„Hart aber fair“ zur GroKoFraktionschefs ergehen sich in PR-Phrasen und Klischees

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Die Runde bei „Hart aber fair“

  • „Wähler, hört die Signale: Sind SPD und GroKo noch zu retten?“, fragte Frank Plasberg am Montagabend.
  • Zu Gast waren Lars Klingbeil (SPD-Generalsekretär), Ralph Brinkhaus (Unions-Fraktionschef), Eva Quadbeck („Rheinische Post“), Katrin Göring-Eckardt (Grünen-Fraktionschefin) und Peter Zudeick (Korrespondent und Autor).

Wenn man Moderator Frank Plasberg glaubt, dann steht im Willy-Brandt-Haus in Berlin eine Zaubermaschine: Wer die Bundeszentrale der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands betritt, kommt wohl nicht mehr so heraus, wie er hineingekommen ist. Vor der Wahl der neuen SPD-Spitze Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken hatten selbige noch betont, die SPD aus der GroKo hinausführen zu wollen – nach ihrer Wahl wollen die Sozialdemokraten plötzlich doch wieder Kompromisse eingehen.

Die SPD – ein ewiger Schattenboxer der CDU? Ein Stigma, das am Montagabend bei „Hart aber fair“ jedenfalls nicht widerlegt werden kann. Eher ist auf der Verpackung des riesigen GroKo-Pakets, von dem niemand in der Plasberg-Runde den Inhalt wirklich zu kennen vermag, noch eine weitere Schleife zu den ohnehin unzähligen Verzierungen hinzugekommen.

„Raus aus dem permanenten Krisenmodus“

„Niemand kann nach dem Parteitag der SPD sagen, er oder sie wüsste nicht, wo die Partei steht“, sagt Lars Klingbeil, „wir müssen raus aus diesem permanenten Krisenmodus des vergangenen Jahres.“ Dass der SPD-Generalsekretär sich versöhnlich und kritikfähig zeigt, mag ihn zumindest in den ersten Minuten bei Plasberg ehren. Im weiteren Verlauf der Sendung – vor allem, nachdem sich Ralph Brinkhaus (CDU) in die Diskussion mischt und oftmals väterlich für beide Parteien das Wort ergreift – wird aber klar: Klingbeil scheint sich gleich zu Beginn an den sprichwörtlichen rettenden Strohhalm oder vielmehr das Salbei-Bonbon während eines Hustenanfalls geklammert zu haben.

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Schade nur, dass Husten doch eigentlich besser abgehustet werden sollte. Zumindest für eine Stunde und 15 Minuten lang am Montagabend, damit die GroKo-Erkältung nicht weiterhin im selben Stadium ausharrt.

Wie gut, dass Katrin Göring-Eckhardt (B'90/ Grüne) den Salbei buchstäblich gerochen hat. Und, zwar zunächst etwas zynisch, aber immerhin vor Plasberg zu erkennen scheint, dass Klingbeil und Brinkhaus lieber akute Pressearbeit für ihre Parteien betreiben, als sich der Kritik anzunehmen.

„Wir brauchen eine Regierung mit voller Kraft. Denn eine Regierung, die immer mit sich selbst beschäftigt ist, ist gleichbedeutend mit Stillstand“, sagt also Göring-Eckhardt und erntet damit immerhin dezent aufmunternden Applaus aus dem Publikum, wenngleich Brinkhaus das im Umkehrschluss mit eher traurigen Abwehrversuchen gegen die Grünen-Vorsitzende wettmacht: „Sie sind aber auch im Attacke-Modus“ und dann „Jetzt sind sie aber durcheinander“.

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Nun ja, Harmonie war in Plasbergs Sendekonzept eben bislang nicht vorgesehen. Dann eben weiter Parteiprogramm. „Wir sind sehr, sehr zufrieden“ scheint für Brinkhaus ein allheilend geglaubter Slogan für die geschädigten Seelen der CDU-Wähler zu Hause auf dem Sofa zu sein – kein Wunder, wenn die CDU ein solches Druckmittel gegen die SPD in der Hand hat, wie die eigentlich bereits beschlossene Grundrente. Die laut Annegret Kramp-Karrenbauer nur dann zum Gesetz werden soll, wenn die SPD in der GroKo bleibt.

Diskussion im Chaos

„Unter anderem deshalb wollen die Sozialdemokraten natürlich auf keinen Fall Schuld sein, dass die Große Koalition nicht mehr funktioniert“, übernimmt Journalistin Eva Quadbeck eine ihrer sachlichen Zusammenfassungen, die immerhin für ein wenig Ruhe in diesem klischeehaften Wortgefecht zwischen SPD, CDU und Grüne sorgen sollen. Sogar ein wenig politische Motivation hat die Journalistin im Gepäck: „Die GroKo hat wie bei der Grundrente ja schon bewiesen, dass sie regieren kann. Aber eben immer erst, wenn sie eigentlich schon am Abgrund steht.“ Einen Versuch war es wert, Frau Quadbeck.

Währenddessen müht sich Plasberg an seine Funktion zu erinnern: „Ich bin hier der Moderator“. Er unterbricht mit bedingt passenden Einspielern. Katrin Göring-Eckhardt schafft es wenigstens ein Mal, das Stichwort „Klimawandel“ in die Runde zu werfen. Und Peter Zudeick, politischer Korrespondent und Autor, versucht zwischen all dem Chaos einen Platz in der Diskussion zu finden – mit der Definition für Digitalisierung oder einer Lösung für schäbigen Journalismus. Der Montagabend bei „Hart aber fair“: In jeder Hinsicht eine One-(Wo)Man-Show. Immerhin eine Gemeinsamkeit zur GroKo.

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