Lit.Cologne-Chef Osnowski„Der Erfolg ist groß, der Erlös eher gering“

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Rainer Osnowski im Neven-Dumont-Haus.

Rainer Osnowski im Neven-Dumont-Haus.

Köln – Herr Osnowski, die lit.Cologne hat jedes Jahr einen sehr hohen Publikumszulauf. Das heißt doch wohl, dass jedes Jahr ein satter Gewinn gemacht wird. Oder?

Rainer Osnowski leitet zusammen mit Werner Köhler und Edmund Labonté die lit. Cologne. Das 14. Festival dauert vom 12. bis zum 22. März.

Das Festival wird unterstützt von den Hauptsponsoren Lanxess, Rheinenergie, Thalia und der Imhoff-Stiftung sowie u. a. von der Detecon, der Sparkasse KölnBonn und der DEG. Medienpartner ist der WDR. Zu den Partnern zählen außerdem u.a. der Kölner Stadt-Anzeiger, das Kölner Literaturhaus und die Bühnen der Stadt. (ksta)

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Rainer Osnowski: Was den satten Gewinn angeht, leider nein, aber erfolgreich sind wir allerdings schon! Wir gehören zu den ganz wenigen Kulturbetrieben im Land, die 60 bis 65 Prozent des Gesamtetats aus Eigenmitteln bestreiten können. Aber trotz der Riesenauslastung sind es eben nur diese 60 bis 65 Prozent. Der große Erfolg ist deswegen wichtig, weil wir dadurch interessant bleiben für Sponsoren und Stiftungen, die den Rest beisteuern müssen.

Woran liegt diese Diskrepanz zwischen Erfolg und Etat?

Osnowski: Wenn man sich zum Vergleich ein Comedy-Festival ansieht, dann liegen dort die Eintrittspeise im Durchschnitt bei 20 bis 30 Euro. Wir sind im Mittel eher bei netto zehn Euro, bedingt auch durch die niedrigen Eintrittspreise bei den Kinderveranstaltungen. Wir weisen zudem immer die Endpreise aus, das heißt, die Vorverkaufsgebühren sind bei uns bereits enthalten. Und das ist das Problem: Wir haben einen enormen Zuspruch, doch ist die Akzeptanz bei den Eintrittspreisen für Literatur eher übersichtlich.

Könnte man bei den Top-Veranstaltungen die Preise anheben?

Osnowski: Ich glaube tatsächlich, dass wir an der einen oder anderen Stelle zu defensiv sind. Da kommen wir noch immer von der Vorstellung der Literaturvermittlung her: Literaturveranstaltungen kosten nichts oder wenig. Aber da hat sich vieles verändert. Man schaue nur auf Autoren wie Jan Weiler oder Wladimir Kaminer, die mit ihren Lesungen große Tourneen veranstalten und deutlich höhere Preise nehmen als wir. Aber uns ist ganz wichtig, dass wir ein Festival bleiben, das im Prinzip für jeden zugänglich ist. So wird es immer preisgünstige Angebote geben.

Wie hat sich der Etat entwickelt?

Osnowski: Wir haben angefangen mit einem Etat von knapp 220000 Euro im Jahr 2001, im Jahr 2013 lagen wir bei 1,5 Millionen Euro.

Was kostet denn so ein Saal? Zum Beispiel der Tanzbrunnen?

Osnowski: Im Theater im Tanzbrunnen beläuft sich die Miete auf rund 5500 Euro. Dazu kommt die Technik – und schon ist man bei einfacher Ausstattung bei 6500 Euro. Zusätzlich muss man noch unsere Personalkosten, die Gemeinkosten und die Honorare für Autoren, Moderatoren und Schauspieler rechnen.

Allerdings gibt es auch Einnahmen.

Osnowski: Etwa 900 Leute passen in den Tanzbrunnen. Aber weil wir auch Karten an Sponsoren, Gäste und Medienvertreter geben, gehen nur etwa 800 Tickets in den freien Verkauf. Der Durchschnittserlös pro Karte liegt hier bei netto 12 Euro, sodass wir auf Einnahmen von 9600 Euro kommen. Bedenkt man die Ausgaben, kann man erkennen, dass der Erlös eher gering ausfällt. Allerdings ist uns auch die Atmosphäre wichtig – und den Tanzbrunnen lieben alle, weil das ein großer Raum ist, der aber eher intim wirkt. Auch die Kulturkirche, die für uns finanziell gar nicht so günstig ist, und der Musical-Dome leben von der Atmosphäre.

Sollten Autoren bei soviel Aufmerksamkeit ohne Honorar antreten?

Osnowski: Das ist in den meisten anderen Ländern tatsächlich so. Da steht in den Verträgen zwischen Autor und Verlag festgeschrieben, dass solche Lesungen zum Marketing dazugehören.

Wer war der bisher teuerste Autor?

Osnowski: Schwer zu sagen. Denn zum Honorar können ja auch noch Reisekosten kommen. Und wenn dann ein US-Autor wie Don Winslow sagt, er fliege nur Erster Klasse und bringe auch seine Frau mit, dann ist man schnell bei 30 000 Euro für die Reise. Also, die teuersten Autoren sind die, die wir dann doch nicht einladen.

Wie ist denn die Situation bei der lit.kid, dem Kinderprogramm der lit.Cologne?

Osnowski: Da ist es noch viel eklatanter. Denn da nehmen wir bei den Klassebuch-Lesungen nur einen Eintrittspreis von eher symbolischen zwei bis drei Euro. Das ergibt ein erhebliches Minus. Aber wir haben ja die wunderbare Imhoff-Stiftung, die dieses Kinder- und Jugendprogramm kräftig unterstützt. Anders wäre das nicht realisierbar. Die Imhoff-Stiftung ist seit zehn Jahren dabei – das ist an Treue kaum zu überbieten. Aber es gilt auch allgemein: Unsere Haupt-Sponsoren sind schon seit langem dabei. Die tun Gutes, und wir sprechen darüber.

Gutes tut auch die Stadt Köln für das Festival?

Osnowski: Die Stadt flankiert unsere Arbeit und stellt uns Plakatflächen zur Verfügung oder sorgt bei städtischen Räumen wie zum Beispiel der Philharmonie für günstigere Konditionen. Es ist eine angenehme Kooperation, wenngleich Festivals in Städten wie Berlin oder Hamburg, die nur einen Bruchteil an Besuchern, Erfolg und Aufmerksamkeit haben, eine regelmäßige Unterstützung im zum Teil hohen sechsstelligen Bereich erfahren. Da ist noch Luft...

Aber nicht deshalb planen Sie, im kommenden Jahr, beim 15. Mal, auch Veranstaltungen in Bonn anzubieten?

Osnowski: Das ist mit inhaltlichen Bezügen seit 2010 immer wieder im Gespräch und soll durchaus als Ausrufezeichen verstanden werden. Für 2015 haben wir uns die Umsetzung mit ein, zwei Veranstaltungen fest vorgenommen.

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