Köln – Die Welt ist ungerecht. Das wissen auch Polizeioberkommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff (Verena Altenberger) und ihr Team im neuen „Polizeiruf 110“. Während sie allesamt mit Geldsorgen zu kämpfen haben, müssen sie einen schmierigen Unternehmer überwachen, der im Verdacht steht, illegalen Insiderhandel an der Börse zu betreiben. Reich werden eben immer nur die anderen.

Doch dann können die Polizisten der Verlockung nicht widerstehen und nutzen ihr Wissen aus, um selbst ans große Geld zu kommen. Ein paar Aktien gekauft und im richtigen Moment wieder abgestoßen – und schon sind alle Sorgen vergessen. Wolfgang Maurer (überzeugend: Andreas Bittl) ist die treibende Kraft und die Kollegen können der Versuchung nicht widerstehen. Nur leider funktioniert das Spiel natürlich nicht.

Polizeiruf 110: Ermittlungen gegen die Kollegen

Die Börsenaufsicht setzt den Handel aus. Und Eyckhoff, die sich selbst nicht beteiligt hatte, muss im Rahmen einer internen Ermittlung gegen die Kollegen vorgehen. Der smarte Lukas Posse (schön undurchsichtig: Wolf Danny Homann) von der Börsenaufsicht, mit dem sie zusammenarbeiten muss, gefällt ihr zwar ganz gut. Doch wie soll sie sich verhalten, um ihre Kollegen nicht ans Messer zu liefern? Und langsam aber sicher laufen die Dinge zusehends aus dem Ruder.

„Die Lüge, die wir Zukunft nennen“ heißt der Fall angemessen verschwurbelt. Verantwortlich dafür zeichnen Drehbuchautor Günter Schütter und Regisseur Dominik Graf verantwortlich. Die beiden Grimme-Preisträger haben schon häufiger zusammengearbeitet. Etwa in den 90er Jahren beim Thriller „Die Sieger“ und bei den vielbeachteten Fernsehkrimis „Tatort – Frau Bu lacht“ und „Polizeiruf 110 – Der scharlachrote Engel“.

Auch ihre neue Zusammenarbeit ist kein klassischer Krimi. Einen Tatort begeht hier niemand. Zeitsprünge, hektische Bildfolgen, starke Dialoge. Die illegalen Börsengeschäfte sind dabei nur der Rahmen für wilde 90 Minuten über Gier und Kapitalismus, Liebe und Eifersucht, Freundschaft und Verrat. Zurücklehnen sollte man sich nicht, sonst verpasst man vielleicht etwas Wichtiges. Das alles ist laut, hektisch, anstrengend – aber nie langweilig. Man darf gespannt sein, wie es mit Ermittlerin Eyckhoff weitergeht.