So war der „Tatort“In dieser Schöner-Wohnen-Welt lauerte das Grauen

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Ivo Batic (Miroslav Nemec, l.) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) am Fundort der Leiche.

Sonntagabend, Tatort-Zeit. Wir haben den Fall für euch vorab geschaut, dies ist die Kritik.

Der Fall

Die Leiche des 13 Jahre alten Emil Kovacic (Ben Lehmann) wurde in der Isar gefunden. Am Abend zuvor war er bei seinem Freund Basti Schellenberg (Tim Offerhaus) zu Besuch gewesen. Danach verlor sich seine Spur. Die Auswertungen von Emils Mobilfunkdaten ergaben, dass er in der Nacht in der Nähe eines Parkplatzes war, auf dem sich Menschen treffen, um anonymen Sex zu haben.

Die Auflösung

Merkwürdig unbeteiligt wirkte Basti, Emils angeblich einziger Freund, während der Ermittlungen der Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl). Die Auflösung kam dennoch überraschend: Basti hatte Emil mit seinem Skateboard erschlagen. Seine Eltern hatten die Leiche entsorgt und die falsche Spur zu dem Parkplatz gelegt. Warum er seinen Freund getötet hatte? Diese Antwort blieb er schuldig. 

Die Bildgestaltung

Selten wirkte ein Krimi, der in der Welt gut situierter Familien spielt, trostloser als dieser. Kameramann Thomas W. Kiennast ließ die teuer eingerichteten Häuser der Kovacics und Schellenbergs seelenlos wirken. Zwar waren die Fassaden – wie auch die der Familien – perfekt, doch in dieser vermeintlichen Schöner-Wohnen-Welt lauerte das Grauen.

Für „Tatort“-Fans

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Auch am Tag gönnte er den Aufnahmen wenig Licht, nachts wirkte der Wald gespenstig. So verließ einen nie das Gefühl von Kälte und Einsamkeit, auch wenn die Familien um den Tisch saßen oder Geburtstag feierten.

Fazit

Als Zuschauer will man Antworten auf seine Fragen – doch das Drehbuch von Stefan Hafner und Thomas Weingartner verweigerte diese. Was in Basti vorging, warum er Emil tötete und warum seine Eltern so skrupellos diesen Mord vertuschten, blieb offen.

Dass die Eltern keinen Zugang zu ihrem wohlstandsverwahrlosten Sohn fanden, zeigte sich früh.  Aber erklärt das einen Mord? Erwachsene und Kinder wirkten in ihrem Unglück, in ihrer Unfähigkeit Empathie zu zeigen, hilflos, als könnten sie selbst nicht verstehen, warum ihr Leben nicht perfekt ist, wenn es doch nach außen genauso wirkt.

Der Titel des Krimis nimmt Bezug auf das Nachtgebet „Müde bin ich, geh zur Ruh”, das mit dem Vers „und die stille Welt besehn” endet. Stille gab es in diesen Familien allerdings mehr als genug. Hätten Sie mal besser offen und ehrlich miteinander gesprochen. Ein „Tatort” der vor allem durch seine starken Bilder überzeugte.

„Lass den Mond am Himmel stehn” (Regie: Christopher Schier) war ein würdiger Abschied der Krimi-Reihe in die Sommerpause. 

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