„Hart aber Fair“ zu BrexitUnternehmensberater sorgt für Erregung in einer Männerrunde

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Hart aber fair Runde Brexit 2

Die „Brexit-Runde“ bei Frank Plasberg

  • „Briten weg, wir noch da: Wie muss Europa dann besser werden?“ fragte Frank Plasberg am Montagabend.
  • Zu Gast waren Armin Laschet (CDU), Daniel Stelter (Volkswirtschaftler), Rolf-Dieter Krause (ARD-Journalist), Evelyne Gebhardt (SPD) und Lutz Trümper (Magdeburger OB).

Die Briten wollen raus aus der Europäischen Union, in Frankreich kriselt es gewaltig und in zahlreichen EU-Ländern regieren Nationalisten. Ist die europäische Idee überhaupt noch zu retten? Und wenn ja, von wem? Darüber diskutierte Frank Plasberg mit seinen Gästen.

Wer durfte mitreden?

Armin Laschet

Der NRW-Landesvater ist überzeugter Europäer und konnte seinen Landeskindern an den Bildschirmen eingangs sogar den überwunden geglaubten Nordirland-Konflikt erklären. Er findet es gut, dass viele Beamte gar nicht mehr wissen, wie man eigentlich ein Passformular ausfüllt. Geradezu leidenschaftlich verteidigte er die innereuropäische Freizügigkeit. Außerdem hoffte er, dass es bei der nächsten Europawahl endlich mal um Europa geht. Blieb landesväterlich bis zum Schluss.

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Daniel Stelter

Der Volkswirtschaftler hat Bücher mit so anheimelnden Titel wie „Die Billionen-Schuldenbombe“ und „Eiszeit in der Weltwirtschaft“ geschrieben, die weltweite Schuldenpolitik vergleicht er mit einer (Selbst-)Betrugsmasche, die über kurz oder lang in sich zusammenfällt. Auch bei Plasberg übernahm er bereitwillig die Rolle der Kassandra und gefiel sich vielleicht etwas zu sehr darin. Stelter gratulierte den Briten dazu, sich rechtzeitig von der schwachen EU zu lösen, und fand, dass sich Deutschland viel stärker um die Briten hätte bemühen müssen. Leider hätten wir uns stattdessen „vor den europäischen Karren spannen lassen“. Sagte einen Satz, der haften blieb: „Wir können das politisch diskutieren, also über Quatsch reden.“

Rolf-Dieter Krause

Der ehemalige ARD-Korrespondent in Brüssel plädierte für eine Schrumpfkur, an deren Ende nur noch diejenigen in der EU mitmachen, die davon auch wirklich überzeugt sind. Oder anders gesagt: Wer nicht spurt, fliegt. Hätte dieses Prinzip vielleicht auch ganz gerne auf seinen Sitznachbarn Daniel Stelter angewandt, ließ sich dieses Ansinnen aber nicht anmerken. Außerdem überraschte er mit der Nachricht, dass sich die ultrarechten Parteien in Europa besonders gerne von Putin finanzieren lassen. Am Horizont sieht er eine politische Entscheidungsschlacht heraufziehen: „Kann sich Europa behaupten, wenn die USA, China und Russland die Welt unter sich aufteilen?“

Evelyne Gebhardt

Als Vizepräsidentin des EU-Parlaments ist die SPD-Politikerin schon aus Selbsterhaltungstrieb eine Verfechterin europäischer Ideen. Tat dann auch genau das, was man von ihr erwarten konnte. Vielleicht wurde sie deswegen von Plasberg eher sporadisch in die Diskussion eingebunden. In der Männerrunde wirkte sie letztlich wie die mehr geduldete als geschätzte Quotenfrau.

Lutz Trümper

Der Oberbürgermeister von Magdeburg war lange in der SPD, trat wegen der Flüchtlingspolitik der Großen Koalition aber 2017 aus der Partei aus. Er hat also schon viel erlebt und zuckte deshalb vermutlich auch mit keiner Wimper, als ihn Plasberg als „Mensch aus Ostdeutschland“ ansprach. Trümper findet die EU eigentlich toll, als Friedensgarantie und weil sie Geld ins Land bringt. Auch die Freizügigkeit ist für ihn im Prinzip kein Thema mehr: „Wir sind heute froh, wenn die Rumänen und Bulgaren kommen, weil es keine deutschen Bauarbeiter mehr gibt.“ Aber die kriminellen schwarzen Schafe, die von Sozialbetrug leben, verderben für ihn „das Geschäft“.

Was machte Plasberg?

War als Stelter-Dompteur überfordert, strengte sich dabei aber auch nicht sonderlich an. Hätte Evelyne Gebhardt ruhig häufiger mal ausreden lassen können. Außerdem würden mehr Frauen der Diskussionskultur seiner Sendung generell guttun. Wo war eigentlich Katarina Barley?

Wie hoch war der Erregungsfaktor?

Mit Daniel Stelter lässt sich gut streiten, war die allgemeine Meinung in der Runde. Vor allem Armin Laschet musste an sich halten, wann immer der Unternehmensberater sprach. Aber es blieb halbwegs zivil. Auch Krause entschuldigte sich dafür, als er Stelter für einen „dummen Ausdruck“ schalt. Am Ende hatten sich dann alle wieder lieb.

Was haben wir gelernt?

Sprechen Politiker und Ökonomen eigentlich dieselbe Sprache? Jedenfalls schienen sich Daniel Stelter und Armin Laschet partout nicht zu verstehen. Auch eine andere Frage muss vertagt werden: Sind die Brexit-Briten nun besonders schlau oder besonders dumm? Dafür wissen wir nun, wie man kriminellen Banden, die massenhaft Sozialbetrug begehen, das Handwerk legt: mit erfindungsreichen Duisburger Dezernentinnen.

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