„Tatort“ aus KölnBallauf und Schenk ermitteln zwischen Drogensucht und Homophobie

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Freddy Schenk (Dietmar Bär, l) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, r) stehen an dem Ort, wo Kollegen in ihrer Dienststelle an den getöteten Beamten erinnern

Köln – Die Streifenpolizisten Frank Schneider und Melanie Sommer (Anna Brüggemann) werden wegen nächtlicher Ruhestörung zu einem leerstehenden Haus gerufen. Doch was nach Routineeinsatz klingt, endet in einer Tragödie. Schneider wird tot geprügelt, die Kollegin überlebt verletzt und traumatisiert, kann sich aber an nichts erinnern. Schneider war mit seinem Arbeitskollegen Stefan Pohl (Max Simonischek) liiert, eine Beziehung, die bei vielen Kollegen und auch bei dem mürrischen Dienststellenleiter Bernd Schäfer (Götz Schubert) nicht gut ankam.

Rasch werden Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) auf den drogenabhängigen Ben Theissen (Hauke Diekamp, der mit seinen fast 30 eindeutig eine Fehlbesetzung als Jugendlicher ist) aufmerksam, da sich die Tat in dessen Elternhaus ereignete. Doch dann wird dieser am Tatort erschossen. Wer wollte sich da rächen?

Hölzerne und unglaubwürdige Figuren, keine Nähe

Homophobie, Drogensucht, Gewalt, fehlende Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, Mobbing, Selbstjustiz. Rainer Butt und Christine Hartmann, die auch Regie führte, haben viel in den neuen „Tatort“ gepackt. Und man muss leider festhalten, dass sie gescheitert sind. Das liegt an den hölzernen und unglaubwürdigen Figuren, zu denen man keine Nähe aufbaut.

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Auch gehen sie seltsam lieblos mit ihnen um. Warum etwa ein paar Jugendliche, die zwar Drogen genommen haben, aber ansonsten offensichtlich gut drauf waren, derart brutal auf einen Polizisten einprügeln, erschließt sich nicht mal im Ansatz.

Dialoge aus der Klischeekiste

Das noch größere Problem sind aber die wirklich schrecklichen Dialoge. Da sagen junge Leute Sachen wie „Ist alles easy. Mach keinen Scheiß“ und „Fuck, Alter. Das ist nicht gut, wenn die uns zusammen sehen.“ Von der traumatisierten Polizistin hört man: „Ich drücke mich nicht vor meinen Pflichten“ und „Ich will keinen Stempel aufgedrückt bekommen.“

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„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.

Direkt im Anschluss an jede Sendung am Sonntagabend folgt dann unsere „Tatort“-Kritik.

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Und Ballauf und Schenk klingen ebenfalls wie aus der Klischeekiste: „Das bringt doch jetzt nichts“, „Wir stehen noch ganz am Anfang“. Die Liste könnte man problemlos fortsetzen. So wirken die Darsteller wie eine Laienspieltruppe und die Geschichte lässt einen als Zuschauer kalt. Ärgerlich. Dieser Kölner „Tatort“ ist nach vielen guten Folgen der vergangenen Wochen und Monate leider eine Enttäuschung.  

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