thelen: „Ich habe einen Rucksackfetisch“

199 Euro für einen Rucksack mit zehn Sportgeräten? Nein, finden die „Löwen“. Selbst die sportbegeisterte Judith Williams („Ich liebe Sport!“) möchte nicht in „Pakama“ investieren. Aber der Reihe nach.

Maja und Patrick haben sich Gedanken darüber gemacht, was mit Menschen ist, die viel reisen und die nicht permanent ein Fitnessstudio ums Eck oder aufgrund von Kindern einfach keine Zeit für Ausdauer-Sport haben. In Majas Fall stehen der Beruf als „Architektin, kreative Designerin und Illustratorin“ sowie „zwei fast schon jugendliche Söhne“ zwischen ihr und dem Sport. Ihr Alltag sei „eh schon total verrückt“, wie sie in leierndem Ton erzählt. 

In dem eigens entwickelten schwarzen Rucksack befinden sich normale Sportgeräte wie ein Springseil, eine Yogamatte, eine zusammenschraubbare Langhantel und weitere handelsübliche Sportartikel. In den 199 Euro – Startpreis für einen Monat! – inbegriffen ist die passende App, mit der man in kurzen Videos Übungen zu den Geräten findet. Man kann dabei eingeben, was das persönliche Ziel ist, zum Beispiel Gewichtsreduktion oder Muskelaufbau. 

Ein Highlight ist der vier-Minuten-Workout, falls es mal ganz schnell gehen muss; danach habe man einen Komplettkörper-Training gemacht – was Frank Thelen zum Prusten bringt. Maja schwingt sich sogleich auf den Boden, um den „quick-and-dirty“-Workout vorzumachen. Davon inspiriert greift Carsten Maschmeyer später selbst höchstpersönlich zur Hantelstange. 

Helfen tut es alles nichts, niemand möchte investieren. Alle Produkte in dem Rucksack gibt es bereits. Nichts lässt sich patentieren. Der Markt ist zu groß, die Konkurrenz überwältigend.  

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